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Janine Girth

Digitalisierte Rattenbekämpfung - Modernste Technik ermöglicht den gezielten Gifteinsatz

Osterholz-Scharmbeck (eb). Das Thema Digitalisierung schreitet auch bei den Osterholzer Stadtwerken in allen Bereichen mit Hochgeschwindigkeit voran. „Auch im Bereich Entwässerung setzen wir auf neue Technologien, damit wir unsere Prozesse weiter optimieren können, die für die Menschen und Umwelt gut sind“, erklärt die Leiterin Daniela Rahn. Nun setzt das Unternehmen es auch zur Rattenbekämpfung erfolgreich ein. Die 16.000 Euro stammen aus dem neuen Innovations-Topf des regionalen Energieversorgers.

Kai Finken ist als Meister zuständig für die moderne Kläranlage in Lintel und er kümmert sich mit seinem Team um das rund 300 Kilometer lange Kanalnetz in der Kreisstadt, davon sind 190 km für Schmutz- und 93 km für Regenwasser. „Die Kanalrohre sind für die Ratten wie eine Autobahn, da kommen sie schnell und ungestört von einem Ort zum anderen“, weiß der Entwässerungsfachmann.
Damit haben die Kanalspezialisten auch eine hohe Verantwortung für die Bekämpfung der Ratten. Denn Ratten können Krankheiten übertragen und Schäden an Gebäuden und Infrastruktur verursachen. Als Betreiber von abwassertechnischen Anlagen sind die Osterholzer Stadtwerke gesetzlich zur Rattenbekämpfung verpflichtet.
„Vorne kippen wir das Gift rein“
Der 44-jährige Abwassermeister Kai Finken ist schon seit über 17 Jahren auf der Kläranlage tätig und leitet diese seit 2017 mit großer Verantwortung und hohen Umweltbewusstsein. Das bisherige Bekämpfungsverfahren hat ihn schon immer tief betroffen gemacht: „Wir tun hier in der Kläranlage jeden Tag unser Bestes, um das Abwasser sauber zu machen und auf der anderen Seite kippen wir vorne das Gift in unsere Kanäle rein.“
Die Technisierung ermöglicht die Gift-Reduzierung um bis zu 75%. Jahrelang wurden die Giftköder bei den Schächten in das Kanalsystem reingehängt. Ein Teil davon fraßen die Ratten und dabei ließ es sich nicht verhindern, dass ein Teil auch weggespült wurde und zur Abwasserbelastung führte.
Die Spezialisten für Abwassertechnik, Michael Irmler (Foto) und Heiko Brünjes haben sich durch eine Fortbildung im Bereich „Nagerbekämpfung“ weiterqualifiziert. Die Osterholzer Stadtwerke gehören mit zu den „Pionieren“ im Norden, die spezielle Köderschutzboxen einsetzen. Die Ratten nehmen die Box gerne an, denn dort können sie in geschützter Umgebung ungestört fressen. „In den Boxen ist das Gift gegen aufsteigendes Wasser in den Kanälen geschützt und ein Wegspülen wird verhindert“, erklärt Michael Irmler bei seinem Stopp bei Gut Sandbeck.
Bewegungsmelder registriert jeden Rattenbesuch
Das zweite innovative Element der Box ist der integrierte Bewegungsmelder. „Damit wird jeder Rattenbesuch registriert. Etwa alle zehn Tage fahren wir die Schächte ab. Das Lesegerät muss ich nur aus dem Autofenster halten und die Daten von der Box werden umgehend auf meinen Reader übertragen“ erklärt der Entwässerungsfachmann mit Stolz die technische Entwicklung. „Die erfassten Daten geben Aufschluss über das Ausmaß der Ratten in dem Bereich. Früher mussten wir immer erst die bis zu 60 Kilogramm schweren Schachtdeckel öffnen und reinschauen. Teilweise mussten wir auch in die Schächte reinsteigen und den Köder rausholen. Das war immer wie ein ‚Lotteriespiel‘, denn wir wussten nie, ob an der Stelle viele Ratten waren oder ob das Gift weggeschwemmt wurde. Jetzt wissen wir genau, wie oft die Ratten angebissen haben. Und es kommt kein Gift mehr in das Abwasser. Natürlich ist unsere Arbeit so wesentlich leichter und wir haben mehr Zeit für andere Aufgaben.“
Kai Finken freut sich über die innovative Lösung und lobt die Bereitschaft seiner Kollegen zum Lernen des neuen Computerprogramms. Er spricht von einem „professionellen Ködermanagement“, denn sämtliche Daten lassen sich zentral erfassen, dokumentieren und auswerten. „So können wir die Boxen wesentlich wirkungsvoller an den Stellen einsetzen und dabei können wir auch flexibel auf die Hinweise der Bürger reagieren.“ Die Investition von 16.000 Euro für die 20 neuen Boxen ist ein wertvoller Beitrag für die Umwelt und zusätzlich lassen sich die Betriebs- und Giftkosten deutlich reduzieren. Und die Arbeit der Mitarbeiter wird auch vereinfacht.
Keine Lebensmittel in der Toilette entsorgen
Die Entwässerungsspezialisten weisen immer wieder darauf hin, dass Lebensmittel nicht in der Toilette entsorgt werden dürfen. Denn diese sind für die Ratten ein „leichtes Fressen“. Aber auch außerhalb der Kanäle können die Bürger einen wichtigen Teil zur Rattenbekämpfung mit beitragen. Vogelfutterstellen mit ihrem „Streuradius“, Gelbe Säcke, überfüllte Mülltonnen, Tierfutter und Komposthaufen gelten als potenzielle Nahrungsquellen für Ratten und sollten unzugänglich gemacht werden.


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