Musikalischer Geschlechterkampf - MGV „Harmonie“ und „con brio“ gaben ein mitreißendes Konzert
Bremervörde. 160 Jahre Männergesangverein „Harmonie“ und 60 Jahre Ebersdorfer Frauenchor „con brio“ wurden im letzten Jahr ganz groß gefeiert. Nun sind beide ein Jahr älter geworden und bringen es gemeinsam auf eine Schlagzahl von 222 und das im Jahr 2020.
Als die gemeinsame Chorleiterin Marie Louise Baabe die magische Bedeutung der Zahl 2 entdeckte, konnte sie die beiden Chöre dazu begeistern, gemeinsam 22 Lieder zu einem einzigartigen Konzert zu vereinen. Am 2.2.2020 boten dann 60 Stimmen beider Chöre um ihre dynamische Chorleiterin im Ludwig-Harms-Haus einen musikalischen Hochgenuss um einen Geschlechterkampf, bei dem es dann doch nur Gewinner gab.
Auch Stephan Winter vom MGV Harmonie ging auf die Bedeutung der Zahl 222 ein. Er wusste zu berichten, dass es für viele Frauen das Synonym für Engel sei. Auch stehe sie für Harmonie und Friedfertigkeit. Für Männer sei es einfach eine Schnapszahl und fertig. So unterschiedlich, wie diese Zahl bei Männern und Frauen ausgelegt wird, so unterschiedlich hätten sich auch Männer- und Frauenchöre in der Geschichte entwickelt. Männerchöre gebe es seit vielen 1000 Jahren. Frauenchöre, so wie die Ebersdorfer Damen, wagten sich erst vor 60 Jahren vor die Tür und erhoben ihre Stimme. „Das hatte Konsequenzen für das Liedgut“, so Winter. „Spätestens als die Frauen den Taktstock in die Hand nahmen, traten Rauf-, Sauf- und Wanderlieder immer mehr in den Hintergrund.“
Seitdem loben und preisen sie ihre Heimat und die Liebe zu den Frauen in den höchsten und tiefsten Tönen. Und davon gab die Harmonie gleich eine erste Kostprobe ihres Könnens. Nach „Hoch im Norden“, ließen sie sich mit „Carmencita“ in Sevillas sternenklarer Nacht zu einer Liebeserklärung hinreißen. So vom Glück berauscht, entwickelten sie mit „O Donna Clara“ wilde Gefühle, bei denen bei manch einem das Herz doch glatt in die Hose fiel.
Bevor der Frauenchor „con brio“ „für einen musikalisch guten Ton“ sorgte, stellte ihre Sprecherin Silke Potthast mit humorvollem Blick auf die Herren der Schöpfung fest, dass die Männer wohl singen, aber die Emanzipation noch nicht wirklich überwunden haben. Den richtigen Ton zu treffen, so Potthast, „davon können wir mit dem Lied ‚Der gute Ton‘ ein Lied singen“. Weiter ging es mit „Gabrielas Song“ aus dem Film „Wie im Himmel“ und einem lauten „Halleluja“, von Leonard Cohen.
Und dass Mann und Frau sehr wohl vieles gemeinsam haben, stellten beide Chöre anschließend mit dem Lied „Tebje Pajom“, einem altrussischen Kirchengesang eindrucksvoll unter Beweis.
Nach der Pause nahmen die Damen schwungvoll und selbstbewusst wieder das Zepter in die Hand und gaben einen Einblick in ihr Seelenleben. Mit ihrem Lied von der „Hefe“ die zu ihrem Leidwesen kalorienreich an ihrer Figur aufginge, nahmen sie sich selbst auf die Schippe. Um sich von ihren ungeliebten Rundungen nicht unterkriegen zu lassen, hatten sie auch gleich mit „Ich gefalle mir“ eine Lösung parat. Hier wurden sie am Klavier von Ingo Stoevesand begleitet. Weil sie gerade so gut drauf waren, kam ihnen der Titel von Vicki Leandros „Ich liebe das Leben“ gerade recht.
Dann kamen die Herren der Schöpfung, die sich doch als Geschlechter tolerant zeigten, wieder zum Zuge. Themen, von denen sie wirklich etwas verstehen, wie „Eroberungen, Kriminalität und Saufen“, gipfelten in einem „Kriminaltango“ gefolgt von „Moskau, Moskau,“ mit dem Dschinghis Khan schon für Furore sorgte und schlossen ihren Auftritt mit einer Liebeserklärung mit dem Titel „Wenn der Abendwind“.
Krönender Abschluss bildete wieder ein gemeinsamer Auftritt der beiden Chöre mit einem Song von Mick Jagger „As Tears goes by“, gefolgt von dem unverwüstlichen Schlager „Aber dich gibt‘s nur einmal für mich“. Mit dem Titel „You raise me up“ endete ein zutiefst beeindruckendes und schwungvolles Konzert erst nach zwei weiteren Zugaben mit einem Wahnsinnsapplaus.