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"Kaum intakte Moorflächen": Interview mit Dr. Hans Gerhard Kulp

Teufelsmoor (akl). Fragen zum Thema Moore und Klimawandel beantwortet der Diplom Biologe und Moorexperte Dr. Hans-Gerhard Kulp von der Biologischen Station Osterholz e.V.
Dr. Hans-Gerhard Kulp im Teufelsmoor, in der größten Quelle von Treibhausgasen im Landkreis.

Dr. Hans-Gerhard Kulp im Teufelsmoor, in der größten Quelle von Treibhausgasen im Landkreis.

Herr Dr. Kulp, seit wann beschäftigen Sie sich mit den Mooren und was macht Sie zum Moorexperten?
 
Ich arbeite seit fast 30 Jahren im Naturschutz im Teufelsmoor. Da bleibt es nicht aus, dass man zum Experten wird. Dabei interessiert mich in erster Linie der Schutz der Tier- und Pflanzenwelt der Moore. Aber Moore sind nicht nur Lebensräume, sondern auch wichtig für das Klima und den Hochwasserschutz. Intakte Moore sind also auch für die hier lebenden Menschen wichtig.
 
Wie ist die Situation der Moorflächen im Landkreis Osterholz?
 
Wir haben hier leider kaum noch intakte Moorflächen. Auch in den Schutzgebieten sind nur noch Restbestände der ehemals landschaftsprägenden nassen Moore erhalten. Aber Dank der europäischen Naturschutzrichtlinien ist es dem Landkreis gelungen, großflächigen Naturschutz zu verordnen. Das Land und die EU stellen jetzt auch endlich Fördermittel zur Verfügung, um auch substanzielle Schutzmaßnahmen in den Gebieten umzusetzen. Nur außerhalb von Schutzgebieten wird auf den Moorböden zu intensiv entwässert und gewirtschaftet. Die Universität Greifswald hat ausgerechnet das dadurch jährlich 610.000 Tonnen CO2 aus den Moorböden freigesetzt werden. Damit ist das Teufelsmoor die größte Quelle von Treibhausgasen im Landkreis. Nur nasse Moorböden setzen keine Treibhausgase frei.
 
Welche konkreten Maßnahmen sollte die Politik zum Schutz der Moore vorantreiben?
 
Da die meisten Flächen auf Moorböden im Privatbesitz sind, müssen Fördermittel in die Region geholt werden, um die Landnutzung umzustellen auf eine klimaverträgliche Bewirtschaftung mit höheren Wasserständen im Boden. Die Moorbauern sind da besonders betroffen. Das geht nicht von heute auf morgen, sondern ist ein Generationenprojekt. Diesen Transformationsprozess müssen Politik und Verwaltung einleiten und organisieren. Im Grunde ist das vergleichbar mit dem Kohleausstieg. Auch in den Kohleregionen findet in den nächsten Jahrzehnten ein umfassender Strukturwandel statt.
 
Was können die Bürger:innen tun, um Moore zu bewahren?
 
Als Bürger und Konsument hat man wenig Möglichkeiten, die Moore zu schützen. Immerhin sollte jeder beim Kauf von Blumenerde darauf achten, dass sie torffrei ist. Als Hobbygärtner kann man ohne Probleme auf Torf verzichten.

  


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