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Große Unterschiede in den Branchen

Stade (IHK). Die jüngste IHK-Konjunkturumfrage zeigt: In verschiedenen Branchen wirkt sich die anhaltende Corona-Krise unterschiedlich stark aus.
IHK-Daten aus den letzten 13 Jahren: Die hellblaue Linie zeigt die Erwartungen der Geschäftsleute, die dunkleblaue Linie die tatsächliche Konjunktur.  Grafik: IHK Stade

IHK-Daten aus den letzten 13 Jahren: Die hellblaue Linie zeigt die Erwartungen der Geschäftsleute, die dunkleblaue Linie die tatsächliche Konjunktur. Grafik: IHK Stade

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie hatten die Wirtschaft im Elbe-Weser-Raum auch im vierten Quartal 2020 im Griff. Der erneute Shutdown im November und Dezember hat vor allem den Einzelhandel, Gastronomie und körpernahe Dienstleistungsbetriebe getroffen. Das geht aus der jüngsten IHK-Konjunkturumfrage hervor.
Branchenübergreifend bewertet jeder vierte Betrieb (zuvor: 22 Prozent) seine gegenwärtige Situation als gut, wohingegen 23 Prozent (zuvor 25 Prozent) von einer schlechten Geschäftslage sprechen. Das ist das Ergebnis der IHK-Konjunkturumfrage für die letzten drei Monate des Jahres 2020. „Der Saldo aus positiver und negativer Situationsbeurteilung ist damit wieder im Plus, wenn auch nur minimal“, bilanziert Henrik Gerken, Volkswirt der IHK Stade.
Je nach Branche variieren die Einschätzungen mitunter stark. Kreditinstitute, Finanzdienstleister und Versicherungen berichten von einer befriedigenden Geschäftslage. Die Investitions- und Vorleistungsgüterproduzenten legen bei den Auftragseingängen zu, im Baugewerbe verfügt mehr als jeder zweite Betrieb über Aufträge für mehrere Monate.
 
Einzelhandel greift auf Notreserven zurück
 
Ein düsteres Bild zeigt sich hingegen im Einzelhandel. Jeder zweite Einzelhandelsbetrieb (51 Prozent; Vorquartal: 35 Prozent) spricht von einer schlechten Lage. „Das Weihnachts- und Neujahresgeschäft, die zusammen für viele Einzelhändler bis zu 30 Prozent des Jahresumsatzes ausmachen, wurde durch die angeordneten Geschäftsschließungen erheblich beschnitten“, sagt IHK-Handelsexpertin Kathrin Wiellowicz. „Vor allem die Segmente Textilien, Schuhe und Lederwaren leiden unter den Einschränkungen.“ Teilweise sei Kapital durch den Einkauf von Saisonware gebunden, die aufgrund des erneuten Lockdowns nur unter erschwerten Bedingungen verkauft werden kann. Als Folge berichten die stationären Händler:innen von eingebrochenen Umsätzen und einer schlechteren Ertragslage. Vielfach werde schon auf die „Notreserven“ und das Eigenkapital zurückgegriffen.
Da die Erwartungen an die künftigen Geschäfte stark vom Infektionsgeschehen sowie den damit in Verbindung stehenden Beschränkungen des Wirtschaftslebens abhängen, bleiben die Zukunftsaussichten weiterhin getrübt. Nach neun Prozent im Vorquartal hoffen nun zwar wieder mehr Betriebe (15 Prozent) auf bessere Geschäfte. Allerdings überwiegt weiterhin der Anteil derjenigen, die mit einem eher ungünstigeren Verlauf rechnen (39 Prozent; Vorquartal: 42 Prozent).
 
Falscher Zeitpunkt für Steuererhöhungen
 
Aus Sicht der Betriebe seien die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen das größte Risiko. Neben einer Verlängerung des Shutdowns, einer geringeren Nachfrage sowie Insolvenzen im Kundenkreis sorgen sich die Unternehmen branchenübergreifend um weitere Belastungen. Die finanzielle Situation sei in vielen Betrieben weiterhin angespannt. „Eine Diskussion über steigende Abgaben und Steuern, um die Lasten der Pandemie zu finanzieren, ist im Moment völlig fehl am Platz“, so Henrik Gerken.
 
Verlässliche Perspektive nötig
 
Bund und Länder sollten die Auszahlungen der Hilfsprogramme beschleunigen und eine alsbaldige Antragstellung für die Überbrückungshilfe III ermöglichen, fordert die IHK in einer Pressemitteilung zur Umfrage. Einzelhändler:innen sollten dort die Möglichkeit haben, Abschreibungen auf Saisonware ansetzen zu können. „Das hilft nicht nur bei den vollen Lagern mit Wintermode, sondern könnte auch bei der schon bestellten und nicht mehr zu stornierenden Frühjahrsmode ein wichtiger Punkt sein“, gibt Kathrin Wiellowicz zu bedenken. Außerdem bräuchten die Unternehmen klare Regelungen, die festlegen, unter welchen Bedingungen wirtschaftliche Tätigkeiten möglich sind. Ein ständiges „Auf-Sicht-Fahren“ über die kommenden Wochen und Monate schaffe für die Unternehmen keine verlässliche Perspektive.


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