

In Rotenburg hat die Polizei im Jahr 2021 8.119 Straftaten registriert. In Osterholz waren es im gleichen Zeitraum 4.362 Taten. Die Straftatinzidenz liegt in Rotenburg bei 4.957 je 100.000 Einwohner:innen, in Osterholz bei 3.805. Zum Vergleich: die bundesweite Inzidenz liegt bei 6.385 Taten je 100.000 Einwohner:innen.
Der Rückgang von verzeichneten Straftaten wird in beiden Landkreisen von einer steigenden Aufklärungsquote begleitet. In Rotenburg hat diese mit 68,3% den zweithöchsten Wert nach 2020 erreicht. „Diese guten Zahlen sind natürlich im Kontext der Pandemie zu betrachten, sprechen aber eindeutig für sich. Die Menschen im Landkreis Rotenburg leben in einer ungewöhnlich sicheren Region. Die Anzahl der festgestellten Straftaten ist so niedrig wie nie. Die Aufklärungsquote liegt weit über dem Schnitt des Landes Niedersachsen“, freut sich der Leiter der Polizeiinspektion Rotenburg, Jörg Wesemann.In Osterholz sind die Straftaten je 100.000 Einwohner:innen in den letzten zehn Jahren um fast 30% zurückgegangen.
Dieser langfristige Trend könne nicht nur auf die Effekte der Corona Pandemie zurückgeführt werden. Anja Schlichtmann, die Leiterin der Polizeiinspektion Verden/Osterholz, sieht auch in der fokussierten Präventionsarbeit der Polizei einen wichtigen Beitrag zu diesem Erfolg: „Unsere Arbeit werden wir mit großem Engagement weiterführen“.
Mehr Kinderpornografie
Die Straftaten im Bereich der Kinder- und Jugendpornografie haben hingegen deutlich zugenommen. Während im Jahr 2016 nur 16 Fälle in Verden und Osterholz verzeichnet wurden, waren es fünf Jahre später 95 Fälle. Dieser Anstieg kann unter anderem auf die Ausweitung des automatisierten Meldesystems von LKA und BKA zurückgeführt werden. Ein weiterer Grund ist die erhöhte Sensibilität von Eltern und Kindern, die für ein vermehrtes Anzeigeverhalten sorgt.
Die angezeigten Straftaten werden häufig selber von Kindern und Jugendlichen unwissentlich begangen. Ein weitverbreitetes Phänomen ist das Teilen von intimen Fotos und Videos über Messengerdienste. Schicken sich Jugendliche ab 14 Jahren einvernehmlich entsprechende Bilder, machen sie sich in der Regel aber nicht strafbar. Laut Joachim Schuch, Einrichtungsleiter im SOS-Kinderdorf Worpswede, sei es wichtig, mit Kindern und Jugendlichen ins Gespräch über das Thema zu kommen. Von Filtern und Verboten hält er dagegen wenig. Schon sehr junge Kinder müssten aber lernen, ihre Meinung zu vertreten und ihre Rechte zu kennen.
Häusliche Gewalt
Die statistische Erfassung von häuslicher Gewalt erfolgt erst seit Ende letzten Jahres mithilfe einer bundeseinheitlichen Definition. Diese begreift häusliche Gewalt nicht als einzelnes Delikt, sondern als vielschichtiges Phänomen, das Formen von körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt in- und außerhalb der Partnerschaft umfasst. Aufgrund dieser neuen Definition ist ein Vergleich in der PKS nicht möglich. Zudem werden generell viele Fälle nicht polizeilich angezeigt.
Opferorganisationen gehen aber davon aus, dass während der pandemiebedingten Ausgangsbeschränkungen häusliche Gewalt sprunghaft angestiegen ist. Die Täter sind in den allermeisten Fällen Männer. Abgesehen von der strafrechtlichen Verfolgung der Täter ist die Betreuung und Unterstützung von Opfern eine wichtige Maßnahme bei derartigen Fällen. Betroffene Frauen, die sich nicht an die Polizei wenden wollen, können sich vertraulich beim Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter 08000 116 016 oder direkt beim Frauenhaus des Landkreises Rotenburg unter 04261 983 6061 melden.