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Ralf G. Poppe

Sie setzen sich buchstäblich zur Wehr

Bremervörde. Über den möglichen Abriss des „Wahrzeichens der Oste“ soll am 2. Juni um 20 Uhr im Hotel Daub öffentlich informiert werden.

Bei dieser gemeinsamen Informationsveranstaltung der IG Ostewehr Bremervörde und der AG Osteland zur „Zukunft der Wehr- und Schleusenanlage in Bremervörde“ wird es mit Sicherheit zu interessanten Diskussionen kommen. Denn der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) favorisiert den Abriss des seit 2018 unter Denkmalschutz stehenden Bauwerkes, um eine Sohlgleite zu errichten. Die Arbeitsgemeinschaft Osteland e.V. sowie die Interessengemeinschaft Ostewehr plädieren dagegen energisch für den Erhalt der Anlage.
 
Wahrzeichen der Oste
 
Manfred Mühler (IG) und Claus List (Vorsitzender AG) möchten der Öffentlichkeit an dem Abend einerseits die Ergebnisse des „Runden Tisches“ vorstellen, an dem kürzlich viele Vertreter:innen verschiedener Institutionen im Oste-Hotel teilgenommen hatten und andererseits natürlich viele Bremervörder:innen für ihr Anliegen gewinnen.
Die Wehr- und Schleusenanlage sei seit über 70 Jahren in Betrieb, durch die neuen Wasserrahmenrichtlinien nun jedoch als Hindernis des Flusses im Bezug für die Durchlässigkeit für Fische vom Unterlauf in den Oberlauf anzusehen. Daher habe sich der NLWKN scheinbar entschlossen, das Bauwerk zu entfernen, um eine sogenannte Sohlgleite zu bauen, erklärt Mühler beim Gespräch vor Ort. Es gebe verschiedene Möglichkeiten, den natürlichen Weg der Fische in den Oberlauf zu gewährleisten. Ganz davon abgesehen hätte das ja bislang auch stets funktioniert. In Sittensen würde es z.B. gerade deshalb eine Brutstation für Forellen und Lachse geben, weil die Fische eben dort stets angelangt sind.
Eine Sohlgleite wäre nichts anderes als eine Steinschüttung im Gewässer. Diese würde keine Unterhaltungskosten aufwerfen, wie derzeit die Wehr-Anlage. Mühler frage sich, ob sich die Verantwortlichen über die neuen europäischen Rahmenrichtlinien freuen, um wie oben beschrieben handeln zu können.
Claus List fügt hinzu, dass aus Sicht der AG Osteland das Ostewehr – neben der Schwebefähre in Osten/Hemmoor - eines der beiden Wahrzeichen der Oste wäre. Aus baukultureller Sicht sollte das Wehr auf jeden Fall erhalten werden, so List.
 
Denkmal oder Geröllhalde?
 
Die Planungen, die zum Abriss führen könnten, laufen bereits seit 2009. Im Jahre 2018 sei es durch Mithilfe der Oste-Initiativen unter Denkmalschutz gestellt worden. Da die Anlage dem Land Niedersachsen gehöre, könne es dennoch passieren, dass das Wehr entfernt werden würde. Sowohl List als auch Mühler beteuern, keine Konfrontation zu wünschen. „Wir haben ja auch den Runden Tisch durchgeführt, der sehr fair abgelaufen sei, was uns auch der NLWKN bestätigt hat“, sagen beide unisono. Die Durchgängigkeit für Fische könne dennoch auch ermöglicht werden, wenn das Wehr erhalten bliebe. Ganz davon abgesehen würde sich eine Sohlgleite mit Rampe circa 160 Meter in Richtung Ostebrücke ausstrecken. Der riesige Steintrichter würde womöglich zu einer Geröllhalde mutieren, die sich dann direkt im Eingangsbereich der Stadt zeigen würde.
 
Eingriff in die Natur
 
Eine Umgehungsrinne müsse definitiv angelegt werden, um eine Sohlgleite zu realisieren. „Warum kann man nicht eine Umgehungsrinne anlegen, die bereits die Vorgaben der Behörden erfüllt?“, fragen sich Mühler und List, denn einen Eingriff in die Natur bzw. die umliegenden Auewiesen würde es so oder so geben. „Das Wehr ist eine Anlage, mit der man den Wasserstand regulieren kann, indem man z.B. die Klappen herunterfährt. Bei einer festen Schwelle ist das nicht mehr möglich“, so Mühler. Die Wehr- und Schleusenanlage ist 1950 in Betrieb genommen worden. Das Wehr hat eine lichte Weite von 15 Metern. Die Schleusenkammer ist fünf Meter breit und 20 Meter lang. Die Stauklappe wird elektromechanisch angetrieben und über den Oberwasserpegel gesteuert. Die Stauhöhe beträgt im Sommer + 1,70 Meter, im Winter + 1,90 über NN. Die Anlage sei damals gebaut worden, um den Niedrigwasserstand sowie die Überflutungen in den Wintermonaten zu steuern. Der Zweck des Wehrs würde bei einem Abriss wegfallen. Es stelle sich dann die Frage, ob Bremervörde zukünftig Probleme bei Hochwasser bekäme.
 
Der Eintritt zum Informationsabend mit anschließender Diskussion ist frei. Vorherige Anmeldungen sind nicht erforderlich.


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