Ralf G. Poppe

Oste-Wehr: Abreißen oder erhalten?

Bremervörde. Umweltminister Olaf Lies spricht sich für eine außergerichtliche Lösung in Bezug auf das denkmalgeschützte Oste-Wehr sowie für eine größtmögliche Verständigung zwischen den beiden Interessengruppen aus.
Manfred Mühler (v. li.), Claus List, Olaf Lies und Bernd Wölbern diskutierten über den Erhalt des denkmalgeschützten Oste-Wehrs in Bremervörde.

Manfred Mühler (v. li.), Claus List, Olaf Lies und Bernd Wölbern diskutierten über den Erhalt des denkmalgeschützten Oste-Wehrs in Bremervörde.

Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (CDU) und Landtagsmitglied Bernd Wölbern (SPD) diskutierten jüngst im Oste-Hotel in Bremervörde mit Landrat Marco Prietz, Manfred Mühler (Interessengemeinschaft Oste-Wehr), Claus List (Vorsitzender Arbeitsgemeinschaft Osteland) und Klaus Jänsch vom NLWKN über das Für und Wider des Oste-Wehrs.
Bei der Diskussionsrunde, die durch das Engagement des Landtagsabgeordneten Bernd Wölbern zustande gekommen war, forderte Umweltminister Olaf Lies einen „wirklichen Variantenvergleich“. Weiterhin gab er einen „Fahrplan“ aus, der zur größtmöglichen Verständigung in der Auseinandersetzung um das Weiterbestehen eines der wohl wichtigsten Wahrzeichen der Stadt Bremervörde führen soll.
 
NLWKN fordert den Abriss
 
Wie berichtet fordert der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) aus Gründen des Gewässerschutzes einen Abriss der denkmalgeschützten Anlage, um der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zu entsprechen und um es Wanderfischen durch eine Sohlgleite nebst Umgehungsgerinne zu ermöglichen, flussaufwärts zu schwimmen.
Im Verlauf der Diskussionsrunde schloss der Leiter des Geschäftsbereichs Betrieb und Unterhaltung beim NLWKN, Klaus Jänsch, Nachteile für den Hochwasserschutz bei der vom NLWKN angestrebten Variante aus. Die von Claus List thematisierte Laichplatz-Gefahr bei Niedrigwasser bezeichnete Jänsch als überschaubar, weil Fische sich nach und nach an die Begebenheiten anpassen würden.
Weiterhin stand der Kritikpunkt im Raum, dem NLWKN gehe es nicht ausschließlich um besagte Durchlässigkeit, sondern obendrein um die Wirtschaftlichkeit der Anlage. Die vom NLWKN favorisierte Abriss-Lösung mit dem Bau einer 160 Meter langen Sohlgleite über Flussbreite beinhaltet künftig eine über eine 80 Meter breite Überlaufschwelle. Das gesamte Kostenvolumen betrüge in diesem Fall circa drei Millionen Euro. Berechnet über eine Laufzeit von 90 Jahren wäre diese Maßnahme ungefähr 750.000 Euro günstiger als jene, die den Erhalt des Oste-Wehrs vorsieht, und damit durch den personellen Unterhalt mit rund 17.000 Euro jährlich veranschlagt werden müsse. Eine Sohlgleite hingegen wäre im gleichen Zeitraum mit circa 5.000 Euro zu unterhalten.
 
Wasserstand wird mechanisch geregelt
 
Derzeit wird der Wasserstand der Oste mechanisch geregelt. Bei Hochwasser kann das Wehr z.B. zur Optimierung des Abflusses abgesenkt werden. Ohne Wehr könnte der Wasserstand in der oberen Oste nicht mehr geregelt werden, gab Diplom-Wasserbau-Ingenieur Manfred Mühler im Verlaufe der Diskussion im Namen der IG Oste-Wehr zu bedenken. Um das Wehr zurückzubauen, müsste die Oste durch ein Umgehungsgerinne umgeleitet werden. Dieses Gerinne solle nach der Fertigstellung der Sohlgleite zusätzlich als Rückhaltevolumen dienen.
Da das Gerinne ohnehin dauerhaft erhalten bleiben solle, schlug Mühler vor, die (kommende) Anlage so zu gestalten, dass die erforderliche ökologische Durchlässigkeit erreicht wird. Mit einer derartigen Variante könne das seit 2018 geschützte Baudenkmal weiterhin erhalten bleiben. Zudem bliebe die Ostestadt Bremervörde von einer Geröllhalde am südlichen Einfallstor verschont.
 
Denkmalschutz beachten
 
Landrat Prietz ergänzte, dass Privatpersonen bei ihren jeweiligen Umbauten den Denkmalschutz zu beachten haben. Dieses Kriterium solle bitte auch beim Oste-Wehr an seinem exponierten Standort zählen.
Olaf Lies zeigte sich durchgehend allen genannten Argumenten gegenüber aufgeschlossen. Er vermittelte den Anwesenden das ehrliche Gefühl, eine Variante mit Mehrwert, die den Vorgaben der WRRL entspreche, erreichen zu wollen. Eine Entscheidung über die Zukunft des Wehrs sei zum Zeitpunkt der Debatte noch nicht gefallen, betonte der Umweltminister.
 
Gerichtsverfahren vermeiden
 
Gleichzeitig bat er die Befürworter des Bauwerks zu bedenken, was passieren würde, wenn das Wehr einmal kaputt ginge. Lies sprach sich daher für eine Lösung aus, die Bestand haben werde. Denn sollte das Wehr erhalten bleiben, müsse sichergestellt sein, dass seine Substanz über einen längeren Zeitraum funktionsfähig sei. Dabei möchte der Politiker jedoch unbedingt ein langwieriges Gerichtsverfahren vermeiden. Dafür solle es einen echten Variantenvergleich mit dem Ziel der größtmöglichen Verständigung zwischen den beteiligten Interessengruppen geben.


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