Dunkle Wolken über dem "Sommerloch"?
Seit der Mitarbeiter vom Amt für Bauaufsicht und Bauleitplanung des Landkreises der Projektgesellschaft Bremervörde mbH am 9. Juli die Baugenehmigung erteilte, fragen sich die Bremervörder Bürger*innen, wann die Bauarbeiten auf dem Rathausmarkt beginnen. Diese Frage konnte auch Bürgermeister Detlev Fischer leider nicht beantworten. Er verwies auf die zuständige Specht Gruppe aus Bremen. Die Leiterin der Unternehmenskommunikation, Frauke Meyenberg, gab die Auskunft, dass der von der Specht Gruppe beauftrage Generalunternehmer im September mit den Bauarbeiten beginnen möchte.
Baubeginn oder Baustopp?
Eine Tiefgarage ist für den kommenden Hausbau nicht vorgesehen, da die notwendigen Parkplätze auf einer nahe gelegenen Stellplatzanlage eingerichtet werden sollen. Doch gerade hier, beim Neubau einer Stellplatzanlage für 71 Stellplätze auf den Flurstücken 54/7, 67/6, 200/85 und 199/85 der Flur 25 könnte es Probleme geben. Da die Anlieger*innen einiger Flurstücke mit ihren Wünschen unterschiedlich behandelt worden seien, sind nicht alle Anwohner mit den Plänen einverstanden: Das Gleichheitsprinzip sei verletzt worden. Eine Anwaltskanzlei aus Stade, die die Rechte der subjektiv negativ betroffenen Personen vertritt, hat einen Einspruch eingelegt. Und hier könnten für das gesamte Bauvorhaben tatsächlich noch dunkle Wolken aufziehen: Wenn es die Bauherren bzw. deren Vertreter*innen nicht rechtzeitig schaffen, die Klagepunkte zu entschärfen, verliert die Baugenehmigung vielleicht ihre Gültigkeit. Die verfällt, wenn innerhalb einer Frist von drei Jahren nach ihrer Erteilung nicht mit der Ausführung der Baumaßnahmen begonnen wurde, bzw. wenn die Ausführung für drei Jahre unterbrochen worden ist. So ist in der Baugenehmigung für das Flurstück 200/85 das Anlegen eines Grünstreifens und einer Hecke eingetragen, während auf der gegenüberliegenden Flur 85/1 lediglich ein Parkverbot von 20 bis 8 Uhr vermerkt ist. Eine Gleichbehandlung würde jedoch bedeuten, mindestens ebenfalls eine Hecke mit Grünstreifen vorzusehen. Bei 36 Stellplätzen in den Maßen 2,50 x 5,00 m könnte das Verkehrsaufkommen in diesem Bereich die direkten Anwohner*innen wesentlich in ihrem Lebenskomfort beeinträchtigen. Sie könnten eventuell ihre Freizeitmöglichkeiten im eigenen Garten nicht mehr wirklich genießen, da Abgase der Pkws permanent zu ihnen herüberströmen würden.
Biomarkt und Wohneinheiten
Wenn das geplante Gebäude auf dem Rathausmarkt fertiggestellt ist, werden im Erdgeschoss neben einem Restaurant- und Verwaltungsbereich u. a. ein Biomarkt sowie kleinere Gewerbeeinheiten entstehen, die zurzeit vermarktet werden. Das mittlerweile alle Banner der Specht Gruppe vom Bauzaun verschwunden sind, steht in keinerlei Zusammenhang mit der Annahme, dass alle zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten bereits vermietet bzw. verkauft worden wären. „Das Banner der Specht Gruppe war nur ein allgemeines Werbeplakat für unser Unternehmen und nicht speziell auf das Projekt Bremervörde gemünzt. Die unterschiedlichen Wohnangebote stehen ausschließlich für eine Anmietung zur Verfügung und die Vermarktung wird voraussichtlich im Herbst 2020 beginnen“, erklärt Meyenberg.
Freibad oder Friedhof?
Im April dieses Jahres hing ein humoristisches Plakat am Bauzaun, das eine vermeintliche Eröffnung eines Freibades ankündigte. Meyenberg: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht.“ Dass auf dem Rathausplatz an der Baustelle vor mehreren Hundert Jahren jedoch ein Friedhof gewesen sein soll, darüber liegen der Specht Gruppe keine Informationen vor. Ebenfalls nichts Neues zu vermelden gibt es laut Unternehmenskommunikation über die Verhandlungen, noch ein weiteres angrenzendes Grundstück zu erwerben.
Herzlich bedanken möchte sich Frauke Meyenberg im Namen ihres Arbeitgebers bei den zahlreichen, aufmerksamen Bürger*innen, die der Firma Bescheid gegeben hatten, dass die Absperrung der Baustelle am 29./30. Juli nicht ordnungsgemäß war. „Deshalb konnten wir umgehend reagieren, und das dafür engagierte Unternehmen mit der sofortigen Behebung beauftragen.“