Janine Girth

„Lebenswichtigen Adern der Region“ - Experten zertifizieren Sicherheitsstandards der Netze und der Kläranlage

Strahlende Gesichter auf der Kläranlage bei der Übergabe des Zertifikats von Ralf Hilmer (rechts) an Daniela Rahn und Kai Finken (beide Osterholzer Stadtwerke).  Foto: eb

Strahlende Gesichter auf der Kläranlage bei der Übergabe des Zertifikats von Ralf Hilmer (rechts) an Daniela Rahn und Kai Finken (beide Osterholzer Stadtwerke). Foto: eb

Osterholz-Scharmbeck (eb). Schmutzwasserkanäle und Kläranlagen haben einen wichtigen Einfluss auf die Umwelt. Die Osterholzer Stadtwerke haben sich jetzt in diesem Bereich von externen Fachleuten genauestens prüfen lassen.
Deutschlandweit gibt es rund 8.000 Kläranlagen, davon haben sich bisher nur rund 200 im Rahmen des Technischen Sicherheits-Managements (TSM) zertifizieren lassen. Das erläuterte Ralf Hilmer, der Geschäftsführer des norddeutschen Landesverbands der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA) bei der Urkundenübergabe auf der Kläranlage in Lintel. Einen „gesetzlichen Zwang“ gebe es nicht.
Super Prüfung
Daniela Rahn (Leiterin Entwässerung) und Kai Finken (Kläranlagenmeister, beide Osterholzer Stadtwerke) hätten am liebsten fehlerfrei die Prüfung bestanden. Am Ende gab es doch einen kleinen Handlungsbedarf. Hilmer tröstete mit dem Verweis auf „eine super Prüfung, die das kleine Team abgeliefert habe. Meistens sind es große Unternehmen. Je kleiner das Unternehmen, desto weniger Spezialisten gibt es und umso höher ist die Leistung anzuerkennen“. Es war eine der „absolut besseren Prüfungen“, meistens haben die Handlungsempfehlungen einen Umfang von einer DinA4-Seite und mehr.
Beim TSM werden die Einhaltung der technischen Regeln und der technischen Standards geprüft. Mit den Prüfern findet ein Austausch auf Augenhöhe statt, was kann man optimieren und wie gestalten andere die verschiedenen Vorgänge. Das Ziel sind klare Strukturen, einfache Arbeitsabläufe, Rechtssicherheit beim Gewässerschutz und Arbeitsschutz zur Vermeidung von Unfällen.
Sicherheitsstandards gewährleistet
Die Osterholzer Stadtwerke haben ihre technischen Einheiten von externen Fachleuten unter die Lupe nehmen lassen und alle Prüfungen erfolgreich abgeschlossen. „Das Technische Sicherheits-Management (TSM) ist eine Bestätigung dafür, dass wir in allen Bereichen die erforderlichen Sicherheitsstandards gewährleisten“, freut sich Wolfgang Heeger, Prokurist und Leiter Netze, beim regionalen Energieversorger. „Die voll funktionsfähigen Netze für Strom, Gas, Trink-, Schmutz- und Regenwasser sind die lebenswichtigen Adern unserer Region. Wir tragen dafür eine hohe Verantwortung und stellen damit die Versorgungssicherheit für die Bürger sicher. Und natürlich tragen wir damit auch zur Arbeitssicherheit unserer Kollegen mit bei.“
TSM ist für Wolfgang Heeger „ein auf die Probe stellen der gesamten Abläufe“. „Es besteht immer die Gefahr, dass man ‚betriebsblind‘ wird. Durch solch ein Verfahren erkennen wir Lücken und können diese schließen. Wir setzen das technische Regelwerk so um, wie es gefordert wird.“
Nach den erfolgreichen Zertifizierung der Bereiche Gas/Wasser (2017) und Strom (2018) hat sich zum Abschluss der Bereich Entwässerung im Rahmen des TSM rechtsicher aufgestellt. Etwa ein Jahr liefen die umfassenden Vorbereitungen von Kai Finken, dem Abwassermeister der Kläranlage in Lintel, und Daniela Rahn, der Leiterin Entwässerung bei den Osterholzer Stadtwerken.
Schutz von Bürgern und Umwelt
„Durch die TSM-Zertifizierung wissen wir, dass wir alles getan haben, um Bürger, Umwelt und Belegschaft zu schützen und damit zugleich Unfälle und Haftungsrisiken zu vermeiden“, erklärt Daniela Rahn. „Mir ist es wichtig, sicher und gut in unserem Unternehmen organisiert und aufgestellt zu sein. Durch die TSM-Zertifizierung haben wir nun den Beleg dafür.“
Es wurden drei fachspezifische Handbücher geschrieben, ein Gefahrenkataster aufgestellt und Risikoanalysen entwickelt. Der Alarmplan sowie die Dienst- und Betriebsanweisung sind nun auf den neuesten Stand. Weiterhin wurden Explosions-Schutz-Zonenpläne neu gezeichnet. Sorgfältig überprüft wurden auch die Organisationsstrukturen, die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften sowie technischer Regelwerke. Enthalten sind auch weitere Kapitel über Gefahrenstoffe, Krisenmanagement, Arbeitsschutz, Bereitschaftsdienst, Wartungs-, Schulungs-, Mitarbeiter-Entwicklungspläne und vieles mehr.
„Wir mussten dafür sehr, sehr viel ausarbeiten. Das gesamte Team hat dabei sehr engagiert mitgewirkt. Und wir sind froh, dass wir das getan haben. Es sind uns Sachen aufgefallen, die sonst immer so mitliefen. Unsere Kollegen auf der Kläranlage und die Kollegen aus der Entwässerung wissen was sie tun und es läuft auch alles glatt. Unsere Arbeit hat für die Natur und die Menschen eine ganz hohe Bedeutung. Wir haben uns an die Regelwerke zu halten. Es ist gut, dass wir es jetzt entsprechend der technischen Regelungen dokumentieren,“ erklärt Daniela Rahn.
„Das ist für uns wie ein Neubeginn“, erklärt Daniela Rahn, die vor über einem Jahr die Verantwortung übernommen hat, erleichtert. „Wir haben hier in rasanter Zeit eine große Sache ‚gewuppt‘. Wir haben alles unter die Lupe genommen. Wir haben uns selbst im Rahmen des Verfahrens ganz gründlich überprüft. Jetzt ist alles aktualisiert und wir sind auf dem neuesten Stand.“ Zum Durchatmen bleibt kaum Zeit, denn die nächsten großen Investitionen warten schon. Und dafür ist das Entwässerungsteam der Osterholzer Stadtwerke jetzt gut gerüstet.


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