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Mareike Kerouche

Spannender Vortrag - Landfrauen informieren sich über den „Kampf gegen Keime“

Maike Kierstein und Dr. Ralf Koppermann informierten die Börde-Landfrauen über Krankenhauskeime.  Foto: sla

Maike Kierstein und Dr. Ralf Koppermann informierten die Börde-Landfrauen über Krankenhauskeime. Foto: sla

Lamstedt. Landfrauen sind dafür bekannt, dass sie sich kein X für ein U vormachen lassen wollen. Sie informieren sich zeitweilig auch mit Hilfe fachkompetenter Personen. Auf Einladung des LandFrauenvereins Börde Lamstedt teilten sich der Internist Dr. Ralf Koppermann und die Hygienefachkraft Maike Kierstein im Bördehuus Loomst einen Vortrag über das Thema „Krankenhauskeime - Wie gefährlich sind sie und was kann man dagegen tun?“.
Zunächst beleuchtete Dr. Koppermann die medizinische Seite: Keime brauchen wir zum Überleben als Schutzschild auf der Haut und im Darm zur Verdauung. Babys kommen keimfrei auf die Welt. Forschungen ermittelten, dass es auch schon in der Steinzeit gefährliche Keime gab. Gegen multiresistente Keime, die bei Patienten und deren Angehörige viele Ängste und Bedenken hervorrufen, ergreifen Krankenhäuser effektive Maßnahmen. Patienten und Besucher werden mit einbezogen.
Die Krankheitslast erscheint vergrößert. Ursachen sind im häufig unnötigen Antibiotikaeinsatz, Ertragssteigerungen in der Lebensmittelindustrie, Tourismus, Belastung von Kriegsgebieten, Gewässern und riesigen Müllmengen der Überflussgesellschaft zu suchen. Dr. Ralf Koppermann hob hervor, dass sich Menschen durch richtiges Händewaschen und Desinfektion vor krank machenden Erregern schützen können. Und einen speziellen Krankenhauskeim gebe es nicht.
Hygienefachkraft Maike Kierstein stellte fundiert durch wissenschaftliche Untersuchungen die praktische Umsetzung von Hygienemaßnahmen heraus. Sie zeigte das stark vergrößerte Modell eines Staphylococcus aureus, zusammenhängende goldene Kugeln. Diese Keime werden bei Patienten nach Vorschrift durch das Robert-Koch-Institut mit Hilfe von Abstrichen diagnostiziert. Eine Besiedelung der Haut durch diese Keime bei Menschen mit intaktem Immunsystem sei nicht gefährlich, doch bei Patienten mit offenen Wunden sei Sorge zu tragen, dass diese nicht in den Körper gelangen. Übertragungen finden in der Regel durch körperlichen Kontakt statt, seien aber auch durch Alltagsgegenstände und Umgebung möglich. Bei Infektionen greifen besondere Maßnahmen zur Hygiene und zur Sanierung. Für weitere Informationen bietet sie wie auch Hygienefachkräfte in weiteren Krankenhäusern, mit denen sie vernetzt ist, Beratung an.
Des Weiteren berichtete sie von Fällen aus der Praxis. Von 30.000 behandelten Patienten im Jahr 2018 im Elbe Klinikum Stade waren 170 mit MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) besiedelt. 164 Patienten hatten diese Keime schon mitgebracht. Mit kriminalistischem Spürsinn fanden Hygienefachkräfte heraus, dass ein ins Krankenhaus als Notfall mit einem leichten Schlaganfall eingelieferter Schiedsrichter dieses Bakterium durch das Wasser eines Baches, in den er gefallen war, bekommen hatte. Diese Patienten werden im Krankenhaus isoliert und besonders behandelt. Sie dürfen und sollten besucht werden, nur müssen Besucher unbedingt besondere hygienische Maßnahmen befolgen.
Für die Hygiene zu Hause gab Maike Kierstein weitere Tipps: Man sollte im Normalfall nicht übertreiben. Sterilium für werdende Großeltern ist nicht notwendig ebenso wenig wie Sagrotan als Putzmittel. Diese schädigen auch die guten Keime, die lebensnotwendig sind. Gründliches Händewaschen ist wichtig.
Mit großem Interesse sahen sich die Landfrauen präparierte Petrischalen mit verschiedenen Keimen an, die Maike Kierstein mitgebracht hatte. In einer hatte sich ein Penicillinpilz ausgebreitet, in anderen konnte man Resistenzmuster erkennen. Als Souvenirs nahmen sich die Zuhörerinnen gerne die ausgelegten Flyer mit.
Am Ende dieses äußerst interessanten und von lebendigem Austausch geprägten Vortrags nahmen alle die Erkenntnis mit, dass es den besonderen Krankenhauskeim nicht gibt. Es gibt aber gefährliche Keime, bei denen man große Vorsicht walten lassen muss und die vor allem Menschen mit geschwächter Abwehr und mit offenen Wunden infizieren können.
Seitens der Krankenhäuser werden große Anstrengungen unternommen, um wirksame Hygienemaßnahmen anzuwenden und Menschen darüber aufzuklären. Es ist Dr. Ralf Koppermann und Maike Kierstein gelungen, den Anwesenden die Angst vor Ansteckung.


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