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Schiedsleute in Corona-Zeiten

Bremervörde (lst). Die Zahl der Schlichtunsgverhandlungen hat laut einer Umfrage abgenommen, und viele Beteiligte sind häufig unhöflicher und aggressiver als vor der Pandemie.
Heiko Röding ist ehrenamtlicher Schiedsmann.  Foto: eb

Heiko Röding ist ehrenamtlicher Schiedsmann. Foto: eb

Häufig ist es der klassische Nachbarschaftsstreit, mit dem sich Heiko Röding in seinem Ehrenamt auseinandersetzt. Röding ist gemeinsam mit Marcus Beckmann als Schiedsmann für den Bezirk Bremervörde zuständig und ist außerdem Mitglied des Vorstandes der Bezirksvereinigung Stade des Bundes Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen (BDS).
Was viele vermutlich nicht wissen: Das Schiedswesen ist nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung in Niedersachsen, sondern auch eine gute Möglichkeit, Streitigkeiten vor einem Gang zum Gericht zu regeln. Erst wenn im Schiedsverfahren keine Einigung zwischen zwei Parteien erzeilt werden kann, kann Klage vor Gericht eingereicht werden.
Röding kümmert sich im Jahr durchschnittlich um vier Fälle. Dazu kommen „Tür-und Angelfälle“, die in keiner Statistik auftauchen und in denen es nach einer kostenlosen Beratung zu einer gütlichen Einigung zwischen den Parteien kommt, so der Schiedsmann.
 
Verhandlungen auch während der Pandemie
 
Auch während der Corona-Pandemie finden weiterhin Schlichtungsverhandlungen statt. Trotzdem habe die Gesamtanzahl an Schiedsverfahren im Schiedsamtsbezirk Stade 2020 um 18 Prozent abgenommen. Waren es 2019 noch 296, sank die Anzahl im vergangenen Jahr auf 242. Aktuell fänden die Treffen zwischen der Schiedsperson und den Konfliktparteien wegen der besseren räumlichen Voraussetzungen häufiger als sonst in öffentlichen Gebäuden statt.
Eine anomysierte Umfrage unter den 70 Schiedspersonen aus 47 Schiedsamtsbezirken im Zuständigkeitsbereich der Bezirksvereinigung habe zudem ergeben, dass ungefähr ein Drittel der Befragten angegeben hatte, dass aus Angst vor einer möglichen Corona-Infektion kein Antrag auf eine Schlichtungsverhandlung gestellt worden sei.
Einige der Befragten hätten auch von veränderten Verhaltensweisen der Beteiligten berichtet. Diese seien häufig aggressiver und unhöflicher, ungeduldiger, selbstbezogener und auf dem eigenen Standpunkt beharrend gewesen als vor der Corona-Pandemie. Die Einigungsbereitschaft habe zudem teilweise abgenommen und die Leute hören sich nicht mehr richtig zu, so Röding.
Sein Ehrenamt mache ihm dennoch weiterhin viel Spaß, weil er damit den Menschen helfen könne und den Gerichten so manche unnötige Klage erspare.
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