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Pflegekräfte fordern Unterstützung

Landkreis. Den ANZEIGER erreichte ein offener Brief der Pflegekräfte aus dem Landkreis Rotenburg Wümme. Aus Angst vor negativen Konsequenzen ist er anonym verfasst und lediglich mit: „Die Pflege“ unterschrieben. Wir drucken ihn hier in ganzer Länge.

„Sehr geehrter Herr Mohrmann,
Sehr geehrter Herr Prietz,
Sehr geehrte Frau Brandt,
Sehr geehrter Herr Grundmann,
Sehr geehrter Herr Klingbeil,
Sehr geehrter Herr Bussenius,
Sehr geehrter Herr Manal,
Sehr geehrter Herr Luttmann,
Sehr geehrter Herr Kullik,
Sehr geehrter Herr Fischer,
Sehr geehrter Herr Aufdemkamp,
Sehr geehrter Herr Renken,
Sehr geehrte Frau Reimann,
Sehr geehrter Herr Spahn,
Sehr geehrte Frau Merkel,
Kaum zu glauben aber wahr, die Coronaprämie ist jetzt da. Doch wer bekommt sie? Auf keinen Fall das Personal im Krankenhaus! Gemeinde, Bund und Bau sind wohl wichtiger. Es ist alles vergessen, was zu Beginn der Pandemie gesagt wurde. Anerkennung? Systemrelevanz? Das anerkennende Klatschen ist schon lang verhallt, der Lavendel erfroren.
Für eine Bonuszahlung (im LK ROW ist bisher keine Prämienauszahlung erfolgt) würden
WIR dann klatschen! Das Personal gehört teilweise auch zur Risikogruppe aufgrund von Alter, relevanten Vorerkrankungen, doch können wir leider nicht zu Hause bleiben, weil dann ist ja keiner mehr da! Wer interessiert sich schon für unsere Sorgen und Ängste? Angst vor Infektion und den Folgen der Erkrankung, vor der Angst auch Familienangehörige könnten durch uns angesteckt werden.
Komplette Dienste in FFP 2 und Schutzausrüstung, Einspringen zu jeder Tages- und Nachtzeit, weil das Pflegepersonal fehlt und man kann es kaum glauben, auch selbst an Corona erkrankt. Zum Glück können wir auch symptomfrei weiterarbeiten, das nennt man dann Arbeitsquarantäne!
Es ist wichtig die Lufthansa zu retten, es könnte ja sein, dass Menschen überleben und die wollen dann ja wieder in den Urlaub fliegen. Da wir schon Jahre lang nur tariflich angeglichen sind, haben wir ewig keine Tariferhöhung erhalten. Der Wunsch, dass Pflegekräfte nach Tarif bezahlt werden, sodass diese wie fast alle anderen auch eine Chance darauf haben, einen höheren Lohn zu erhalten, gab es schon immer. Dies würde nicht nur die Attraktivität des Pflegeberufes fördern, sondern führt ja eventuell auch zum Erhalt bestehender Mitarbeiter, die den Glauben verloren haben, dass sich noch etwas zum Guten wendet und sich nach anderen Jobperspektiven umsehen.
Wir können kaum in Worte fassen, wie enttäuscht, frustriert, demotiviert und sauer wir sind.
Wir fühlen uns nicht gesehen, nicht gehört und im Regen stehen gelassen. Wir glauben einfach nicht, dass die dritte, vierte, fünfte Welle uns einer Wertschätzung näherbringt. Wir sind fassungslos, welche Berufsgruppen Coronaboni erhalten, nur wir, die täglich direkten Kontakt zu Corona-Patienten haben sowie uns in jeder Schicht dem Risiko einer Infektion aussetzen, erhalten nichts.
Wir fordern nicht nur, dass unser Beruf attraktiver gemacht wird, denn auf belanglose Versprechen, die nicht gehalten werden, verlassen wir uns nicht, sondern vor allem eine deutliche Lohnerhöhung und die uns zustehende Coronaprämie!
Wir erwarten Ihre Unterstützung und Stellungnahme!“


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