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Ralf G. Poppe

NABU steht vor großen Herausforderungen

Selsingen (rgp). Für die Ehrenamtlichen wird es immer schwerer, sich mit hauptamtlichen Interessenvertretenden auseinanderzusetzen.

Walter Lemmermann (li.) ehrte Hans-Heinrich Gerken für sein ehrenamtliches Engagement zum Wohl der Störche.

Walter Lemmermann (li.) ehrte Hans-Heinrich Gerken für sein ehrenamtliches Engagement zum Wohl der Störche.

Dennoch werde sich der NABU-Kreisverband Bremervörde-Zeven weiterhin konstruktiv und kritisch in viele Verfahren einbringen, weil die Natur ansonsten keine Stimme mehr hätte und lediglich wirtschaftliche Interessen berücksichtigt werden würden. Das war das Fazit der diesjährigen Jahreshauptversammlung, die am vergangenen Wochenende auf dem vollends besetzten Saal im Landgasthof Martin in Selsingen abgehalten wurde.

Walter Lemmermann, Erster Vorsitzender des NABU-Kreisverbands Bremervörde-Zeven, benannte auf Nachfrage des Anzeigers die größten Herausforderungen im ehrenamtlichen Naturschutz. „Tiere und Pflanzen haben keine eigene Stimme bei Bauleitplanungen, Genehmigungsverfahren oder dem Erstellen von Verordnungen. Aktuell müssen bei diesen Vorgängen allerdings viele unterschiedliche und sich teilweise widersprechende Herausforderungen beachtet werden. Energiesicherheit, Klimaschutz, Artensterben, Wasser- und Bodenschutz. Darum tritt der ehrenamtliche Naturschutz als Vertreter der Belange der Natur auf“, so Lemmermann. Das Hauptproblem sei, dass Vorgänge aufgrund der Herausforderungen immer komplexer würden, daher für das Ehrenamt die wichtige Aufgabe bestünde, sich mit hauptamtlichen Interessensvertretern auseinanderzusetzen. „Gleichzeitig sind auch Kommunalpolitiker kaum noch in der Lage, alle Facetten eines Vorganges zu beleuchten. Am Ende gibt es kaum noch ehrenamtliche Naturschützer, die sich dieser Herausforderung stellen“, gab der NABU-Vorsitzende weiterhin zu bedenken. Mit jetzt über 2.100 Mitgliedern im Kreisverband Bremervörde-Zeven sei der NABU aber eine gewichtige Stimme für den Naturschutz vor Ort.

 

Von Windenergie bis Moorschutz

 

Lemmermann zeigte im Verlaufe der Sitzung brisante Themen auf, mit denen sich der regionale NABU ehrenamtlich, konstruktiv und kritisch auseinandersetzen müsse. Neben der Windenergie bzw. der Freiflächenphotovoltaik-Thematik seien auch Klima- und Moorschutz, Umwelt- und Artenschutz eminent wichtig. Der Wirkungsbereich des hiesigen NABU sei groß, er reiche von der Geestequelle und Bremervörde über Gnarrenburg, Selsingen und Zeven bis nach Tarmstedt und Sittensen. Dabei sei der Kreisverband nur ein Teil der großen „NABU-Familie“ mit weiteren Mitgliedern von Umweltpyramide, der ÖNSOR (Ökologische NABU-Station Oste-Region), dem IfÖNN (Institut für Ökologie und Naturschutz Niedersachsen) sowie der neuen Regionalen Geschäftsstelle unter der Leitung von Jana Jensen.

Es sei ihm wichtig zu betonen, dass der NABU selbstverständlich nicht gegen den Ausbau von Erneuerbarer Energie sei, denn der Kampf gegen den Klimawandel sei existenziell, so Lemmermann. „Aber wir müssen gleichzeitig darauf achten, dass im Sinne des Naturschutzes vernünftige Vermeidungs-, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vorgesehen werden, die auch umsetzbar sind.“

Im Rückblick auf das Jahr 2022 wurden auch die vielfältigen Aktivitäten des NABU-Kreisverbands erläutert. Praktische Arbeit wurde vor allem im Amphibien-, Wiesenvogel- und Storchenschutz geleistet, in der Pflege von verbandseigenen Flächen, im Auspflanzen von selbstgezogenen standortgerechten Wildpflanzen, die in der freien Natur fast verschwunden sind, in zahlreichen Landschaftspflegeeinsätzen gemeinsam mit der ÖNSOR oder in der Betreuung von Streuobstwiesen.

 

Leitfaden für ökologische Bauleitplanung

 

Vorausschauend wird derzeit vom Vorstandsmitglied Kurt Koopmann und der Stellvertretenden Vorsitzenden Renate Warren ein Leitfaden für ökologische Bauleitplanung entworfen. Er soll allen Ratsmitgliedern in den 13 Verwaltungseinheiten sowie den Verwaltungen zur Verfügung gestellt werden, da in der Bauleitplanung immer noch zu wenig auf ökologische Gesichtspunkte geachtet werde.

Außerdem sind im Jahr 2023 Exkursionen, Vorträge und - ab Mai nach drei schwierigen Coronajahren - der Beginn der Naturgarten-AG geplant Ehrungen, Vorstandswahlen und ein Vortrag über die Arbeit des ÖNSOR rundeten den Abend ab.

www.nabu-bremervoerde-zeven.de.

 


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