Küstenknaller und Beats vom Kiez - Mit den Tüdelboys auf den Spuren der Hamburger Musikszene
Küstenknaller und Beats vom Kiez
Mit den Tüdelboys auf den Spuren der Hamburger Musikszene
von Ingrid Mahnken
„Die „Tüdelboys“, die älteste Boygroup Norddeutschlands mit Konrad Lorenz, „Goofie“ Frese und Jürgen Rau feierten in Iselersheim einen musikalischen Unterhaltungsabend der Extraklasse. Foto: im
Iselersheim. Was haben Hans Albers, James Last, Freddy Quinn, Otto und sogar die Beatles gemeinsam? Sie und viele andere sind Teil der Hamburger Musikszene. Dieser Ära haben sich die Tüdelboys, drei Herren gesetzten Alters aus der Elbmetropole, auf die Fahnen geschrieben. Mit einer stimmungsvollen Auswahl an Küstenknallern, Ohrwürmern, Schmachtfetzen und Beats vom Kiez begeistern sie ihr Publikum weit über die Grenzen der Hansestadt hinaus.
Mit den Worten: „Wir sind mit Elbwasser getauft, mit etwas Brackwasser gewaschen und mit Alsterwasser nachgespült worden“, begrüßte das Trio auf Einladung des Heimatvereins ihr erwartungsvolles Publikum in der fein herausgeputzten Aula der ehemaligen Grundschule in Iselersheim.
Mit im Gepäck hatten sie mehrere ihrer Erfolgsbücher, einen Satz Musikinstrumente und ein Haufen heißer Hamburger Hits der 50er, 60er und 70er Jahre, die von Maritim über Jazz bis Rock‘n‘Roll Musikgeschichte schrieben. Küstenknaller wie „Anne Elbe anne Alster, anne Bill“, Ohrwürmer wie „Oh Hamburger Deern“ und Schmachtfetzen wie „Junge komm bald wieder“, haben Hamburger Musikgeschichte geschrieben.
Mit Witz und Esprit fesselte das Trio vom ersten Ton an mit ihrem Live Programm. Zwischen den Liedbeiträgen unterhielt Konrad Lorenz sein Publikum mit Anekdoten und Geschichten aus seinem Bestseller „Rohrkrepierer“. Der Autor, der in der Nachkriegszeit auf St. Pauli zwischen der Herbertstraße auf dem Kiez und am Hafen aufwuchs, beschrieb spannend, authentisch und einfühlsam, was er als Kalle in einer Welt von Kleinbürgern, Prostituierten, Zuhältern, Schauerleuten und Besatzungssoldaten erlebte. Seine Neugier und sein Tatendrang auf Sexualität auf dem Weg ins Erwachsenenleben führten zur Freude des Publikums zu Abenteuern auf der Suche nach dem ersten Mal und der ersten großen Liebe.
Da ging es um Dorffeste oder Damenwahl im „Café Keese“ die allgemeine „Stafettenläufe“ und „Tanzattacken“ auslöste. Zwischen den Liedbeiträgen ging der Buchautor auch auf die Hamburger Musikszene ein. „Die tollste Musik kommt aus Hamburg“, so Lorenz überzeugt. Als Beispiel führte er das Hafenkonzert an, die älteste Sendung, die über Jahrzehnte am Sonntagmorgen aus dem Äther in die deutschen Stuben kam.
„In Hamburg gibt es Künstler wie Sand am Elbstrand“, so Konrad Lorenz. Er erinnerte an die zahlreichen Musicals und Musiklegenden wie den ersten hanseatischen Popstar Hans Albers mit „Auf Matrosen ohe“, Freddy Quinn, der „Junge komm bald wieder“ seinerzeit die meisten Platz 1 Hit landete, Otto, der sich nicht nur in die Herzen der Hamburger blödelte, oder dem Deutschrocker Udo Lindenberg. Er erinnerte an die Anfänge der Beatles aus Liverpool, die in Hamburg beginnend ihre Weltkarriere starteten. Zwischen den Textbeiträgen brillierte das musikalische Trio mit den passenden Liedbeiträgen. Schmunzeln, Gelächter und Szenenapplaus eines restlos begeisterten Publikums brandeten immer wieder auf. Ganz klar, ohne Zugabe „Aloa hea he“, konnten die drei Jungs von der Waterkant die Iselersheimer Bühne nicht verlassen.