Ralf G. Poppe

Der Job beim Kreis schließt den Kreis

Bremervörde. Noch ist Dr. Silke Fricke Erste Stadträtin der Stadt Bremervörde. Ab dem 1. September wird sie beim Landkreis Rotenburg als Kreisrätin die Nachfolge von Kreisrat Sven Höhl antreten. Im Gespräch mit dem Anzeiger verriet sie, warum mit Humor vieles leichter geht.
Dr. Silke Fricke freut sich auf den neuen Job als Kreisrätin, den sie  am 1. September antritt.

Dr. Silke Fricke freut sich auf den neuen Job als Kreisrätin, den sie am 1. September antritt.

Sie sind in Rotenburg geboren, in Sottrum aufgewachsen. Dort besuchten sie die Grundschule. Das Abitur haben Sie wiederum in Rotenburg gemacht. Nun werden Sie bald Kreisrätin in der Heimat. Schließt sich damit für Sie ein Kreis?
 
Auf jeden Fall und darüber freue ich mich sehr. Nach dem Abitur 1996 habe ich den Landkreis verlassen und war knapp 19 Jahre in verschiedenen Städten in ganz Deutschland am Studieren und Arbeiten. 2015 kam ich zurück in den Landkreis Rotenburg, dieses Mal aber in den Norden, nach Bremervörde, was inzwischen meine neue Heimat ist. Die Verbindung mit der neuen Arbeit im Kreishaus Rotenburg schließt dann tatsächlich den Kreis.
 
Ihr künftiger Arbeitsbereich in Rotenburg umfasst neben der Kämmerei die Bereiche Digitalisierung, Personal und Gebäudewirtschaft – mithin genau die Themen, die Sie beruflich seit jeher am meisten bewegt haben. Wie sind Sie auf das Angebot, Nachfolgerin von Kreisrat Sven Höhl werden zu können, aufmerksam geworden?
 
Klassischerweise über die Stellenanzeige des Landkreises, genau genommen über die App, die ja regelmäßig aktuelle Nachrichten und Informationen anbietet.
 
Herr Höhl scheidet bereits zum 1. Juli aus dem Amt. Wie kommt es, dass Sie erst zum 1. September wechseln?
 
Wichtig ist, erst mal eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger zu finden. Ich habe im Rathaus Bremervörde ein tolles Team an meiner Seite und wir haben viele Projekte und Baustellen, die ich gerne geordnet übergeben möchte. Da meine Wahl zur Kreisrätin Mitte März stattfand und mir bewusst ist, dass es schwer sein würde innerhalb von zwei Monaten eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger zu finden, habe ich den Landrat und den Kreisrat gebeten, mich erst zum 1. September zu ernennen und ich freue mich, dass dieser Bitte stattgegeben wurde.
 
In der 11. Klasse des Gymnasiums absolvierten Sie ein Auslandsjahr in Kanada. Wäre eine berufliche Karriere außerhalb der Heimat ebenfalls eine Option gewesen?
 
Das hatte ich direkt nach dem Abitur tatsächlich geplant, weshalb ich neben dem Jurastudium auch Anglo-Amerikanisches Recht studiert habe. Ich hatte das Ziel, international tätig zu sein. Doch während des Studiums habe ich festgestellt, dass mir das Verwaltungsrecht und die Verwaltungswissenschaften nicht nur mehr Spaß machen, sondern mir auch mehr liegen, sodass ich mich umorientiert habe. Das Ausland wird nun also nur zu Urlaubszwecken besucht.
 
Nach dem 2. Staatsexamen arbeiteten Sie im Landtag in Hannover, später in Berlin im Bundestag mit Philipp Rösler zusammen. Der ehemalige Vize-Kanzler war es auch, der Sie von Hannover nach Berlin holte. Wo sehen Sie Gleichnisse bzw. Unterschiede in Bezug auf ihre Aufgaben und die zukünftige Zusammenarbeit mit Landrat Marco Prietz?
 
Auf den ersten Blick unterscheidet sich die Landes- bzw. Bundesebene natürlich von der kommunalen Ebene und den dortigen Aufgaben. Doch im täglichen Arbeiten gibt es viele Überschneidungen und vergleichbare Abläufe, das wird mir sicherlich helfen. Was Philipp Rösler und Marco Prietz angeht: Beide haben jung Karriere gemacht und brennen für die Politik und ihren Job. Darüber hinaus ist beiden klar, dass sie als gewählter Politiker nur erfolgreich sein können, wenn sie ein gutes, verlässliches Team haben und eine offene Kommunikation in Bezug auf Entscheidungen, Projekte und Ziele pflegen. Das war bei Philipp so, und das sehe ich auch bei Marco. Das sind wichtige Stärken.
 
Auf die Frage, was die Arbeit als Erste Stadträtin mit dem humorvollen neuen Bremervörder Bürgermeister Michael Hannebacher von jener mit seinem Vorgänger Detlev Fischer unterscheide, antworteten sie einmal, Sie seien auch beim Vorgänger nicht zum Lachen in den Keller gegangen. Wie wichtig ist der Humor für Sie in einem Arbeitsbereich, wo doch oft sehr ernste Entscheidungen gefällt werden müssen?
 
Lachen gehört auf jeden Fall zu einem guten Arbeitsklima und nach einer gelegentlichen Witzelei lässt sich meines Erachtens auch ein schwieriges Projekt umso besser bearbeiten.
 
In Bremervörde engagieren Sie sich privat als Handballerin im TSV Bremervörde. Wie sind Sie zum Handball gekommen?
 
Als kleines Kind hatte ich mich ursprünglich musikalisch und beim Turnen versucht. Doch die musikalische Talentfreiheit und die falschen Körpermaße haben bei beiden Hobbys den Erfolg und Spaß verhindert. Als ich acht Jahre als war, erfuhr ich, dass die Sottrumer Handballjugend Verstärkung suchte und fühlte mich dort in der Mannschaft sofort wohl. Handball ist ein Sport, der Ausdauer, Reaktionsstärke und körperliche Robustheit erfordert und nur im Zusammenspiel mit den Teamkollegen funktioniert. Diese Eigenschaften helfen mir jetzt immer noch.
 
Zudem sind Sie (zumindest in ihrem Wohnort) bekannt dafür, gern und viel zu lesen. Welches Buch können Sie aktuell empfehlen? Welches haben Sie selbst zuletzt gelesen?
 
Jetzt habe ich gerade „Die Kinder sind Könige“ von Delphine de Vigan und „Die Wut, die bleibt“ von Mareike Fallwicki gelesen. Zwei höchst aktuelle Themen. Oben auf meinem Lesestapel sind nun „Vielleicht Esther“ von Katja Petrowskaja und „The Anthropocene Reviewed“ von John Green. Auf beide Bücher bin ich sehr gespannt.
 
Frau Fricke, Vielen Dank für das Gespräch.
 
Nachfolger von Silke Fricke wird Thorsten Küver (53) aus Cuxhaven. Er ist seit 2007 als Erster Gemeinderat der Gemeinde Schiffdorf tätig.


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