Seitenlogo
pvio

Jagen oder nicht jagen?

Das Europäische Parlament hat die Kommission aufgefordert, den Schutzstatus von Wölfen zu lockern. Kritik kommt vom Nabu.

Mit der Lockerung des Schutzstatus sollen Viehbestände gerettet und Landwirte entlastet werden. Die am Donnerstag, 24. November, in Straßburg getroffene Entscheidung kommentiert der im Landkreis Cuxhaven lebende Europaabgeordnete David McAllister: „Seit fast einem Jahr haben CDU und CSU im Europäischen Parlament dafür gekämpft, endlich eine Debatte zum Schutzstatus des Wolfes in Gang zu bringen. Nach langem Widerstand aus anderen Fraktionen stand das Thema diese Woche endlich im Plenum des Europäischen Parlaments auf der Tagesordnung. Unsere heimische Landwirtschaft muss besser vor dem Wolf geschützt werden. Bei uns in Niedersachsen leidet gerade die besonders natürliche und tierfreundliche Weidewirtschaft. Landwirte und Schäfer fühlen sich verzweifelt, unverstanden und hilflos. Der aktuelle Zustand ist nicht tragbar und schützt weder Mensch noch Tier im ländlichen Raum.“ Nach Auffassung von David McAllister tragen die seit mehreren Jahrzehnte geltenden Regeln der gestiegenen Wolfpopulation nicht mehr Rechnung. Daher habe das Europäische Parlament die Kommission aufgefordert, eine wirksame Regulierung des Bestand des Wolfs zu ermöglichen. „Wenn sich Populationen verändern, muss sich auch ihr Schutzstatus ändern. Deshalb liegt es nun an der Kommission, den Schutzstatus des Wolfes gemäß der Habitat Richtlinie und auf wissenschaftlicher Grundlage neu zu bewerten. In unserer Resolution haben wir auch darauf hingewiesen, dass Landwirte im Falle eines Angriffs unterschiedlich und oft unzureichend entschädigt werden. Die europäischen Agrarleitlinien müssen von der Kommission nun so angepasst werden, dass Schäden, verursacht durch Raubtiere wie der Wolf, in Zukunft als staatliche Beihilfe erleichtert werden“, erklärt David McAllister abschließend.

 

Keine Aufnahme ins Jagdrecht

 

Dass Landwirte mehr Unterstützung beim Schutz ihrer Tiere erhalten sollen, das befürwortet auch der Umweltverband Nabu. Den Schutzstatus des Wolfs herabzusenken, ihn also einfacher jagen zu können, lehnt er hingegen ab.

Die Wolfspopulation sei zwar gestiegen, ihre Steigerung verlangsame sich aber. „Das oft behauptete exponentielle, oder gar unkontrollierte Wachstum der Wolfspopulation in Deutschland gibt es nicht, wie die neuen Zahlen des BfN zeigen“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Im Monitoringjahr 2021/22 wurden 161 Wolfsrudel, 43 Paare und 21 sesshafte Einzeltiere in Deutschland festgestellt. Das entspricht einem Anstieg der Territorien um knapp fünf Prozent. In Niedersachsen stieg die Zahl der Territorien von 45 auf 49. Aufgrund dieser Entwicklung hält der Nabu die aktuellen Möglichkeiten, Herdentiere vor dem Wolf zu schützen für ausreichend. Zudem sei Ausdehnung der Bejagung für den Herdenschutz überhaupt nicht hilfreich.„Wölfe lernen durch eine Bejagung nicht, Abstand zu Weidetieren zu halten. Dies kann nur durch Herdenschutz mit Elektrozäunen oder – dort wo es passt – Herdenschutzhunden erreicht werden“, wie NABU-Wolfsexpertin Marie Neuwald erklärt. Darüber hinaus verweist sie darauf, dass 2021 die Risse in Deutschland trotz Wachstums des Wolfsbestandes um 15 Prozent zurück gegangen seien.

Eine Tötung könne nur als letztes Mittel herangezogen werden und dafür seien die rechtlichen Voraussetzungen bereits geschaffen. „Es braucht daher keine Aufnahme ins Jagdrecht. Dies würde Entnahmen sogar aufgrund höherer Bürokratie nur verkomplizieren“, so Neuwald.

Der Nabu fordert stattdessen Bund und Länder auf, die Dokumentation von Rissen zu vereinheitlichen und die Statistiken zugänglich zu machen. Art und Alter des betroffenen Tieres sowie der Zustand des Herdenschutzes sollen in den Risstabellen zu finden sein. Die alleinige Angabe von Rissen pro Jahr suggerieren ansonsten, Herdenschutz bringe nichts. Dabei seien 2021 z.B. in Niedersachsen knapp 73 Prozent der Risse an Schafen auf mangelhaft oder ungeschützten Weiden geschehen.


UNTERNEHMEN DER REGION