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Wo Himmel und Wasser sich berühren

Die Torfkahnfahrt-Saison im Teufelsmoor wurde mit einer Taufe eröffnet. Seit Jahrhunderten prägen die schwarzen Boote die Wasserstraßen der Region. Heute ermöglichen verschiedene Vereine und Anbieter Fahrten durch die historische Kulturlandschaft.

Lanfkreis. Wenn morgens der Nebel aufsteigt und das Wasser der Hamme still wie ein Spiegel daliegt, scheint die Zeit stillzustehen. Langsam schiebt sich ein schlanker Torfkahn durch die Kanäle, das Paddel taucht fast lautlos ins Wasser, Schilf raschelt am Ufer. Auf den Wasserwegen des Teufelsmoores, zwischen Osterholz-Scharmbeck und Worpswede, lebt eine alte Kultur weiter: die der Torfschiffer, die einst mit ihren schwarzen Booten den Lebensstoff der Region transportierten – den Torf.

Die Geschichte der Torfkähne reicht zurück ins 18. Jahrhundert. Damals ließ Jürgen Christian Findorff, der als „Moorarchitekt“ in die Regionalgeschichte einging, ein weitverzweigtes Netz aus Wasserstraßen anlegen. Auf diesen Kanälen transportierten die Siedler den mühsam gestochenen Brennstoff aus den Mooren zu den Städten Bremen und Bremerhaven. Die Arbeit war hart, das Leben einfach – doch der Torfkahn war das Symbol für das Überleben in einer unwirtlichen Landschaft.

Heute erinnern die Fahrten mit liebevoll nachgebauten Kähnen an diese Geschichte. Und sie bieten die vielleicht eindrucksvollste Möglichkeit, die einzigartige Kulturlandschaft Teufelsmoor zu erleben – langsam, lautlos, naturnah.

Eine neue Moordeern auf der Hamme

Dass diese Tradition lebendig bleibt, zeigte sich kürzlich bei einer besonderen Feier im Osterholzer Hafen: Unter strahlender Sonne wurde dort der neueste Torfkahn der Torfkahnschiffer Osterholz-Scharmbeck e.V. feierlich getauft.

„Ich taufe dich mit diesem Hammewasser auf den Namen Moordeern und wünsche dir viele glückliche Mitfahrerinnen und Mitfahrer in den nächsten Jahren. Und natürlich sollst du immer eine Handbreit Wasser unter dem Kahn haben“, rief Landrat Bernd Lütjen und ließ zur Freude der zahlreichen Gäste Wasser auf den eleganten schwarzen Rumpf spritzen.

Zuvor hatte er gemeinsam mit dem stellvertretenden Bürgermeister Klaus Sass und Vereinsvorsitzendem Uli Mohr eine kleine Probefahrt durch den Hafen unternommen.

Die „Moordeern“ ist der vierte Neubau eines klassischen ½-Hunt-Torfkahns aus der renommierten Werft Fricke und Dannhus am Dümmersee. Rund drei bis vier Monate Bauzeit und etwa 400 Arbeitsstunden stecken in jedem Kahn. Während der Korpus inklusive Mast und Ruder von der Werft geliefert wurde, übernahmen die Mitglieder des Vereins den Innenausbau selbst – mit großer Liebe zum Detail.

Möglich wurde das Projekt nur durch die Unterstützung aus dem europäischen LEADER-Programm sowie Fördermittel der Stadt Osterholz-Scharmbeck und des Landkreises.

Musikalisch begleitet wurde die Taufe von Akkordeonspieler Detlef Gödicke und dem Shanty-Chor des Segel-Clubs Hamme e.V., die mit Seemannsliedern für maritime Stimmung sorgten.

Pünktlich zum Saisonstart am 1. Mai können Gäste nun mit der „Moordeern“, dem „Moorbutjer“, der „Moorelfe“ und dem „Moortroll“ wieder ins Teufelsmoor starten.

Bis zu sechzehn Gäste finden auf jedem Kahn Platz. Landrat Bernd Lütjen lobte das Engagement der Torfkahnschiffer: „Ihr macht mit eurer Arbeit Osterholz-Scharmbeck überregional bekannt und seid an der positiven Entwicklung im Tourismus maßgeblich beteiligt.“

Torfkahnfahren heute

Wer die Magie einer Fahrt durchs Teufelsmoor erleben möchte, hat heute eine Vielzahl an Möglichkeiten. Ob romantisch, naturkundlich oder traditionell: Verschiedene Vereine und Gastgeber halten die alte Tradition der Torfkähne lebendig und bieten unvergessliche Erlebnisse auf den stillen Wasserstraßen an. Neben den klassischen Touren gibt es zahlreiche Sonderfahrten, die die Torfkahnfahrt zu einem besonderen Erlebnis machen. So kann man bei einer Abenddämmerungsfahrt die ruhige Atmosphäre der untergehenden Sonne genießen oder bei einer Sonnenaufgangsfahrt den Tag auf dem Wasser begrüßen. Besonders stimmungsvoll sind auch Lampionfahrten, die das Teufelsmoor in ein magisches Licht tauchen.

Adolphsdorfer Torfschiffer

Im kleinen Ort Adolphsdorf bei Grasberg starten die Adolphsdorfer Torfschiffer ihre Fahrten auf der Hamme. Liebevoll restaurierte Kähne bringen Gäste durch die stille Moorlandschaft, vorbei an weiten Wiesen, kleinen Brücken und verwunschenen Uferpartien. Besonders beliebt sind die stimmungsvollen Abendfahrten, bei denen die Sonne langsam im Moor versinkt.

Torfkahnschiffer Osterholz-Scharmbeck e.V.

Direkt in Osterholz-Scharmbeck ist der Verein der Torfkahnschiffer aktiv. Mit ihren vier eigenen Booten – der „Moordeern“, dem „Moorbutjer“, der „Moorelfe“ und dem „Moortroll“ – bieten die rund 22 engagierten Mitglieder verschiedene Touren an. Gestartet wird zumeist im Osterholzer Hafen. Die Fahrten führen durch die romantischen Wasserläufe der Hammeniederung und dauern zwischen anderthalb und zweieinhalb Stunden. Besonderheit: Auch Sonderfahrten für Familienfeste oder Firmenevents sind buchbar.

Findorffs Erben

Der Verein „Findorffs Erben“ in Kohlbecksmoor knüpft direkt an das Erbe des berühmten Moorkolonisators Jürgen Christian Findorff an. Die Torfkahnfahrten führen hier nicht nur durch ursprüngliche Moorlandschaften, sondern sind oft eingebettet in thematische Touren über die Geschichte des Torfabbaus, die Siedlerfamilien und die Entwicklung des Künstlerdorfs. Ideal für alle, die Naturerlebnis und Wissen verbinden möchten.

Worpsweder Torfschifffahrt

Mitten im Herzen von Worpswede bietet die Worpsweder Torfschifffahrt Fahrten auf der romantischen Hamme an. Im historischen Ambiente, unweit der berühmten Künstlerhäuser, starten die Torfkähne zu Fahrten durch die faszinierende Landschaft. Besonders gefragt sind die „Erlebnisfahrten“, bei denen neben der Natur auch Kultur und Geschichte im Mittelpunkt stehen.

Landgasthaus Dierks

Wer Urlaub und Torfkahnromantik verbinden möchte, ist beim Landgasthaus Dierks in Schlußdorf genau richtig. Hier können Gäste nicht nur auf dem nahegelegenen Campingplatz übernachten, sondern direkt vor Ort eine Torfkahnfahrt unternehmen. Das urige Gasthaus bietet zudem regionale Spezialitäten an – perfekt, um einen Tag auf dem Wasser genussvoll ausklingen zu lassen.

Saisonhighlight: Die HammeNacht

Ein besonderes Highlight der Saison ist die HammeNacht, die am 2. August stattfindet. An diesem Abend legen alle Torfkähne der Region gemeinsam ab und fahren vom Sonnenuntergang bis zum Vollmondschein. Musikalische Begleitung, geselliges Beisammensein und kulinarische Köstlichkeiten an einem Zwischenstopp machen die Fahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis. Der Vorverkauf startet am 16. Juni.

Karten für Torfkahnfahrten in der Region sind auch beim ANZEIGER erhältlich.

 


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