Alltagshelden bei der Arbeit
Morgens stellt man die volle Mülltonne an den Straßenrand, am Abend kann der leere Behälter hereingeholt werden. Wir sind unseren Abfall los und der Kreislauf beginnt von vorn. Um die weitere Müllentsorgung kümmert sich, in unserem Landkreis, dann der Abfallservice Osterholz (ASO). Vielen Bürgerinnen ist nicht bewusst, mit welchen Aufgaben, aber auch Risiken und Problemen, die Fahrer:innen dabei tagtäglich konfrontiert sind.
Enge Herausforderung
Um einen persönlichen Eindruck von der Arbeit zu bekommen, begleite ich den 55-jährigen Wolfgang Duls einen Vormittag lang in seinem Müllwagen. Der gelernte KFZ-Mechaniker ist seit 2012 beim Abfallservice in Osterholz – seit fünf Jahren fährt er dort wöchentlich feste Touren. „Um 6 Uhr morgens geht es los“, berichtet Duls. Nach einer Abfahrtskontrolle macht er sich dann auf die etwa acht- bis neunstündige Tour. Enge Straßen, häufiges Rückwärtsfahren und zugeparkte Tonnen zählen dabei zu den alltäglichen Herausforderungen, die der Müllwagenfahrer mittlerweile wie selbstverständlich meistert.
Besonders gefallen Wolfgang Duls an seinem Beruf die festen Strecken, die er Stück für Stück abarbeiten kann. Diese seien von der Dispo vorab durchdacht geplant und bieten demnach genügend Wendemöglichkeiten sowie ausreichend Zeit, um alle Tonnen entsprechend zu leeren, erklärt er weiter. „Am Anfang braucht man ein wenig Zeit, um sich an das große Fahrzeug zu gewöhnen“, so Duls. Hierfür werden neue Fahrer:innen zunächst schrittweise angelernt, bis sie irgendwann dann ihre eigenen Routen übernehmen. Dass er die meiste Zeit des Tages allein im Auto verbringt, stört den 55-Jährigen nicht, da keine Tour der anderen gleiche. Allein die stetig wechselnden Wetterbedingungen bergen immer wieder neue Hürden, die es zu meistern gilt.
Die Ausstattung
Im Fahrzeug selbst unterstützt eine Kamera, die zwischen verschiedenen Perspektiven wechseln kann, die Müllmänner und -frauen bei ihrer Arbeit. Die Einfuhr der Tonnen erfolgt mittels Joystick, mit dem bis zu zwei Tonnen gleichzeitig geleert werden können. Zudem ist eine Waage in das Auto integriert, die darauf achtet, dass das maximale Fassungsvermögen von zehn Tonnen nicht überschritten wird. Ist dieses Limit erreicht, geht es für die Fahrer:innen zurück zum Abfallhof, wo zunächst das Gewicht der Ladung gemessen und dann der Müll entsorgt wird. „Um den Überblick zu behalten, fülle ich täglich einen Rapport aus, in dem ich Ein- und Abladezeiten, Fahrtbeginn, Kilometerstand sowie meine Tournummer vermerke“, zeigt mir Duls.
Kommt es auf der Fahrt doch einmal zu Problemen, haben die Fahrer:innen mehrere Möglichkeiten zur Rückmeldung. Steht eine Tonne falsch herum, kann diese beispielsweise mit einem Kleber versehen werden, der die richtige Aufstellrichtung abbildet. Tonnen, die jedoch auffallend häufig falsch stehen oder überfüllt sind, können mittels eines Bordmonitors erfasst und das entsprechende Problem so umgehend an den Service des ASO weitergegeben werden. „Dies funktioniert nur, weil alle Mülltonnen gechipt sind – ein Vorgang, der auch für die Kostenabrechnung der Haushalte am Ende des Jahres wichtig ist“, merkt Müllwagenfahrer Wolfgang an. Bei ihm reiche jedoch meist der besonnene und offene Austausch mit den Leuten.
Gefahren im Straßenverkehr
Dass dieser reflektierte Umgang nicht immer der Fall ist, berichtet Mitarbeiterin Annemarie Lampe. „Vor allem die Anzahl drängender Verkehrsteilnehmer:innen ist deutlich angestiegen“, erklärt sie. Diese bringen durch riskante Überholmanöver, teilweise an der rechten Seite, dichtes Auffahren oder das Fahren unter dem Seitenlader des Müllwagens nicht nur sich selbst in Gefahr, sondern werden damit auch zur zusätzlichen Belastung für die Müllfahrer:innen. Duls erzählt mir von einem Fall, in dem sogar eine Frau mit Kinderwagen während des Beladevorganges unter den Greifarm des Fahrzeuges läuft.
Für solche Fälle sind die Müllwagen zwar mit Kameras ausgestattet - sich darauf zu konzentrieren, wenn man im Winter zudem mit Glatteis, aber auch sonst mit engen Wegen konfrontiert ist, bleibt eine Herausforderung.
Jede:r kann was tun
Um die Arbeit dieses Alltagshelden zu erleichtern, gibt es jedoch einige Regeln, die jede:r von uns beachten kann. „Mülltonnen müssen möglichst paarweise und nah an der Kante aufgestellt werden“, fasst Lampe zusammen. „Außerdem sollten sie niemals überfüllt und regelkonform geschlossen sein, da sonst Müll auf der Straße landet oder der Einladevorgang nicht entsprechend ablaufen kann.“
Kleine Elektrogeräte dürfen seit einigen Jahren nicht mehr auf den Tonnen platziert werden, wie es einst der Fall war. Stattdessen könne man diese in jedem Einzelhandelsgeschäft abgeben, das Elektrogeräte in seinem Sortiment führt, empfiehlt Annemarie Lampe. „Bioabfälle müssen sauber sortiert sein, da anderer Müll in einem langwierigen Prozess als Störstoff aussortiert wird“, erläutert sie weiter. Hierzu zählen auch Tüten, die im Supermarkt als biologisch abbaubar angepriesen werden.
Durch kleine Gesten und vorausschauendes Verhalten im Straßenverkehr kann man so dazu beitragen, dass Fahrer:innen wie Wolfgang Duls auch weiter mit Freude und Tatkraft ihrem Beruf nachgehen.