Ulla Ingenhoven

„Der Schießstand muss bleiben“ - Frank Seidel und Johannes Strauß starten Petition

Worpswede. Der Betreiber des Schießstandes in Waakhausen, Henning Kruse, hat den Betrieb zum 30. Juni eingestellt und die Verfügungsrechte an den Eigentümer, den Verein zur Förderung des sportlichen Schießwesens Waakhausen, zurückgegeben (wir berichteten). Doch wie soll es künftig weitergehen?

Frank Seidel und Johannes Strauß aus Bremen wollen die Schließung auf keinen Fall hinnehmen, sind mit einer Unterschriftenpetition an die Öffentlichkeit gegangen, um auf die Dringlichkeit und Wichtigkeit des Schießstandes aufmerksam zu machen. Bis jetzt haben sie knapp 5.000 Stimmen auf ihrer Seite, an die 700 aus dem Landkreis Osterholz.
 
Anfeindungen
 
Frank Seidel und Johannes Strauß ist es wichtig zu betonen, dass sie unpolitisch sind und keine Ämter bekleiden. Die Petition sei eine reine Privatinitiative. „Wir kämpfen weder für eine Waffenrechtsliberalisierung, noch wollen wir eine Grundsatzdebatte anstoßen, sondern wir wollen den Schießstand erhalten“, bringt es Johannes Strauß auf den Punkt. Um so unverständlicher ist es ihnen, dass sie angefeindet, gar in die rechte Ecke gestellt werden.
Johannes Strauß ist Jungjäger, hat in diesem Jahr erst seine Prüfung erfolgreich bestanden. Für den 22-Jährigen und alle Jäger aus der Umgebung sei der Schießstand so wichtig, weil dort das Schießen trainiert werden kann. „Wenn ich eine Tontaube nicht treffe, ist das ärgerlich, aber ich schade damit niemandem. Wenn ich aber einen Fasan nicht richtig treffe, entsteht unnötiges Leiden.“ Ein Kipphase sei für ihn keine Alternative, dieser ersetze die Tonscheiben auf keinen Fall. „Der Tontaubenstand muss erhalten bleiben, damit er auch wirtschaftlich arbeiten kann, die Wirtschaftlichkeit geht nur als Ganzes“, ist Johannes Strauß überzeugt. Von Profit wolle er gar nicht sprechen, handele es sich doch um eine gemeinnützige GmbH. Es gehe darum, Rücklagen aufzubauen.
 
Strenge Überwachung
 
Frank Seidel ist Mitglied im Bremer Schützenverein von 1843. Auch er trainiert in Waakhausen. Als Sportschütze müsse er mindestens 18 Mal im Jahr schießen, um seinem Hobby nachgehen zu dürfen. „Das Ganze wird von einem Schießleiter abgenommen und sehr streng überwacht - auch vom Staat“, sagt Frank Seidel. „Wir stehen permanent unter Beobachtung.“
In Bremen gebe es keine vergleichbaren Möglichkeiten, 100-Meter-Disziplinen zu schießen. „Der nächste Schießstand, auf dem wir diese Disziplinen und Tontauben schießen können, liegt 72 Kilometer von Bremen entfernt, in der Nähe von Walsrode“, bedauert Johannes Strauß. Und als Student sei das nicht machbar. Außerdem hätte man dort überhaupt keine Kapazität mehr, ihn und andere aufzunehmen. Auch auf den Schießstand in Rhadereistedt werde gern verwiesen, so Frank Seidel. „Aber der wird zurzeit aufwendig saniert und nimmt auch keine Jäger und Schützen mehr auf.“
Zu den Mitstreitern gehören auch der Sportschütze Kristian Kugeler aus Osterholz-Scharmbeck und die Jungjägerin Elisabeth Wechseler. Alle vier haben sich erst vor wenigen Wochen kennengelernt. „Eigentlich sind wir mehr, aber wir sind das Gesicht“, sagt Frank Seidel.
 
Fünftgrößter Stand in Deutschland
 
Er glaubt, dass viele Menschen nicht um die Bedeutung des Schießstandes in Waakhausen wissen. „Sie denken, das ist so ein kleiner Stand, dabei ist es der fünftgrößte in ganz Deutschland.“ Olympioniken wie die Sportschützin Christine Wenzel, die Bronze 2008 in Peking gewann und mehrfache Europa- und Weltmeisterin im Tontaubenschießen ist, habe sich hier vorbereitet. Auch sie habe auf die Petition reagiert und setze sich für den Erhalt der Anlage ein.
Natürlich wissen Frank Seidel und Johannes Strauß um die Diskussionen in Sachen Umweltbelastung, die zu stark sei, und Lärmbelästigung. „Das ist ein ziemlicher Hammer“, sagen beide unisono und fügen hinzu: „Es heißt, Blei sei in die umliegenden Wasserläufe gelangt, von einer schrecklichen Verseuchung wurde gesprochen. Aber wo steht das?“ Aus dem Gutachten, das beide eingesehen hätten, gehe hervor - und da berufen sie sich auf den Umwelttechniker Frank Dunker -, dass die Bleibelastung im Grundwasser innerhalb der Trinkwasserverordnung sei. Was sie nun wollen, sei, eine klare Positionierung des Landkreises Osterholz zu erwirken. Solange es kein Urteil zu Waakhausen gebe, werde man sich weiter um den Erhalt des Schießstandes starkmachen. „Wir kämpfen um unser Hobby“, sagt Johannes Strauß, aber auch für den Betreiber des Restaurants „Jägertreff“.
 
Bundesweit Mitstreiter
 
Die beiden und ihre Mitstreiter, die mittlerweile aus dem gesamten Bundesgebiet kommen, wollen die Schießanlage saniert wissen oder dass sie zumindest noch einmal in Erwägung bezogen werde. „Das kann man kostendeckend machen, sodass der Steuerzahler wahrscheinlich nicht herangezogen werden muss. Von einem Rückbau auf eine grüne Wiese hat keiner etwas davon“, ist sich Johannes Strauß sicher. Für eine Sanierung müsse man jetzt gemeinsam Lösungen suchen, um den Stand aufrechtzuerhalten und auch kostendeckend betreiben zu können. Was Frank Seidel und Johannes Strauß kritisieren, sei, dass einfach nur geredet werde. Das führe zu Stagnation. Und dass es eine Lösung gebe, davon sind sie überzeugt. Ein Lärmschutzwall wäre für sie und die Jägerschaft dabei die beste Lösung. „Aber nicht hoch, sondern dafür breiter, dieser würde dann auch nicht absacken.“ Und dass es funktionieren kann, möchte die Weltmeisterin Christine Wenzel zeigen. Ihr Angebot im Rahmen der Petition: „Packt die Kritiker ein und seht euch an: Es geht.“
In der heutigen Ausgabe liegt ein Flyer zum Erhalt des Schießstandes Waakhausen bei. Interessierte können sich mit ihrer Unterschrift an der Petition beteiligen. Kontakt zu Frank Seidel und Johannes Strauß können sie unter prowaakhausen@gmx.de aufnehmen.


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