Mareike Kerouche

Kinder brauchen Strukturen Von Frustrationstoleranz und Motivation

Gnarrenburg. Erziehung ist eine Wissenschaft für sich - im wahrsten Sinne des Wortes. Sie heißt „Pädagogik“. „Was Kinder für eine gesunde Entwicklung wirklich brauchen, sind Orientierung und Struktur“, sagte der Kölner Diplompädagoge und Schulberater Detlef Träbert in einem höchst informativen und unterhaltsamen Vortrag, zu dem das Kita- und Schulbündnis „Bausteine Gnarrenburg“ in die Aula der Oste-Hamme-Schule eingeladen hatte.

Der Tenor des Referenten: „Kinder sind Menschen, die ihren Weg suchen. Dabei sind sie manchmal ungeduldig, halten Frustrationen schlecht aus oder geraten in Konflikte mit anderen.“ Um in dieser Welt zurechtzukommen, gelte es, die Frustrationstoleranz, die auf eigenen Erfahrungen beruht, schon von klein auf an zu erlernen. Wie Eltern, Schule und Umwelt helfen können, Kinder in eine glückliche, ausgeglichene und erfolgreiche Zukunft zu schicken, ihnen mehr Klarheit bieten und sie mit Autorität erziehen, ohne autoritär zu sein, das erfuhren die Besucher im Laufe der Veranstaltung.
Schon das Kleinkind brauche Sinnesanregungen und Herausforderungen in Form von visueller Wahrnehmung, um Fähigkeiten zur Frustrationstoleranz zu entwickeln. Sie sei nicht angeboren, aber eine erlernbare Fähigkeit, mit Enttäuschungen umzugehen und/oder Bedürfnisse aufzuschieben, ohne in Aggressionen oder Depression zu verfallen.
Das passiere am besten durch erlebte Erfahrungen im Spiel, dabei erfahren und erkennen, dass ein Gewinn beim Spiel nicht das Normale ist, sondern die Ausnahme und ein glücklicher Einzelfall.
„Nehmen sie ihrem Kind nicht alles ab“, riet der Diplompädagoge, so werde es nicht selbstständig. Wichtig sei es, dass Kinder eigene Erfahrungen machen, auch Scheitern erleben dürfen, Akzeptanz erfahren und motivierte Vorbilder haben.
Kinder sollten darüber hinaus ermutigt werden, auch langfristige Ziele anzustreben, wie zum Beispiel auf ein Fahrrad zu sparen. Außerdem sollten ihnen Mitsprachemöglichkeiten eingeräumt werden, um zu lernen, Kompromisse zu schließen.
Er riet den Teilnehmern, Kinder möglichst viel an der frischen Luft spielen zu lassen. Beim Toben, Klettern, Balancieren und Laufen könnten sie ihre Kräfte ausprobieren und selbst Einschätzungen entwickeln. Den Ehrgeiz der Kinder wecken, zeigen, was sie schon alles können und loben, wenn sie etwas richtig machen, steigere die Motivation. „Der Weg zu einer optimalen Frustrationstoleranz“, so der Referent, „entwickelt sich in der Durchhaltefähigkeit und ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Lebensbewältigung.“ Lernen sei nichts anderes, als das permanente Ertragen auf dem Weg vom Nichts Können zum Können.
Detlef Träbert verstand es nahezu zwei Stunden lang, sein Publikum anhand von Beispielen und Tipps, wie man mit den Kindern umgeht, zu fesseln. Dabei machte er den Erziehungsberechtigten Mut. „Wir brauchen nicht perfekt zu erziehen, sondern sollten versuchen, unserem Nachwuchs gegenüber klar, verlässlich und aufmerksam zu sein.“ Auf diese Weise würden Kinder und Jugendliche auch in ihrer sozialen und emotionalen Intelligenz gefördert. Dazu bedürfe es in erster Linie der Orientierungshilfe, Zuwendung und elterlichen Liebe, Wärme, Geborgenheit und Akzeptanz. Sie erwächst aus der Einhaltung von wenigen, klaren und verständlich vereinbarten Regeln, aus der Erfahrung von Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Konsequenz, Ritualen und die Gewissheit, dass ihre Ängste, Fragen und Sorgen ernst genommen werden.


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