Lena Stehr

Ehrenamt als Grundlage der Demokratie

Landkreis. Ohne das Engagement von deutschlandweit rund 31 Mio. Ehrenamtlichen wäre unsere Gesellschaft aufgeschmissen. Ziel der am Sonntag, 20. September, endenden „Woche des bürgerschaftlichen Engagements“ des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement war es deshalb auch, die Leistungen der Freiwilligen zu würdigen.

 
„In vielen Bereichen kann unsere Gesellschaft nicht auf ehrenamtliches Engagement verzichten. Das betrifft neben Feuerwehr, Breitensport oder Kultur noch unzählige weitere Lebensbereiche. Auch der Einsatz in Initiativen und Parteien ist Grundlage für unsere Demokratie,“ sagt der Osterholzer Landrat Bernd Lütjen zur Wichtigkeit des Ehrenamts auch in unserer Region.
Ein so umfangreiches Vereinswesen und die Anzahl von Verbänden und Initiativen könnten weder der Staat alleine noch privatwirtschaftliche Firmen ansatzweise aufrechterhalten. Man sei also auf ein Miteinander angewiesen.
 
Engagement im ländlichen Raum
 
Im ländlichen Raum engagieren sich laut Sandra Pragmann von der Koordinierungsstelle für ehrenamtliche Arbeit im Landkreis Rotenburg Menschen ab einem Alter von 14 Jahren. „Unser Angebot für Hobbys wäre sehr trist, wenn wir keine Freiwilligen hätten, die zum Beispiel in den Sportvereinen als Übungsleiter aktiv sind“, betont Pragmann.
Die Ehrenamtlichen ermöglichten zudem soziale Teilhabe und engagierten sich direkt für andere Menschen, zum Beispiel in Nachhilfe- und Patenschaftsprojekten, bei den Tafeln, in Begegnungsstätten, in der Hospizarbeit und in Selbsthilfegruppen.
 
Immer weniger Zeit fürs Ehrenamt
 
In den vergangenen Jahren hätte sich allerdings gezeigt, dass sich zwar immer mehr Menschen engagieren, diese jedoch immer weniger freie Zeit für ihre Ämter zur Verfügung haben. Das freiwillige Engagement müsse zwischen Familie, Arbeit und eigene Hobbys passen. Gleichzeitig seien immer mehr Posten in den ehrenamtlichen Vorständen vakant und könnten nicht nachbesetzt werden.
Die Gründe dafür sind laut Sandra Pragmann vielschichtig. Man könne auch nicht pauschal sagen, dass sich eine Altersgruppe mehr oder besser engagieren würde als die andere. Gemeinsam müsste daran gearbeitet werden, dass jedem der Zugang zu einem Ehrenamt ermöglicht werde.
 
Steigende Erwartungshaltung
 
Festzustellen sei auch, dass die Erwartungshaltung gegenüber Ehrenamtlichen immer größer und deren Einsatz immer mehr als selbstverständlich hingenommen werde. Dass es sich um freiwilliges Engagement handele, dass häufig viel Zeit in Anspruch nehme und höchstens mit kleinen Aufwandpauschalen entschädigt werde, sei vielen wohl gar nicht klar, vermutet Sandra Pragmann.
 
An der Digitalisierung arbeiten
 
Während der Coronazeit zeige sich, dass die aktiven und zukünftigen Ehrenamtler häufig im Umgang mit digitalen Medien und Möglichkeiten vertraut gemacht und geschult werden müssen. Gemeinnützige Organisationen müssten besser ausgestattet werden.
Ein großes Problem sei laut Sandra Pragmann zudem, dass insbesondere bei Vorlesepatenschaften, Nachhilfen, Begleitungen im Alltag oder Sprachpatenschaften viele Angebote aufgrund der Coronaregelungen aufgeben oder eingeschränkt werden mussten. „Es gibt derzeit viele Kinder, die einen Paten bräuchten, aber auch ältere Personen, die ebenfalls nach Austausch und Kommunikation suchen und sie nicht finden“, sagt Pragmann. Gesucht würden Menschen, die sich persönlich treffen möchten, oder Freude an der Online-Kommunikation haben.
Die Koordinierungsstelle werde das Angebot zur Qualifizierung von Freiwilligen online sowie vor Ort weiter ausbauen.
„Jedes freiwillige Engagement ist wichtig“, sagt Sandra Pragmann. Die Freundschaft zu Fremden, Nachbarn und Vereinskameraden sowie die gegenseitige Rücksichtnahme und Unterstützung stärke den Zusammenhalt in der Region.


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