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Bildung, die zu den Menschen kommt

Die Ländliche Erwachsenenbildung (LEB) bringt mit dem Projekt BELL digitale Bildung gezielt für ältere Menschen in die Elbe-Weser-Region - von Stade über Rotenburg bis nach Osterholz und Bremerhaven.

 

Landkreis. Das Projekt BELL (Bildung und Engagement ein Leben lang) will insbesondere der Generation Ü60 in ländlichen Räumen Zugang zu digitalem Wissen verschaffen.

„Wir in unserer Region haben uns der digitalen Grundbildung für Senioren verschrieben“, erläutert LEB Regionalleiter Jörg Biehl aus Bremervörde die Idee. Dazu hat die Ländliche Erwachsenenbildung in Niedersachsen e.?V. das Projekt am 1. April gestartet. Menschen ab 60 sollen in ihrer digitalen Selbstständigkeit gestärkt und für den Umgang mit digitalen Medien qualifiziert werden. Damit können sie im Feld des Digitalen souveräner und sicherer unterwegs sein und werden nicht allzu leicht Opfer von Kriminellen. Das Projekt reagiert damit auch auf die durch die Digitalisierung für altere Menschen erst entstandenen Probleme und Gefahren. Kofinanziert wird das Vorhaben von der Europäischen Union. Die Laufzeit endet am 30. März 2028.

Von Senioren für Senioren

Ein zentrales Element des Konzepts ist die Ausbildung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus der Zielgruppe selbst, die anschließend selbst Schulungen durchführen sollen.

Die Ausbildung erfolgt nach dem EU-Standard „Digital Competence Framework for Citizens“ und wird von hauptamtlichem Projektpersonal begleitet. Geplant sind regelmäßige Treffen zum Erfahrungsaustausch, zur Evaluation und Weiterentwicklung der Schulungsangebote. Gerne würde man die Schulungen der Multiplikatoren in Dorfgemeinschaftshäusern oder bei Vereinen anbieten.

50 Prozent digital abgehängt

Regionalleiter Jörg Biehl beschreibt die Dringlichkeit des Projekts deutlich: „Noch immer nutzen lediglich 50?% der über 60-Jährigen digitale Medien – bei den gerade 60-Jährigen sind es mehr, aber je älter, desto geringer der Anteil.“

Ziel der EU sei es, diesen Wert auf mindestens 80?% zu steigern. Denn ohne digitale Medien werde es zunehmend schwieriger, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, so Biehl weiter.

Unterstütz wird Biehl vom Bremervörder Helmuth Nagel sowie dem Oldenburger Ralf Holtz. Zusammen wollen sie zeitnah die digitalen Wissenslücken der älteren Bevölkerung schließen – egal, ob es dabei um SPAM-Mails, Urheberrechte, Betrugsversuche oder - besonders wichtig - Banküberweisungen geht.

Die Schließung von Bankfilialen beispielsweise und schlechter ÖPNV auf dem Land zwingt ältere Menschen schließlich dazu, Überweisungen online abzuwickeln. Ein schlecht ausgebauter ÖPNV erschwert zusätzlich den Zugang zu Bildungsangeboten in Städten. Online-Veranstaltungen erreichen die Zielgruppe hingegen oft nicht in ausreichendem Maße.

Und hier setzt das Projekt Bell an - und kehrt damit zurück zu den Wurzeln der LEB. „Sie ist 1951 in Niedersachsen mit dem Ziel gegründet worden, Bildung auf das Land zu bringen. Die Menschen sollen für ihre Bildung nicht immer in die Stadt fahren müssen, sondern die Bildung soll zu ihnen kommen. Diesen Gedanken greifen wir auf“, so Biehl weiter.

Zwei Handlungsfelder für nachhaltige Wirkung

Das Projekt ist Teil des Europäischen Sozialfonds (ESF-Plus) und setzt auf zwei zentrale Handlungsfelder: auf qualitative Weiterentwicklung von Bildungsgelegenheiten für ältere Menschen und auf den Auf- und Ausbau solcher Bildungsangebote direkt vor Ort. Da die LEB in der Region bereits mit zahlreichen Senioren-Vereinigungen, -Beiräten und -Stützpunkten kooperiert, ergeben sich vielfältige Anknüpfungspunkte sowohl für die Gewinnung von Multiplikatoren als auch für Schulungsangebote an zahlreichen Orten. Die Angebote werden z. B. in Mehrgenerationenhäusern, aber auch in Pflege- und Betreuungseinrichtungen durchgeführt.

Zunächst wird ein Curriculum entwickelt, das speziell auf die Qualifizierung von Multiplikatoren der Generation Ü60 ausgerichtet ist. In zwei aufeinanderfolgenden Schulungswellen im Jahr 2025 und 2026 werden diese Personen darauf vorbereitet, eigenständig digitale Bildungsangebote für ältere Menschen durchzuführen. Die Schulungen orientieren sich an fünf zentralen digitalen Teilkompetenzen: Informations- und Datenkenntnisse, Kommunikation und Zusammenarbeit, Erstellung und Bearbeitung digitaler Inhalte, digitale Sicherheit sowie Problemlösungskompetenz. Diese Bereiche seien bislang kaum oder nur punktuell an ältere Menschen vermittelt worden. Vorhandene Angebote beschränkten sich häufig auf isolierte Einzelthemen wie etwa „Smartphone für Seniorinnen“. Utamtliche Projektpersonal begleitet.

Insgesamt sollen 20 Multiplikatoren qualifiziert werden, die rund 420 Teilnehmende der Generation Ü60 erreichen. Ziel ist es, die im Projekt entwickelten digitalen Schulungsangebote langfristig in die Bildungsarbeit der LEB, der Kreisarbeitsgemeinschaften sowie der örtlichen Ausrichter zu integrieren und so über die Förderphase hinaus nachhaltig Wirkung zu entfalten.


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