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Janine Girth

Neuausrichtung auf gutem Weg! - Künstlerhäuser Worpswede ziehen positive Bilanz

Auch die beiden Architekten Helena Rafalsky und Jonathan Heck kamen im Rahmen des „Ausnahmezustandes“ in diesem Jahr nach Worpswede, um ihre Kunst zu präsentieren.  Foto: ui/Archiv

Auch die beiden Architekten Helena Rafalsky und Jonathan Heck kamen im Rahmen des „Ausnahmezustandes“ in diesem Jahr nach Worpswede, um ihre Kunst zu präsentieren. Foto: ui/Archiv

Worpswede (eb). „Ein spannendes und durchgehend aufregendes Jahr liegt hinter uns, aber am Ende können wir eine durchaus positive Bilanz vermelden“, sagt die Vorsitzende des Künstlerhäuser Worpswede e.V., Susanne Weichberger und verweist auf eine Vielzahl von Projekten und Herausforderungen, welchen sich der Verein im letzten Jahr stellen musste und deren Ergebnisse sich sehen lassen können.
Bis zum Jahresende werden rund 300 nationale und internationale Gäste auf Einladung der Künstlerhäuser Worpswede 2018 in den Ort gekommen sein. Darunter Künstlerinnen und Künstler aus Australien, Belgien, Chile, Georgien, den Niederlanden, der Tschechischen Republik und den USA, Akademieklassen aus Aachen, Berlin, Bern, Bremen, Kiel und Krefeld sowie viele deutschsprachige Gäste und natürlich viele Stipendiaten des Landes Niedersachsen.
„Geprägt war das letzte Jahr vor allem durch zahlreiche Gespräche und Verhandlungen des Vorstands mit den Hauptförderern der Martin-Kausche-Ateliers, so der Gemeinde Worpswede, dem Landkreis Osterholz und dem Niedersächsischen Ministerium für Kultur und Wissenschaft, zum anderen mit den Kooperationspartnern, vielen kulturellen Einrichtungen und Initiativen sowie potentiellen Sponsoren“, berichtet Weichberger.
Zudem wurde im Laufe des Jahres von der Essener Agentur „Kulturexperten“ eine Machbarkeitsstudie erstellt, welche „für die Weichenstellung der kommenden Jahre maßgeblich sein wird und viele Ideen hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit der Künstlerhäuser widerspiegelt“. Auch konnten viele neue Mitglieder durch gezielte Ansprache und verschiedene Aktionen seitens des Vorstands geworben werden, so Weichberger.
Das ganze Jahr lief unter dem programmatischen Titel „Ausnahmezustand“. Zum einen stand der Titel für die auf ein Jahr angelegte konzeptuelle Neuausrichtung der Künstlerhäuser und der Erarbeitung eines Zukunftskonzepts. Zum anderen für eine Projektreihe, die von der Künstlerischen Leitung der Künstlerhäuser, Katharina Groth, gemeinsam mit dem Worpsweder Künstler und Kurator David Didebulidze realisiert wurde.
In dem ehemaligen Hotel Eichenhof wurde von März bis Oktober 2018 ein temporärer Projektraum geschaffen, in dem unter Beteiligung von über 60 nationalen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern alle 14 Tage insgesamt 16 Projekte realisiert wurden, die rund 2.000 Interessierte Besucher anlockten. Mit diesem Projekt sollte einerseits darauf hingewiesen werden, dass es in Worpswede an freien Räumen für die Präsentation von Künstlerinnen und Künstlern fehlt, andererseits gab der „Ausnahmezustand“ notwendige Einblicke in die aktuelle Kunstproduktion insbesondere von den Gästen der Künstlerhäuser, aber auch regional arbeitender Künstlerinnen und Künstlern .
„Mit diesem Projekt, welches publikumswirksam in Szene gesetzt wurde, konnte Katharina Groth wichtige Akzente im Ort setzen, die zu mehr Diskussionen über zeitgenössische Kunst führten und die Künstlerhäuser Worpswede zu einer gesteigerten Wahrnehmung verhalfen“, lobt der gesamte Vorstand die Arbeit ihrer Künstlerischen Leiterin und bedauert, dass Groth nach Ablauf ihres befristeten Anstellungsverhältnisses im März 2019 nicht mehr zur Verfügung steht. „Ich werde mich nun vermehrt meiner kuratorischen Arbeit widmen“, so Groth. „Wir haben vollstes Verständnis für diese Entscheidung. Wir wünschen ihr im Namen des Vorstands und der Mitglieder des Vereins viele spannende neue Herausforderungen“, so Weichberger.
Dennoch wird sie noch zwei Publikationen der Künstlerhäuser über die eigentliche Zeit hinaus weiterhin betreuen: Dabei handelt es sich um eine Dokumentation des Projekts „Ausnahmezustand“ als auch um ein von den Künstlerhäusern initiiertes Künstlerbuch der die israelischen Künstlerin Karen Russo und deren „Worpswede-Projekt“, welches im kommenden Jahr erscheinen soll.
Die Hauptaufgabe des Vereins besteht nach wie vor in der Einladung und Unterbringung von national und international arbeitenden Künstlerinnen und Künstlern verschiedenster Bereiche wie Bildende Kunst, Musik und Literatur. Neben den Stipendiaten des Landes Niedersachsen, sollen aber wieder weitere Kunstschaffende die Möglichkeit erhalten, in den Martin-Kausche-Ateliers auch für eine längere Aufenthaltsdauer projektorientiert zu produzieren. Hierbei wird verstärkt auf interdisziplinäre Projekte gesetzt, welche in den nächsten Jahren einen besonderen Schwerpunkt erhalten werden.
Ebenso wird die Zusammenarbeit mit dem Worpsweder Museumsverbund weiter ausgebaut. Bereits in diesem Jahr waren zahlreiche Künstlerinnen und Künstler sowie Akademieklassen der großen Sommerausstellung „Kaleidoskop“ in den Künstlerhäusern zu Gast und erarbeiteten dort ihre Projekte.
Neben nationalen und internationalen Einzelkünstlern kamen immer häufiger Gruppen für einen Aufenthalt nach Worpswede, auch wenn die räumlichen Möglichkeiten leider schnell an ihre Grenzen stießen. „Um Gruppenaufenthalte insbesondere im Rahmen des weiter voranzutreibenden Akademieaustauschs zukünftig besser gestalten zu können, bedarf es besserer und optimierter Bedingungen in den Ateliers“, so Arie Hartog, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands: „Neben einer notwendigen Sanierung der Häuser wird intensiv an eine Umgestaltung der Räume gedacht, die neben Einzel- auch Gruppenaufenthalte ermöglichen. Eine außerordentliche Schwerpunktaufgabe in den kommenden Jahren wird sicherlich die Optimierung der Martin-Kausche-Ateliers sein“.
Alle architektonischen Möglichkeiten sollen hierbei mit dem Ziel ausgelotet werden, nur geringfügige aber effiziente Eingriffe vornehmen zu müssen, um die Grundstruktur erhalten zu können. Hierzu laufen bereits seit diesem Jahr verschiedene Projekte mit Studierenden der Architektur als auch mit Architekten und Bauplanern. Ebenso werden bereits einige in der Vergangenheit gemachte Vorschläge zu Umgestaltungen neu angeschaut und diskutiert werden.
Neben der Schaffung von Gruppenarbeitsräumen soll ebenso die Möglichkeit gegeben werden, vor Ort nicht nur Atelierbesuche und Künstlergespräche wie bislang durchführen zu können, sondern auch kleine Ausstellungen und Präsentationen. In einem nun anstehenden intensiven Prozess einer möglichen Sanierung der Martin-Kausche-Ateliers wird intensiv darüber nachgedacht, wie sich die Künstlerhäuser auch weiter den Worpsweder Bürgerinnen und Bürgern öffnen können.
Neben dem experimentellen Projekt „Ausnahmezustand“ wurden in diesem Jahr auch wichtige und bereits etablierte Projekte weitergeführt. So konnte bereits zum dritten Mal das Kinder-Kunstprojekt „Kix“ in Kooperation mit der Grundschule Worpswede und der vor Ort sehr engagierten Middeldorf-Stiftung erfolgreich durchgeführt werden. Dieses für die Kunstvermittlung wichtige Projekt für Worpswede wird auch im kommenden Jahr eine Neuauflage erfahren, berichtet Weichberger.
Gemeinsam mit dem Literaturfestival globale, dem virtuellen Literaturhaus Bremen und Partnern in der Tschechischen Republik wurde das deutsch-tschechische Austauschprogramm „Tapetenwechsel“ für Schriftstellerinnen und Schriftsteller durchgeführt, welches zwei Literaten einen Aufenthalt in den Martin-Kausche-Ateliers ermöglichte. Auch im kommenden Jahr wird es eine weitere Zusammenarbeit geben.
Unterdessen wurde die Neuausschreibung der Stelle der Künstlerischen Leitung formuliert, die sich weitestgehend an der Machbarkeitsstudie und der Neuausrichtung der Künstlerhäuser orientiert.


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