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Mareike Kerouche

In der Krise liegt die Kraft - Geschäftsführer Boris Thomas stellt sein Buch vor

Bremervörde. Boris Thomas ist als umtriebiger Geschäftsführer bekannt. Lattoflex, Thomashilfen, Thomas Consulting sind unter anderem die Geschäftsbereiche, in denen er weltweit agiert. Und nun hat er auch noch ein Buch geschrieben.
Da fragt sich so manch einer der Gäste in der Volksbank-Geschäftsstelle in Bremervörde: Warum schreibt so einer ein Buch? Hat er nicht genug um die Ohren? Doch hat er. Und trotzdem. Boris Thomas erklärt an diesem Vorstellungsabend selber auf, warum er ein Buch geschrieben hat. Und dann auch noch eins über Krisen.
Immer wieder wurde er auf Vorträgen angesprochen, ob er seine beziehungsweise die Firmengeschichte aufschreiben könne. Der Gedanke reifte. Aber schnell stand fest, es sollte kein Buch sein in der Form: „Rezepte für Erfolg, ich liege am Strand und trinke Caipirinha.“ Thomas stellte sich vielmehr die Frage: Was interessiert Menschen heute? „Vielleicht ist es an der Zeit, mal ein Buch über Krisen und Niederlagen zu schreiben. Leben ist eben anders als von A nach B zu gehen.“ Er interviewte seinen Vater, andere Geschäftsführer von Unternehmen, Freunde. Und er bekam als Erstes die positive Reaktion zu hören: „Endlich mal einer, der ein Buch über die Wirklichkeit schreibt.“
Die Fragen „Wie gehst du mit Krisen um, wie, wenn die Erde bebt?“ ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch. Ein Erfolgsratgeber ist es nicht. Vielmehr ist sein Buch „Fang nie an auf zuhören“ ein interessantes Sachbuch geworden. In acht Kapitel hat er es eingeteilt.
Anfangs noch mit zugegebener Nervosität zitiert er aus seinem Buch. „Das ist Neuland für mich. Ich spreche ja sonst gern und lang.“ Ja, so kennt man ihn. Die Nervosität legt sich mit der Zeit. Und dann steht da ein Mann am Rednerpult, der engagiert und, wie man es neuerdings öfter sagt, „authentisch“ seinen Erfahrungsschatz gerne weitergibt. Nicht mit erhobenen Zeigefinger oder besserwisserisch, sondern mit einer erfrischenden Selbsterkenntnis und dem Hinweis: Schaut her, so ist es bei mir und auch bei anderen gelaufen.
„Demut“ heißt das erste Kapitel. „Man muss das Leben akzeptieren, wie es ist. Leben hat eigene Regeln. Es richtet sich nicht nach unseren Plänen. Ist das toll? Nee, das tut weh.“ Und so geht er Schritt für Schritt, von Kapitel zu Kapitel den Weg der Selbsterkenntnis. Nächster Schritt: „Reflexion vor Aktion. Nicht in der Krise sofort reagieren.“ Ein Schweigeseminar, das ihm sehr schwer gefallen ist, hat ihn dazu gebracht. „Man sitzt da und hält die Klappe. Was nicht die Klappe hält, ist der Kopf.“ Boris Thomas zeigt, wie man Krisen meistern kann. Man verliert zum Beispiel das Vertrauen in der Krise. „Angst ist aber nichts weiter, als die Fantasie über die Zukunft. Das ist Kopfkino.“ Seine Erkenntnis: „Handel niemals aus der Angst heraus.“ Weiter geht es darum, Verantwortung zu übernehmen. „Die elende Schuldfrage: Wer ist schuld? Der Vorteil, wenn jemand anderes schuld ist, ist man selber fein raus. Das lenkt aber davon ab, was wir selber machen können, machen müssen.“
Der Autor räumt auch aus seiner Sicht mit der Darstellung der „richtigen“ oder der „falschen Entscheidung“ auf. „Es gibt nur Entscheidungen. Keine Richtige oder Falsche. Es gibt eben keine Parallelwelt, in der man gucken kann, wie es läuft.“ Und weiter: „Kein Mensch weiß, wie sich das Leben entwickelt.“ Wichtig sei auch für Unternehmer, Werte zu vermitteln. Das ist Boris Thomas’ Herzenskapitel, wie er sagt. „In der Krise vergessen wir häufig, wo wir schon mal waren und wo wir stark waren und sind.“ Wenn man sich dann an seinen Wert erinnert, diese kommuniziert, dann gebe das Kraft und Zuversicht.
Eine Absage erteilt er der „Visionitis“. „Edle Worte auf Hochglanzpapier. Wenn die Werte nicht gelebt werden, dann ist das Papierverschwendung.“ Sein Fazit: „Krisen sind Teil des Menschseins und Mensch sein, ist keine Krankheit. Lasst uns mal wieder menschlich sein und haltet es aus, wenn es scheiße läuft.“
Lang anhaltender Applaus zeigt, dass Boris Thomas mit diesem Buch bei vielen Zuhörern den richtigen Nerv getroffen hat.


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