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Rottöne im Moor

Bremervörde (rgp). Das diesjährige, zehnte Stipendium zum Projekt „Stadtmaler“ wurde für den Zeitraum vom 5. September bis zum 16. Oktober an die Malerin Yvette

Kein realer Spiegel der hiesigen Moorlandschaften: Emotionale Farbgebung und weitergedachte Motive zeichnen die Bilder der Malerin Yvette Kießling aus.

Kein realer Spiegel der hiesigen Moorlandschaften: Emotionale Farbgebung und weitergedachte Motive zeichnen die Bilder der Malerin Yvette Kießling aus.

Bremervörde (rgp). Das diesjährige, zehnte Stipendium zum Projekt „Stadtmaler“ wurde für den Zeitraum vom 5. September bis zum 16. Oktober an die Malerin Yvette Kießling aus Leipzig vergeben.

Alle drei Jahre darf ein:e bildende:r Künstler:in in einem Zeitfenster von knapp sechs Wochen vor Ort leben, um die Region mit eigenen „Künstleraugen“ zu betrachten. In diesem Jahr blickte Yvette Kießling vom 5. September bis zum 16. Oktober in und um Bremervörde größtenteils auf Moorlandschaften, nachdem die Künstlerin direkt zuvor in Tansania gearbeitet hatte. Und so fließen in Kießlings Ölmalereien von Moorlandschaften der Region um Bremervörde immer wieder afrikanische Rottöne ein.

Andere Arbeiten sind lediglich in Grün- und Blautönen gehalten. Kießling betreibt keine reale Vervielfältigung von Motiven. Sie scheinen von ihr weitergedacht zu werden, anstatt Vorgaben der Natur zu reflektieren. Ihre farbengefluteten Bilder lassen stetig neue Ansätze vermuten. Sie lösen sich von der lokalen Lichtstimmung bzw. vorgefundener Farbgebung, sind dadurch kein realer Spiegel der hiesigen Moorlandschaften. Vorgefundenes und Eigensinn wird scheinbar zu einem künstlerischen Mix. Was künstlerisch „gefährlich“ sein kann, denn „wildes“ Malen und eine emotionale Farbgebung der Natur kann durchaus kitschig wirken, wenn die realen, teils düsterschönen und von Menschen angelegten episch-melancholischen Moorlandschaften zu einem Sehnsuchtsort von vermeintlich natürlicher Wildheit verfremdet wird. Damit begeht man auch immer etwas Frevel am Versprechen der Kunst, mitunter eine versöhnliche Bändigung des Bedrohlichen der Natur zu sein. Vielleicht war das auch ein Grund, warum auf der Vernissage am 15. Oktober die Bilder nicht bei allen Gästen gut ankamen.

Vielleicht lag es aber auch daran, dass ein Großteil der ausgestellten Ölmalereien noch nicht getrocknet war, und Farben so eventuell anders gedeutet wurden. Denn zu nah durfte man einem Großteil der Ausstellungsstücke nicht kommen, da sonst die Kleidung in Mitleidenschaft hätte gezogen werden können.


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