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"Weiter durchhalten"

Landkreis Rotenburg (eb). Hermann Luttmann wendet sich zum Jahresende an alle Bürger*innen und blickt zuversichtlich in die Zukunft. Wie drucken es im Wortlaut ab.
Landrat Hermann Luttmann.  Foto: Landkreis

Landrat Hermann Luttmann. Foto: Landkreis

"Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ein außergewöhnliches Jahr geht auf sein Ende zu und wir alle hoffen wirklich sehr, dass 2021 möglichst viel Normalität zurückkehrt. Das Corona-Virus hat jeden von uns getroffen, manche konkret als Infizierte mit sehr unterschiedlichem Krankheitsverlauf, viele mit - zum Teil existenziellen - ökonomischen Folgen und uns alle mit den Folgen der staatlichen Einschränkungen der Bewegungsfreiheit.
 
Ärger, Skepsis und Ängste
 
Ärger, Skepsis, Ängste und hoffentlich auch Gelassenheit begleiten uns seit vielen Monaten. Die Folgen für das gesellschaftliche Leben und unsere Volkswirtschaft sind noch nicht absehbar.
Uns in der Landkreisverwaltung hat die Pandemie fest im Griff gehabt, nicht nur das Gesundheitsamt. Dabei war zunächst vieles unklar. Dank der weltweiten Forschung wissen wir mittlerweile mehr und können gezielter Handeln. Infizierte erkennen, Kontaktpersonen benennen, Testen, Quarantäne verhängen und wieder aus der Quarantäne entlassen.
 
Bürgertelefon
 
Dazu kommt die Einrichtung des Bürgertelefons. Seit März wurden dort rund 5.300 Anrufe angenommen und insbesondere Fragen zu den Vorschriften des Landes und den Allgemeinverfügungen des Landkreises beantwortet.
Der Landkreis hat zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) im März ein Testzentrum aufgebaut welches aber bereits im Mai wieder von Seiten der KVN geschlossen wurde. Wir nutzen die Räumlichkeiten jetzt für Testungen des Gesundheitsamtes.
 
Corona-Fälle seit März
 
Bis Mitte Dezember wurden im Landkreis rund 1.480 Corona-Fälle gezählt, rund 6.500 Personen wurden in Quarantäne geschickt und leider sind auch 16 Personen (Stand 16. Dezember) bisher verstorben. Konnten wir am Anfang noch alle Infektionen nachverfolgen, ist dies mittlerweile nicht mehr der Fall.
Die Fälle verteilen sich nun über den gesamten Landkreis und machen leider auch vor besonders geschützten Bereichen, wie Alten- und Pflegeheimen oder Krankenhäuser nicht Halt. Mit großer Sorge beobachte ich, wie die Fälle in diesen sensiblen Bereichen zunehmen und dass wir gerade dort auch Todesfälle zu verzeichnen haben.
 
Fallzahlen bewältigen
 
Um den Anstieg der Fallzahlen zu bewältigen und das Gesundheitsamt zu unterstützen, mussten wir innerhalb der Verwaltung schnell reagieren, Mitarbeitern neue Aufgaben zuweisen und auch personell aufstocken. Dankenswerterweise unterstützen uns dabei Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Finanzämter. Gleichzeitig soll der normale Dienstbetrieb aufrechterhalten bleiben.
Dies können die Bürgerinnen und Bürger zu Recht erwarten, insbesondere im Interesse der Aufrechterhaltung und Unterstützung unserer Unternehmen und Gewerbebetriebe sowie im Hinblick auf die Sicherstellung der Sozialleistungen. Und auch die politischen Gremien sollen weiter tagen.
 
Zwei große Projekte
 
Das dies gelingt zeigt sich daran, dass wir zwei große Projekte abschließen konnten, die uns seit mehreren Jahren beschäftigt haben. Da ist zum einen das Regionale Raumordnungsprogramm (RROP), zum anderen die Unterschutzstellung von FFH-Gebieten. Nach sieben Jahren Arbeit haben wir im Mai den Genehmigungsbescheid für das neue RROP erhalten.
Mehr als 800 Einwendungen wurden im Laufe der Jahre in fünf Beteiligungsverfahren bearbeitet, vorgenommene Änderungen mussten in den politischen Gremien beraten und beschlossen werden. Auch bei den Naturschutzgebietsausweisungen der FFH-Gebiete gab es eine umfassende Öffentlichkeitbeteiligung. Hier konnten mit vielen Beteiligten Kompromisse zwischen Naturschutz und Landwirtschaft erzielt werden, die den Vorgaben der FFH-Richtlinie entsprechen sollten.
 
FFH-Gebiete
 
Mit den beiden FFH-Gebieten Ostetal und Wümmeniederung sind nun etwa 6,6 % der Kreisfläche als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Eine große Aufgabe für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Raumordnung und dem Naturschutz, die in jahrelanger Arbeit die Vorlagen vorbereitet, immer wieder angepasst und bei vielen persönlichen Gesprächen, Infoabenden sowohl für Bürgerinnen und Bürger als auch für Stadt- und Gemeinderäte die Thematik vorgestellt und diskutiert haben.
An dieser Stelle sage ich vielen Dank für Ihr jahrelanges Engagement und die großartige Bewältigung dieser - oft nicht leichten - Aufgabe. Sind diese Großprojekte nun abgeschlossen, ist für ein weiteres großes Projekt ein wichtiges Etappenziel erreicht.
 
Neubau des Gymnasiums
 
Nach einer 5-jährigen Vorbereitungsphase wurde im Oktober das Ausschreibungsverfahren für den Neubau des Gymnasiums und der Berufsschule in Bremervörde abgeschlossen. Dieser Neubau ist das größte Bauprojekt in der Historie des Landkreises. Rund 75 Millionen wird der Landkreis jetzt in Gebäude, Ausstattung und Gestaltung des Außenbereichs investieren.
Viel Geld, um für die Zukunft zeitgemäße Lernräume für Schüler und Lehrer zu schaffen. Bis 2025 soll das Gesamtprojekt abgeschlossen sein. Die Corona-Pandemie wird uns sicher auch 2021 intensiv beschäftigen. Der Landkreis hat in Zeven ein Impfzentrum eingerichtet, doch bis ein Großteil der Bevölkerung geimpft ist, werden noch Monate vergehen. Bis dahin gilt es durchzuhalten und weiterhin die bekannten Abstands- und Hygieneregeln umzusetzen.
 
Herausforderungen meistern
 
Aus diesem Jahr bleibt die Gewissheit, dass die Wirklichkeit häufig ungemein komplex ist. Gerade der Verlauf der Pandemie hat gezeigt, dass die häufig gewünschten einfachen Antworten nicht die richtigen sind. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass unser freiheitlich demokratischer und föderaler Staat - trotz aller Schwächen - in der Lage ist, die anstehenden Herausforderungen zu meistern.
 
In 2021 wählen gehen
 
In Niedersachsen werden im September Kommunalwahlen stattfinden. Ebenso wie acht der zehn neu zu wählenden hauptamtlichen Bürgermeister werde auch ich nicht mehr zur Wahl antreten. Auch der Kreistag wird neu gewählt, die kommunalpolitische Landschaft steht also vor großen Veränderungen. Nutzen Sie bitte Ihr demokratisches Wahlrecht. Gerade am Ende dieses Krisenjahres ist es mir ein besonderes persönliches Anliegen, all den Menschen im Landkreis zu danken, die sich - in welchen Bereich auch immer - für ihre Mitmenschen und unseren Landkreis ehrenamtlich engagiert haben.
Ich wünsche Ihnen allen besinnliche Weihnachten, Gesundheit und Gelassenheit und einen guten Rutsch ins neue Jahr."


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