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Mareike Kerouche

„Sie müssen investieren“ - Feuerwehrbedarfsplan Thema im Samtgemeinderat

Deutlicher Handlungsbedarf für die nähere Zukunft: Manfred Fennen, Fachmann in Sachen vorbeugender Brandschutz, erläuterte den Ratsmitgliedern das Gutachten zum Feuerwehrbedarfsplan.   Foto: ue

Deutlicher Handlungsbedarf für die nähere Zukunft: Manfred Fennen, Fachmann in Sachen vorbeugender Brandschutz, erläuterte den Ratsmitgliedern das Gutachten zum Feuerwehrbedarfsplan. Foto: ue

Selsingen. Gewohnt routiniert arbeitete der Samtgemeinderat Selsingen die Tagesordnung seiner jüngsten Sitzung ab. Dabei ging es neben personellen Veränderungen im Rat vor allem um die Vorstellung eines Gutachtens zum Feuerwehrbedarfsplan für die Samtgemeinde.
Nach Abarbeitung der Regularien entließ Ratsvorsitzende Thea Tomforde die Ratsfrau Petra Loomans aus dem Rat der Samtgemeinde. Loomans gibt ihr Mandat auf eigenen Wunsch auf. Seit 2014 war sie Mitglied im Samtgemeinderat und wirkte auch im Schul-, dem Sozial- und dem Umweltausschuss mit. Seit dem letzten Jahr ist sie Vorsitzende des Kirchenvorstandes. Aufgrund der Verlagerung ihrer Aktivitäten in diesen Bereich habe sie nach eigenen Worten für sich die Konsequenz gezogen und stellte ihr Mandat im Rat zur Verfügung.
Ihre Nachfolge übernimmt Peter Braasch aus Rhadereistedt. Er wird zukünftig auch im Bauausschuss tätig sein.
Im weiteren Verlauf der Tagesordnung stellte Manfred Fennen, Fachmann für vorbeugenden Brandschutz, das Gutachten zum Feuerwehrbedarfsplan der Samtgemeinde vor. Wie Samtgemeindebürgermeister Gerhard Kahrs erklärte, habe man den Bedarfsplan schon vor einem Jahr auf Wunsch der Feuerwehr aufgestellt. Aber auch die Samtgemeinde will sich abgesichert wissen und feststellen, wie sie in Zukunft die gesetzlichen Vorgaben in Sachen Brandschutz leisten kann.
Manfred Fennen erklärte zunächst den Aufbau des Gutachtens zum Feuerwehrbedarfsplan, in dem neben einer genauen Gefährdungsbeurteilung vor allem auch die Reaktionsmöglichkeiten der Feuerwehren der Samtgemeinde auf ein so genanntes standardisiertes Schadensereignis sind. Damit sei nach Worten Fennens ein „kritischer Wohnungsbrand“ gemeint.
Als Schutzzielvorschlag will die Samtgemeinde sicherstellen, dass die Freiwilligen Feuerwehren in der Risikokategorie B1/B2 zehn Minuten nach Annahme eines Notrufes mit sechs Funktionen vor Ort Hilfe leisten kann. In der Kategorie B3/B4 sollen nach zehn Minuten mindestens neun Funktionen vor Ort tätig sein können. Bei beiden Szenarien gilt das Additionsverfahren, das eine Summierung der bei einem Einsatz nötigen Funktionen auch durch verschiedene Ortswehren zulässt.
Ferner werden in dem Feuerwehrbedarfsplan die Soll- und Iststärken an Personal und Material der einzelnen Ortswehren genauestens analysiert. Das Fazit des Fachmanns: „Sie haben mit 18 Ortswehren eine relativ gute Abdeckung.“ Der Frage, ob denn wirklich alle 18 Ortswehren benötigt würden, begegnete der Fachmann mit einer klaren Aussage: „Wenn alles optimal läuft, könnte die Samtgemeinde mit neun Ortswehren abgedeckt werden.“ Dies bedürfe aber einer im wahrsten Sinne des Wortes optimalen Versorgung dieser Wehren mit Personal und Material.
Doch eben dieser Zustand scheint rein akademisch, denn schon jetzt haben viele Wehren zunehmend mit Personalmangel zu kämpfen.
„Sie haben leistungsfähige Feuerwehren, die grundsätzlich ihren Verpflichtungen nachkommen“, so der Fachmann. Doch Manfred Fennen stellte auch klar, dass es nicht einfach sei, die vorhandenen Strukturen zu erhalten. Nach seiner Meinung seien verstärkte Kooperationen der einzelnen Wehren und auch Verschiebungen von Fahrzeugen und Material in Zukunft unumgänglich, um die Einsatzbereitschaft für die Samtgemeinde zu garantieren. Schon jetzt seien daher Gespräche zwischen den einzelnen Ortswehren nötig, um alte, gewachsene Strukturen aufbrechen und zukunftsfähig machen zu können. Die Schließung von einzelnen Ortswehren hält Manfred Fennen ebenso für wenig sinnvoll, wie Zwangskooperationen, die nach seinen Worten nur zu weiteren Personalverlusten führen würden, die die Samtgemeinde sich nicht leisten könne.
Seine Botschaft an den Samtgemeinderat war klar: „In den nächsten Jahren ist einiges zu stemmen, was den Brandschutz betrifft. Fest steht: Sie müssen in ihre Feuerwehr investieren.“
Nach seinen Worten zeige der Bedarfsplan klar, wo die Samtgemeinde im Augenblick stehe. Er könne somit als Arbeitsgrundlage für die Zukunft verstanden werden, um Selsingen und alle Ortsteile auch weiterhin wirkungsvoll schützen zu können.
Gerhard Kahrs erinnerte daran, dass der Plan im laufenden Haushalt schon Niederschlag finde, in dem Mittel für ein neues Feuerwehrfahrzeug vorgesehen sind.
Der Samtgemeinderat beschloss im Anschluss einstimmig, den Feuerwehrbedarfsplan als Arbeitsgrundlage zur Kenntnis zu nehmen.
Um die Mitglieder der Feuerwehr ging es auch in einem weiteren Tagesordnungspunkt der Sitzung. Hier beschloss der Rat der Samtgemeinde einstimmig eine Änderung der Satzung über Aufwands-, Verdienstausfall- und Auslagenentschädigung von ehrenamtlich tätigen Feuerwehrleuten in den einzelnen Staffelungen um rund 50 Prozent.
Auch um die Feuerwehr ging es bei der Abstimmung des Rates über die Annahme einer Spende zur Beschaffung für ein neues Mannschaftstransportfahrzeug der Feuerwehr. 7.500 Euro will der Förderverein für einen Transporter investieren. Die Spende wurde einstimmig angenommen.
Zum Abschluss der Sitzung wurde den Samtgemeinderatsmitgliedern der Leiter des Ordnungsamtes Andreas Koy als neuer Standesbeamter vorgestellt. Nach Worten des Samtgemeindebürgermeisters habe Andreas Koy im Februar den nötigen Lehrgang zum Standesbeamten abgeleistet und „seitdem auch schon fünf Trauungen durchgeführt.“


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