Wahrzeichen ist umgezogen
Einst war sie Wahrzeichen und Grund für lebhaften Handel in heutigen Lilienthaler Ortsteil Seebergen: die Seeberger Mühle. Das Original steht nicht mehr, doch der Heimatverein hat bereits 1983 ein Modell angefertigt. Der drei Meter hohe Nachbau ist kürzlich an den Brünings Hof umgezogen.
Die echte Mühle stand in der Nähe des heutigen Feuerwehrhauses, Am Mühlenberg; heute ist von ihr nur noch den Mühlen-Körper zu sehen. Nach vielen Wirrungen und Umnutzungen des geschichtsträchtigen Gebäudes wären in den 1950er Jahren Sanierungen erforderlich geworden, auf die der damalige Besitzer letztendlich verzichtete. So wurden Kopf und Flügel abgetragen und der Mühlenrumpf zu dem heutigen Wohngebäude umgebaut.
Wahrzeichen auf Reisen
Hier könnte die Geschichte der Mühle enden. Nicht so in Seebergen. Schon immer waren sich die Menschen, deren Heimat das Dorf am Moor ist, ihrer Geschichte bewusst. So schufen sie 1983 einen Nachbau „ihrer“ Mühle und gaben ihr zwischen Brünings Hof und Sporthalle einen guten Platz. Der Plan der Kreativen war damals, die Seeberger Mühle als Wahrzeichen bei Festumzügen zu präsentieren. Und so geschah es dann auch. Wurde der Heimatverein Seebergen zur Teilnahme an solchen Umzügen eingeladen, stellten die Mühlenfreunde sie auf einen bunt und liebevoll geschmückten Wagen. Eine besondere Beachtung erfuhr sie im letzten großen Dorf-Jubiläumsjahr 1995. Es war vorläufig ihr letzter öffentlicher „Auftritt“, bevor sie nach einer kurzen Zeit vor dem ehemaligen Domheim an ihren dann letzten Standort gebracht wurde: vor dem Haus von Herbert und Erika Grotheer in der Bergstraße. Sie kümmerten sich seit dem um sie und sorgten für ihre Pflege. 2007 machte die Mühle noch einmal kurz einen Ausflug auf dem Festwagen des Heimatvereins Seebergen beim Umzug anlässlich des 775-jährigen Bestehens der Gemeinde Lilienthal.
Zurück zum Brünings Hof
Nun, 25 Jahre nach dem letzte großen Seeberger Dorfjubiläum, entschied der Heimatverein Seebergen, dass die Mühle wieder ihren Platz am Brünings Hof bekommen sollte. Im Herbst 2019 nahm die Mühle Abschied von ihren Pflegeeltern und ging in die Hände von vielen fleißigen Helfern über. Unter der Regie von Friedhelm Buerhop und Werner Recker erlebte sie quasi eine Wellness-Kur: der Kopf wurde gewaschen und neu gestylt, die brüchigen Flügel wurden ausgebessert und bekamen einen neuen Anstrich und der Körper erhielt eine innere und äußere Runderneuerung. Am 9. Mai war es dann soweit. Die Seeberger Mühle wurde unter Beachtung der Abstandsregeln hinter dem Zaun am Brünings Hof aufgerichtet und zusammengesetzt.
Überraschung am Mühlentag
Und dort steht sie nun: In neuem Gewand, strahlend, leuchtend in der Frühlingssonne, stattliche drei Meter in der Höhe und immerhin fast zwei Meter im Durchmesser, auf einem gemauerten Sockel, der sie noch einmal einen halben Meter anhebt. „Wir sind so froh, dass wir die Mühle wieder vor dem Brünings Hof stehen haben und sagen Danke an alle, die dabei geholfen haben“, sagte André Germendorff zu den Aufbauhelfern und den anwesenden Vorstandskollegen des Heimatverein Seebergen. Wer konnte, war für einen kurzen Moment mit dabei. „Trotz oder wegen Corona, war dies ein sehr besonderer Moment und es war schön, uns nach so vielen Wochen zumindest auf Abstand mal wieder zu sehen“, betonten dann auch die anderen Vorstandsmitglieder.
Alle anderen Zaungäste im Dorf wurden vorab über die Pläne informiert und zu einem sonntäglichen Besuch am Brünings Hof eingeladen. Am Tag der Mühle, dem 10. Mai, warteten wieder einmal eine Überraschung für die Seeberger Kinder am Zaun vor dem Brünings Hof. Aus der Vereinskasse spendierte der Verein kleine Topfblumen zum mitnehmen: „Liebe Kinder kommt vorbei und nehmt eine Überraschung für Eure Mamas mit.“ Denn der Tag der Mühle war schließlich auch Muttertag. Seitdem sind nun alle Besucher Seebergens eingeladen, zum Brünings Hof zu kommen und sich an dem neuen Schmuckstück im Herzen des Dorfes zu erfreuen.