Ritterhude macht den Anfang Energetisches Quartierskonzept wird erstellt
Der Impuls kam von außen - genauer gesagt aus Polen. Die Partnergemeinde Sztum fragte an, ob man nicht gemeinsam am deutsch-polnischen Projekt „Städtepartnerschaft für eine emissionsarme Wirtschaft“ teilnehmen wolle. Aus den Anregungen während der zweijährigen Laufzeit entstand schließlich die Idee, die Wohnquartiere in Ritterhude einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau, kurz KfW, vergibt aktuell Fördermittel für die Erstellung energetischer Quartierskonzepte. Schon fünf Wochen nach der Antragstellung trudelte die Bewilligung im Rathaus ein. „Sowas habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gesehen“, zeigte sich Projektentwickler Ulrich Müller erstaunt. Mit dem Bescheid in der Tasche kann das Projekt, das aus zwei Phasen besteht, nun angegangen werden.
Zunächst wird die Erstellung des Quartierskonzeptes ausgeschrieben. Ein geeignetes Planungsbüro wird sich dann das Gebiet rund um die Straßen „Mühlenberg“, „Am Großen Geeren“ und das sogenannte Bäumeviertel genauer ansehen. Viele der Wohnhäuser stammen aus der Nachkriegszeit und wurden ab 1950 für Flüchtlinge gebaut, andere entstanden in den 1960er-Jahren, als es einen regen Zuzug aus Bremen gab. „Das waren ganz andere Bau- und Dämmtechniken“, erklärt Christian Meyer-Hammerström. Energieeffizienz spielte damals keine Rolle - Hauptsache, ein Dach über dem Kopf. Das Planungsbüro wird in seinem Konzept ein Paket aus Maßnahmen vorschlagen, um die Energieeffizienz im Quartier zu verbessern.
In der zweiten Phase geht es dann darum, den Hausbesitzern die konkreten Möglichkeiten der Modernisierung aufzuzeigen. Dazu wird für drei Jahre ein Quartiersmanagement, ebenfalls gefördert von der KfW, installiert. Dessen Aufgaben werden unter anderem von den Energieberatern der Stadtwerke wahrgenommen. Neben Beratungsgesprächen soll es auch Info-Veranstaltungen vor Ort geben. „Solche Konzeptionen leben davon, dass man dem Hausbesitzer ganz konkret sagen kann, was er machen kann und was er davon hat“, sagt Meyer-Hammerström. Tatsächlich gibt es für Anwohner - zusätzlich zur Wertsteigerung der Immobilie und Senkung der Energiekosten - einen sehr konkreten finanziellen Anreiz, die Modernisierung in Angriff zu nehmen: Wenn das Quartierskonzept erst einmal fertig ist und vom Rat beschlossen wird, kann der gesamte Bereich als Sanierungsgebiet ausgewiesen werden. Das heißt, Anwohner können 90 Prozent ihrer Investitionen von der Steuer absetzen.
Als Vorreiter in Sachen Quartierskonzept im Landkreis Osterholz hofft Ritterhude, auch andere Gemeinden auf die Fördermöglichkeiten aufmerksam machen zu können. „Was wir hier tun, können andere sich ganz leicht abgucken“, ermutigen Susanne Geils und Christian Meyer-Hammerström. Die Erkenntnisse, die das Planungsbüro in Ritterhude sammeln wird, seien mit Sicherheit auch auf andere Siedlungen und Gemeinden übertragbar. Neben dem Quartierskonzept arbeitet die Hamme-Gemeinde an weiteren Maßnahmen für die Energiewende. Aktuell wird beispielsweise ein Klimaschutzkonzept für Ritterhude geplant. Man habe einfach gemerkt, dass man in diesem Bereich noch mehr machen könne, sagt Bürgermeisterin Geils. Nur weil es im Landkreis das übergeordnete Projekt Energiewende 2030 gebe, könne man sich nicht darauf verlassen, dass andere die Arbeit machen. „Der Landkreis kann nur koordinieren, was aus den Gemeinden kommt.“