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Lebendige Mission im Teufelsmoor 141. - Missionsfest auf dem Hof Kommerau

Schlußdorf (eb). Im Jahr 1800 wurde Schlußdorf gegründet, das heute zur politischen Gemeinde Worpswede, aber zur ev.- luth. Kirchengemeinde Grasberg gehört. Als eines der letzten der nach den Plänen von Jürgen Christian Findorff angelegten Dörfer wurde auch Schlußdorf mit Menschen besiedelt, die auf Höfen auf der Geest gearbeitet hatten und die Chance erhielten, das Moor urbar zu machen und sich von dem Ertrag der kargen Böden zu ernähren.
Schriftlesung, Gebet und Abkündigungen sowie die weitere Begleitung durch das Missionsfest übernimmt Pastor Thomas Riesebeck aus der Kirchengemeinde Grasberg.  Foto: eb

Schriftlesung, Gebet und Abkündigungen sowie die weitere Begleitung durch das Missionsfest übernimmt Pastor Thomas Riesebeck aus der Kirchengemeinde Grasberg. Foto: eb

Doch schon acht Jahrzehnte nach Gründung des Dorfes hatte inmitten der Dorfgemeinschaft ein Funke der Erweckungsbewegung gezündet. Er ging aus von dem Wirken des Erweckungspredigers Ludwig Harms (1808 - 1865). In Hermannsburg gründete Harms im Jahr 1849 ein Missionshaus, das zum Zentrum der Erweckungsbewegung in Niedersachsen wurde. Es war der Grundstein der Hermannsburger Mission, die heute „Ev.-Luth. Missionswerk in Niedersachsen“ (ELM) heißt. Der als begabter Redner bekannte Harms feierte in Hermannsburg seit 1846 Missionsfeste. Und schon bald gründeten sich an zahlreichen Orten Missionsvereine, die es sich zur Aufgabe machten, ebenfalls Missionsfeste zu feiern und dabei Spenden zu sammeln, mit denen die Mission in Afrika und Fernost unterstützt wurde - heute nennt man so etwas wohl fundraising.
Auch in Schlußdorf hatte sich ein Missionsverein gegründet. Die älteste schriftliche Quelle über den „Missionsverein zu Schlußdorf“, wie er hieß, befindet sich im Archiv des ELM. Es handelt sich um eine im Jahr 1878 verfasste Urkunde, wonach die Vertreter von sechs Missionsvereinen - aus Heeslingen, Rhade, Hepstedt, Tarmstedt, Scheeßel und Schlußdorf - zu einem „Allgemeinen Hermannsburger Missionsverein“ zusammentreten, zum Zweck der Gru¨ndung und Unterhaltung einer „neuen Hermannsburger Missionsstation in Codoor (Kodur) in Indien“.
Damit dürfte der Missionsverein, der seit 1878 alljährlich das Missionsfest veranstaltet, zu den ältesten Vereinen in der Gemeinde Worpswede gehören. Nicht vielen ist bekannt, daß es das Schlußdorfer Missionsfest war, das der Mitbegründer der Worpsweder Künstlerkolonie Fritz Mackensen 1895 in seinem großformatigen Werk „Gottesdienst im Moor“ festhielt. Rainer Maria Rilke zitiert Mackensen: „Die Leute schon so zu sehen ist famos; nun denke Dir aber diese interessanten Leute bei einem Missionsfest, tief andächtig, unter freiem Himmel. Heute morgen fuhren wir per Wagen nach einem nahen Dorf, und ich hörte bis sechs Uhr abends vier Prediger. Das heißt, ich skizzierte während dieser Predigten die andächtigen Leute. Ich bin ganz selig bei dem Gedanken, später ein Bild davon malen zu können“.
Das diesjährige, 141. Missionsfest findet am 18. August um 14.30 Uhr auf dem Hof Kommerau, Neu-Bergedorfer Damm 7, Worpswede, statt - wie immer am dritten Sonntag im August, bei gutem Wetter unter freiem Himmel, ansonsten unter Dach. Vier Predigten bis sechs Uhr abends gibt es heute nicht mehr, denn außer einem der Grasberger Pastoren sprechen zwei Festredner. Diesmal berichtet zunächst Pastor Michael Thiel, Hermannsburg, Direktor des ELM, aus der Missionsarbeit. Außerdem ist Rüdiger Kurz, Pastor in der Ev.-Luth. Abraham-Gemeinde in Bremen-Kattenturm, eingeladen, der eine Predigt halten wird. Ein Grußwort spricht Pastor Hans Jürgen Bollmann aus Lilienthal als stellvertretender Superintendent des Kirchenkreises Osterholz-Scharmbeck. Schriftlesung, Gebet und Abkündigungen sowie die weitere Begleitung durch das Missionsfest übernimmt Pastor Thomas Riesebeck aus der Kirchengemeinde Grasberg. Im Anschluß lädt der Missionsverein die Besucher zu Kaffee und Kuchen ein.


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