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Jüdische Kultur im Kaff

Niedersachsen (eb/pvio). Beim Symposium „Judentum in Niedersachsen – lebendig, wertvoll und bereichernd“ brachten jüdische Stimmen zum Ausdruck, dass der effektive Kampf gegen Antisemitismus der zwischenmenschlichen Begegnungen bedarf.

Am Anfang der Woche wurde in der Gedenkstätte Ahlem, einer einstigen jüdischen Gartenbauschule, später Sammelstelle für Deportationen und heute Erinnerungsort, mit der Vorstellung innovativer und bedeutender Projekte, darunter die Informations- und Recherchestelle Antisemitismus (RIAS), nicht nur die Arbeit im Kampf gegen Antisemitismus in Niedersachsen einer breiten Öffentlichkeit präsentiert, sondern es wurden auch neue Gesprächsebenen beschritten. Dem Titel des Symposiums entsprechend, informierten die Vortragenden das Publikum der Online-Veranstaltung zudem über jüdisches Leben in Niedersachsen. „Mit jungen jüdischen Stimmen, klugen Köpfen und ausgewiesenen Experten haben wir das Thema Antisemitismus weitergedacht - fern ab von den standardisierten, eher oberflächlichen Betrachtungen. Für diesen bereichernden Impuls bin ich allen Beteiligten sehr dankbar“, so der Niedersächsische Landesbeauftragte gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens, Franz Rainer Enste, der das halbtägige Symposium veranstaltete. Weiter resümiert Enste: „Gewiss gibt es - das ist mit dem Symposium deutlich geworden - noch viel zu tun. Und klar ist auch, wir sind gefordert, jeder einzelne von uns.“ Mit Mut, Zivilcourage und Empathie müsse man sich den unendlich großen Herausforderungen unserer hyperkomplexen Welt stellen, um sich für eine pluralistische und offene Gesellschaft einzusetzen.
Insbesondere durch die lebendige Podiumsdiskussion mit Mirna Funk, Sylvia Löhrmann, Dr. Elio Adler sowie Peter Prange ist offensichtlich geworden, dass der effektive Kampf gegen Antisemitismus immer wieder der zwischenmenschlichen Begegnungen bedarf. Mit vielen Begegnungen ist nun auch die kommende Zeit für den Niedersächsischen Landesbeauftragten gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens geprägt.
 
Begegnungen
 
Viele Projekte im Rahmen des Festjahres „1700 Jahre Jüdisches Leben ins Deutschland“ mussten auch in Niedersachsen aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden. Aktuell werden jedoch einige Veranstaltungen nachgeholt und so betont der Landesbeauftragte: „In diesem Jahr haben wir die - hoffentlich nicht - einmalige Chance, den unschätzbar großen Beitrag der jüdischen Kultur für unsere Gesellschaft erleben zu dürfen. Wir sollten diese Gelegenheit nutzen, um aus den zwischenmenschlichen Begegnungen und persönlichen Kennenlernen, die uns diese Veranstaltungen so vielfältig bieten, Freundschaften entstehen zu lassen. Denn es sind ebensolche Freundschaften, die für unser Zusammenleben in einem demokratischen, pluralistischen und vor allem den Menschenrechten verpflichteten Land essentiell sind.“
Mit bestem Beispiel vorangegangen ist Enste bei seinem Besuch der Ausstellung „Ernas Welt“ auf dem Schloss Ritzebüttel in Cuxhaven, welchen er gemeinsam mit Sylvia Löhrmann, der Generalsekretärin des Vereins „321-2021: 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“, am 10. Oktober absolvierte. Die Regionalgruppe des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ präsentierte in einer eindrucksvollen Ausstellung das Leben der Cuxhavener Jüdin Erna Asch-Rosenthal, welche das KZ überlebte und sich Zeit ihres Lebens für die Versöhnung einsetzte.
Auch seine Reise „Auf ins Kaff“, unter dessen Titel sich das Syker Vorwerk dem Thema des jüdischen Lebens auf dem Land, insbesondere im Landkreis Diepholz und speziell in der Region rund um Syke annimmt, war eine weitere Begegnung. Ebenfalls im Rahmen des Festjahres „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ eröffnete das Zentrum am vergangenen Sonntag in Anwesenheit des Landesbeauftragten eine Ausstellung mit sechs namhaften internationalen Künstler:innen, die die Geschichte jüdischer Gegenwart und Vergangenheit thematisieren. Der Landesbeauftragte hoffe, dass viele Bürger:innen dem Zuruf der Kuratorinnen Nicole Giese-Kroner und Elianna Renner folgen, um das vermeintliche „Kaff“ Syke, seine Umgebung und die Ausstellung, die noch bis zum 26. Dezember 2021 zu sehen sein wird, zu besuchen.
 
Antisemitismus im Netz
 In der kommenden Woche ist Enste zudem auf einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Words Matter: Antisemitismus im Netz begegnen“ vom European Leadership Network – kurz ELNET – Deutschland e.V. zu hören. Zusammen mit dem Oberbürgermeister Belit Onay, dem Staatssekretär Dr. Jörg Mielke, der Dezernentin für Soziales und Integration Sylvia Bruns sowie dem deutsch-israelischen Publizisten Arye Sharuz Shalicar wird der Landesbeauftragte am Dienstag, den 26. Oktober 2021, um 18 Uhr im Landesmuseum Hannover zu den Vor- und Nachteilen des Internets insbesondere in der Politik sowie im öffentlichen Leben und den sich daraus neu ergebenden Wegen der Kommunikation diskutieren. Dabei wird natürlich auch über die in sozialen Medien verbreiteten Verschwörungsmythen, Falschnachrichten und Hass gesprochen – Themen, die sich allesamt eines antisemitischen „Betriebssystems“ bedienen.


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