Leuchtturm für erneuerbare Energie
Nicht nur in Sachen Wasserstoff-Zug, sondern auch in der Biogastechnologie gehört der Landkreis Rotenburg/Wümme zu den Vorreitern in Sachen Innovation. So übergab die niedersächsische Agrarministerin Barbara Otte-Kinast kürzlich in Malstedt-Deinstedt symbolisch eine Förderurkunde über eine Million Euro.
Die reale Summe von 1.014.851 Euro steht der allgemeinen Förderung von Biogas und allen Beteiligten und Projektpartnern zur Verfügung.
Projektpartner
Beim Besuch der Ministerin in Malstedt wurde thematisiert, warum die bis Mai 2024 andauernde Testphase mit einer Million Euro gefördert wird. Das Ziel sei es, neue Wege der Wertschöpfung zu testen, sowie eine nachhaltige Produktion von Biogas durch den Mehreinsatz von Wirtschaftsdünger wie Gülle und Mist zu unterstützen. Die Hindernisse des Wirtschaftsdüngereinsatzes sollen dabei verringert, durch neue Prozesse und Techniken das Biogassubstrat optimiert werden. Zudem gelte es, zu untersuchen, ob sich die Festphase des Gärrests als Torfersatzstoff eignet. Die Projektpartner - der Landkreis Rotenburg sowie das 3N Kompetenzzentrum e.V.- arbeiten dabei mit regionalen Biogasanlagenbetreibern - hier die Biogasanlage Agrogas in Malstedt- zusammen. Die sogenannte „NaProBio“-Modellregion hat ihren regionalen Schwerpunkt im Landkreis Rotenburg. Der Anzeiger fragte bei Beteiligten nach, was das direkt für den Landkreis Rotenburg bzw. unsere Region bedeutet.
Der Landrat
Landrat Marco Prietz beruhigt etwaige Kritiker: „In den aktuell unsicheren, krisenreichen Zeiten, leisten Biogasanlagen im Landkreis Rotenburg/Wümme einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit der regionalen Energieversorgung, sowohl im Strom- und Wärmebereich und auch potenziell im Mobilitätsbereich. Hervorzuheben ist, dass sowohl im Bereich Wärme als auch in der Mobilität bislang eine echte Energiewende in weiter Ferne ist.
Das Modellprojekt NaProBio verfolgt das Ziel, neue Techniken und innovative Verfahren zu entwickeln und zu testen, sodass der Beitrag der Biogasanlagen noch nachhaltiger und klimafreundlich ist. Mir ist bewusst, dass es auch kritische Stimmen gegenüber der Bioenergie gibt. Das gilt jedoch für jede denkbare Form der Energieerzeugung. Alles hat objektiv oder subjektiv betrachtet Vorzüge und auch Nachteile. Im Vergleich zu Kohle, Atom oder Gas ist Bioenergie jedoch eine sehr verträgliche und zugleich verlässliche Form der Energieerzeugung. Die Veranstaltung (in Malstedt) war ein gelungener Auftakt. Alle wirken interessiert und engagiert mit. Weitere Anfragen von Biogasbetreibern im Nachgang zur Berichterstattung zeigen mir, dass wir einen Nerv getroffen haben.“
Die niedersächsischen Landtagsabgeordneten
Auch die beiden befragten Landtagsabgeordneten des Landkreises Rotenburg/Wümme von CDU und SPD zeigten sich erfreut über das Engagement der niedersächsischen Agrarministerin. Dazu Eike Holsten (CDU): „Die Biogastechnologie hat im Kreis Rotenburg eine große Bedeutung. Zukünftig wird die Nutzung von Gülle und Mist eine noch größere Rolle spielen. Dazu kommt die steigende Bedeutung der Bio-Methan-Direkteinspeisung. Hier sind wir Vorreiter im Kreis Rotenburg.“ Auch für den ehemaligen Biogas-Kritiker Bernd Wölbern (SPD) überwiegen die positiven Aspekte: „Endlich bekommt das Thema Biogas eine Richtung, die ich ausdrücklich begrüße. Und das sage ich mit derselben Überzeugung, wie ich in den vergangen fünfzehn Jahren ein Kritiker des Biogas-Booms war. Musste man sich doch fragen, warum das so produzierte Gas eigentlich `Bio´ sein soll…? Mit dem jetzt auf den Weg gebrachten Verbundprojekt soll konzeptionell genau daran gearbeitet werden - Nämlich, wie die Produktion von Bio-Gas tatsächlich nachhaltig umgebaut und entwickelt werden kann. Die (in Malstedt) anwesenden Personen mit Ihrer Fachkompetenz lassen mich hoffen, dass dies eine echte Innovation, eine Erfolgsgeschichte sein wird, bei der unser Landkreis Rotenburg ein Leuchtturm in Sachen erneuerbare Energien sein kann. Ich werde mich dafür einsetzen, dass dieser Weg jetzt auch konsequent zum Ziel gegangen wird. Ich bin sicher, dass im Verlaufe dieses Projektes links und rechts des Weges immer neue Aspekte auftauchen werden, die den ganzheitlichen Charakter untermauern. Angefangen bei der Energieversorgung über den Trinkwasserschutz bis hin zum Moorschutz. Hinzu kommt dann in meinen Augen ziemlich kurzfristig die gesellschaftliche Dimension mit der Einführung einer `Braunen Tonne´, die aus Bioabfall eine werthaltige Ressource macht. Insgesamt also ein fulminanter Beitrag der Landwirtschaft zum Klimaschutz.“