Ein herausragendes Ereignis - Kutenholz ist wieder ärztlich versorgt
Kutenholz. Bürgermeister Gerhard Seba war sichtlich glücklich, als er den beiden Fachärzten für Allgemeinmedizin Hekmatulla Afzali und Fariha Sarwary zur Eröffnung der Praxis gratulierte.
Es stimmte schon, wie es Seba ausdrückte, dass es damals, als Dr. Bockmühl das Dorf verließ, dies wie ein Schock in der Bevölkerung wirkte. Jedem war bewusst, dass es sehr schwer werden würde, einen Nachfolger zu finden. Schließlich war man da im starken Konkurrenzkampf mit anderen Gemeinden, nicht nur in Niedersachsen.
Politik und Verwaltung haben viel Geld in die Hand genommen, umfangreiche Werbekampagnen gestartet. Trotzdem blieben die Räumlichkeiten leer. Als Interimslösung praktizierte an drei Tagen zu jeweils zwei Stunden der Arzt Hans-Georg Hofer aus Deinste für ein paar Monate in Kutenholz. Doch auch dies war keine Lösung auf Dauer. Letztlich half ein Zufall. Die in Kutenholz wohnende Krankenschwester Ina Marzog stellte den Kontakt zu Hekmatulla Afzali her. Und plötzlich ging alles sehr schnell.
Die Hausbesitzer der Arztpraxis Familie Lange und Familie Müller haben einen langen Atem bewiesen, dass sie die Räumlichkeiten zwischenzeitlich nicht einer anderen Nutzung zugeführt haben. Dafür war ihnen der Bürgermeister besonders dankbar. Und dann haben sie sich mächtig ins Zeug gelegt und innerhalb von zwei Monaten in Absprache mit den neuen Ärzten die Praxisräume neu gestaltet. Herausgekommen ist eine helle und freundliche Praxis mit drei Praxisräumen, einem EKG-Raum, einem Verbandsraum und einem Sozialraum.
Zwei Kutenholzerinnen werden die neuen Patienten des Medizinischen Versorgungszentrums Afzali GmbH empfangen. Das sind die schon erwähnte Ina Marzog und Liesbeth Viebrock.
Das Prinzip eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) wurde gewählt, weil nicht jeder Arzt oder Ärztin bereit ist, sich selbstständig zu machen, erklärte David Afzali. Der Bruder des Arztes ist der Geschäftsführer des MVZ. „Außerdem können wir dadurch flexibler sein.“ So können zum Beispiel kurzfristig weitere Ärzte eingestellt werden, um eine lückenlose Versorgung zu sichern. Und die ist wohl langfristig für die nächsten zehn Jahre gegeben. Solange läuft der Mietvertrag, mit der Option der Verlängerung, wie David Afzali meinte. „Das war ein Wunsch vieler Patienten.“
Die Ärztin Fariha Sarwary ist in Afghanistan geboren. Seit gut 22 Jahren praktiziert sie in Deutschland. Die Ärztin bringt ein gehöriges Maß an Erfahrungen aus dem Boberger Unfallkrankenhaus in Hamburg, unter anderem der Intensivstation mit. Aber auch die ländlichen Patienten sind ihr nicht fremd. Sie hat einige Zeit in Dithmarschen und in Wacken als Hausärztin praktiziert. Und sie schaut optimistisch in ihr neues Aufgabenumfeld: „Ich freue mich, hier einsteigen zu dürfen. Ich stehe euch immer zur Verfügung.“
Wie seine Kollegin kommt auch Hekmatulla Afzali aus Afghanistan. Sein Erfahrungsschatz sammelte er unter anderem als Gastroenterologe im Hamburger Krankenhaus Barmbek, in der Asklepios Klinik in Hamburg-Wandsbek, im Stader und im Bremervörder Krankenhaus sowie in der Chirurgie im Zevener Krankenhaus.
Bürgermeister Gerhard Seba sprach von einer Erfolgsgeschichte, die eine gute Zukunft haben wird. Er sprach sicherlich vielen Kutenholzern aus der Seele, als er meinte: „Das ist ein herausragendes Ereignis für unser Dorf.“