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Die Lage bleibt angespannt

Lilienthal ist aktuell am schlimmsten vom Hochwasser betroffen. Die Bundesvorsitzende der Grünen und Niedersachsens Umweltminister waren vor Ort.

Lilienthal. Die Hochwasserlage in Deutschland, besonders in Norddeutschland, ist aktuell in aller Munde. Auch bei uns in der Region gibt es betroffene Orte. Vor allem Lilienthal hat es stark getroffen. Mittlerweile ist die Gemeinde des Landkreises Osterholz bundesweit bekannt.

Das nahm auch die Bundesvorsitzende der Grünen, Ricarda Lang, zum Anlass, um persönlich vor Ort mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Gemeinsam mit dem niedersächsischen Umweltminister Christian Meyer besuchte Ricarda Lang am Mittwoch, 3. Januar, die Gemeinde Lilienthal. Bürgermeister Kim Fürwentsches begrüßte die beiden und war froh, dass die schlimme Lage bundesweite Aufmerksamkeit bekommt.

 

Was ist geschehen?

 

Wie bereits in der letzten Ausgabe berichtet, erreichte das Hochwasser Lilienthal am ersten Weihnachtstag. Die ersten Keller liefen zum Teil schnell voll und auch die ersten Küchen standen teilweise unter Wasser. Nachdem auch noch der Wörpedeich riss, wurde vom Landkreis Osterholz das „außergewöhnliche Ereignis“ ausgesprochen. Daraufhin wurden etwa 300 Einwohner:innen um den Bereich „Stadskanaal“ evakuiert. Im Bereich „Zollpfad“ wurde eine Evakuierung empfohlen. Die Einsatzkräfte versuchten den Deich mit Sandsäcken zu sichern, es war jedoch nicht abzusehen, inwiefern diese Maßnahme helfen wird.

Die DLRG Lilienthal, die durch die DLRG Osterholz unterstützt wurde, sei mit Booten in die überfluteten Straßen gefahren, um Menschen aus ihren Häusern zu holen, wie Bürgermeister Fürwentsches Lang und Meyer berichtet. Für ihren Einsatz bedanken sich Ricarda Lang und ihre Partei-Kollegin Christina-Johanne Schröder bei der DLRG. Auch die beiden DLRG-Mitglieder vor Ort seien dankbar, dass sie und die Aktion Aufmerksamkeit bekommen. „Es ist wichtig, dass jemand kommt und guckt, was hier passiert ist und was getan wird“, so Monika Bähr, erste Vorsitzende von der DLRG Lilienthal.

 

Wie ging es weiter?

 

Mittlerweile ist die angeordnete Evakuierung am „Stadskanaal“ in Teilen wieder aufgehoben und auch der Pegelstand ist leicht gesunken. „Man steht aber immer noch mindestens bis zur Kniescheibe im Wasser“, so Fürwentsches. Die Lage bleibe außerdem weiterhin angespannt, da auch in den kommenden Tagen immer wieder mit Regen gerechnet werden müsse, berichtet Fürwentsches.

Als eine weitere Maßnahme wurde ein Behelfsdeich als Grundwasserschutzbarriere errichtet und die Energieversorgung wurde in den betroffenen Bereichen abgeschaltet. Um das Wasser von den Straßen wegzubekommen, bekam die Gemeinde am vergangenen Samstag eine große Pumpe von der Freiwilligen Feuerwehr Brake zur Verfügung gestellt, die eine Förderleistung von 8.000 Liter hat.

 

Wie geht es weiter?

 

Im nächsten Schritt sollen die Häuser, die vom Hochwasser betroffen sind, begutachtet und deren Schaden festgestellt werden. „Nach dem Hochwasser müssen wir natürlich auch die Schäden bilanzieren und dann müssen wir natürlich auch gemeinsam, Land und Bund, Verantwortung übernehmen“, erklärt Umweltminister Meyer. „Das heißt, wir müssen dann schauen, auch mit Bund und Land, wie kann finanziell unterstützt werden und welchen finanziellen Handlungsspielraum müssen wir schaffen, um das möglich zu machen“, führt Ricarda Lang fort. Neben der personellen Unterstützung sind die Anwohner:innen besonders auf die finanzielle Unterstützung angewiesen. „Das Problem ist, dass viele Menschen hier nicht versichert sind“, sagt Christina-Johanne Schröder von den Grünen. Die Menschen seien nicht für solche Risiken abgesichert. So ergeht es auch einer Anwohnerin, mit der sich Ricarda Lang an diesem Vormittag unterhält. Sie habe bereits zwei Mal versucht eine Versicherung abzuschließen, wurde jedoch immer abgewiesen. Nun stehe sie als alleinerziehende Mutter einer 15-jährigen Tochter vor dem finanziellen Ruin. Die Situation sei weder psychisch noch finanziell tragbar für sie. Sie sei zwar froh, dass Politiker:innen vor Ort sind, „doch reden allein hilft leider nicht“. Sie brauche was Greifbares, an das sie dann glaube könne. „So etwas wie hier kann auch morgen oder in einem Jahr wiederkommen. Wir sehen ja, wie sich das Klima verändert“, sagt sie sorgenvoll. Dem stimmt auch Christian Meyer zu. „Man sollte allgemeine Regelungen in Versicherungen treffen“, mit eventueller staatlicher Unterstützung, damit auch alle Menschen im Schadensfall schnelle Hilfe bekommen, so Meyer.

Insgesamt schienen die anwesenden Politiker:innen sichtlich betroffen von den Geschehnissen und Bürgermeister Fürwentsches sei froh, dass seine Gemeinde nicht im Stich gelassen werde. Es soll also finanzielle Hilfe kommen, wann und welcher Form, sei allerdings weiterhin unklar.


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