TiO erhält Willy-Beutz-Schauspielpreis für „Charlies Weg“
Mit dem Stück „Charlies Weg“ hatte sich das TiO um den mit insgesamt 6.000 Euro dotierten Preis des Niederdeutschen Bühnenbundes Niedersachsen und Bremen e.V. beworben und auch gleichzeitig die Preisverleihungsfeier im Gut Sandbeck ausgerichtet – zu Corona-Zeiten nicht die einfachste Herausforderung.
Dass der Name der gastgebenden Bühne als Gewinnerin genannt wurde, überraschte am meisten die Bühnenleiterin Astrid Gries. Sie bedankte sich mit Tränen in den Augen bei der Jury und am meisten bei „ihrer tollen Truppe“.
Präsident des Niederdeutschen Bühnenbundes Arnold Preuß, der auch gleichzeitig als Vertreter der letzten Gewinnerbühne „Theater am Meer“ in Wilhelmshaven in der Jury gesessen hatte, sprach die festliche Laudatio zur Verleihung. „Jede der sieben Inszenierungen, die sich um den Preis beworben hatten, war preiswürdig“, sagte er im Namen der weiteren Juroren. Platz sieben bis Platz drei lägen bewertungsmäßig relativ dicht beieinander und damit insgesamt niveaumäßig im oberen preisverdächtigen Segment.
Das Niederdeutsche Theater Delmenhorst belegte mit der Inszenierung „Tied to leven“ den dritten Platz und gewann 1.000 Euro, den zweiten Platz sicherte sich das Niederdeutsche Theater Neuenburg mit dem Thriller „De Höll töövt nich“ und damit 2.000 Euro. „Verdient auf Platz Eins“ sei das Theater in Osterholz-Scharmbeck mit der Tragikomödie „Charlies Weg“ in der Regie von Bernd Schröter gelandet, sagte Arnold Preuß und sprach erst nach den überraschten Ausrufen und der gelösten Freude aus dem Publikum weiter. „Die Jury sagt: Dem TiO ist mit der Inszenierung der Tragikomödie ‚Charlies Weg‘ ein mehr als überzeugender erster Platz im Wettbewerb gelungen. Die Geschichte von Charlie Bock, der nur noch wenige Monate zu leben hat, und feststellt, dass er das bisher noch gar nicht richtig getan hat, wird lebensecht und überzeugend dargestellt.“
Dabei sei der verhältnismäßig kleine Bühnenraum optimal genutzt worden, und allein die Darstellung der ziellosen Autofahrt Bocks mit seinem Tod auf dem Beifahrersitz habe schon für herrliches Kopfkino gesorgt. Großes Lob auch für die fünf Darsteller, die durch nuancenreiches Spiel in Wort, Blick und Gestik geglänzt hätten. „Die Regie hat klug und dezent den inszenatorischen Rahmen geschaffen, sowie die Ensemblemitglieder zu großer Spielfreude geführt, ohne dass diese die notwendige Ernsthaftigkeit vergessen haben.“ Damit sei „Charlies Weg“ vom Theater in OHZ eine sehr beeindruckende, hochprofessionelle Leistung, die mehr als verdient den Willy-Beutz-Schauspielpreis 2020 und damit 3.000 Euro gewonnen habe.
Willy Beutz selbst hätte seine helle Freude an den sieben Inszenierungen und nicht zuletzt an „Charlies Weg“ gehabt, denn er wollte mit dem Preis zeigen, dass Plattdeutsch mehr ist als „bloots Juchhei un Schandudel“. Das Theater in OHZ hatte bereits 2001 mit „Sibirien“ den ersten Preis des Willy-Beutz-Preises abgeräumt. Die Umstände der Corona-Pandemie haben die niederdeutschen Bühnen schmerzlich getroffen, auch das TiO. „Lassen Sie uns diese Preisverleihung als ein hoffnungsvolles Zeichen für die Theater sehen - Land ist in Sicht - auch wenn es einen normalen Theaterbetrieb für lange Zeit nicht geben wird. Wüllt hapen, dat sik dat noch ännert, anners warrn vele Theater nich överleven können…“