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Bremervörde: Streit um neues Baugebiet

Bremervörde. Der Stadtentwicklungsausschuss hat sich dafür ausgesprochen, für die Ausweisung neuer Bauplätze einen Bebauungsplan für das Vörder Feld aufstellen zu lassen. Darüber wurde zuvor heftig diskutiert.
Rolf Hüchting (Grüne) und Berit Nießen-Hohmeyer (SPD) sprachen sich gegen ein weiteres Baugebiet im Vörder Feld aus.  Foto: rgp

Rolf Hüchting (Grüne) und Berit Nießen-Hohmeyer (SPD) sprachen sich gegen ein weiteres Baugebiet im Vörder Feld aus. Foto: rgp

Bremervörde. Der Stadtentwicklungsausschuss hat sich dafür ausgesprochen, für die Ausweisung neuer Bauplätze einen Bebauungsplan für das Vörder Feld aufstellen zu lassen. Darüber wurde zuvor heftig diskutiert. Der CDU-Vorsitzende Dirk-Frederik Stelling erläuterte im Antrag der CDU-Stadtratsfraktion vom 30. September, warum subjektiv ein Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan im Vörder Feld eminent wichtig sei. Die Stadt sei bei der Ausweisung von neuen Bauplätzen doch arg ins Hintertreffen geraten. „Die Politik hat nicht geliefert in den letzten zehn Jahren“, so Stelling. Bebauungsplan Vörder Feld 2? Das entscheidende Kriterium für neues Bauland sei die Frage, ob man an die erwünschten Flächen auch herankommen würde. Trotz aller verkehrspolitischen Nachteile sei seine Fraktion fest entschlossen, im Vörder Feld schnellstmöglich ein neues Baugebiet ausweisen zu lassen. Primär sollten dort Einfamilienhäuser realisiert werden, damit bauwillige junge Familien nicht mehr nach Alfstedt, Oerel oder Selsingen ausweichen müssten. Die Oppositionsparteien hatten hier explizit andere Vorstellungen. Die SPD-Vorsitzende Berit Nießen-Hohmeyer fand im Namen ihrer Fraktion deutliche Worte gegen ein weiteres Baugebiet im Vörder Feld: „Wenn eine Fläche in der Bewertung des Gutachtens gar nicht als Baugebiet geeignet war, dann war es das Vörder Feld 2. Ein Baugebiet an das andere zu setzen, ist nicht zukunftsweisend“. Quartiere sollten aufgewertet und nicht zu einer zusätzlichen Belastung werden, so Nießen-Hohmeyer. Sinnvolle und kluge Stadtentwicklung sehe anders aus. Dazu brauche es aber Visionen, wie eine Stadt in Zukunft aussehen und wirken könne. Die durchgeführten Workshops zur Weiterentwicklung der Stadt würden nicht genutzt und blieben in der Schublade. Alles kostet Geld und nichts davon werde beherzigt. Nießen-Hohmeyer nahm auch Bezug auf die Nadelöhre Oste und Bahnschienen. Stelling entgegnete, die Situation sei nicht mehr jene, wie sie es bei der Bewertung des o.g. Gutachtens gewesen sei. Mittlerweile sei eine Anbindung an den HVV geschafft, und zum Bahnhof nach Hesedorf sei es lediglich ein „Katzensprung“. Markt- und Messegelände? „Eine weitere Option ist das Markt- und Messegelände“, so Nießen-Hohmeyer. Eine Idee, die der Bürgermeister selbst ins Gespräch gebracht habe. Auch hier sei nicht weitergedacht worden, sondern es seien in den Redebeiträgen althergebrachte Vorstellungen vorgetragen worden. Stelling bemängelte zwar, in den vergangenen Jahren keine Bemühungen der Oppositionsparteien wahrgenommen zu haben, eigene Vorschläge einzubringen. Doch er bestätigte, im Markt- und Messegelände durchaus eine Option für neue Wohnformen zu sehen, da die Stadt Bremervörde zeitnah ein Angebot für Einfamilienhäuser benötige. Ausschussmitglied Stefan Detjen (CDU) wollte am liebsten gar nicht mehr weiterdiskutieren. Lothar Tabery, Architekt und hinzugewähltes Ausschussmitglied war der Meinung, dass das Ergebnis Qualität haben sollte, und regte zum Nachdenken in Sachen Wohnformen und Flächenverbrauch an. Zudem plädierte Tabery für die Aufstellung eines städtebaulichen Entwurfs, bevor ein Baugebiet ausgewiesen werde. Beschlussempfehlung an den Verwaltungsausschuss Rolf Hüchting (Bündnis 90 / Die Grünen) bestätigte Argumente der SPD und warf den Christdemokraten Aktionismus vor. „Wir befinden uns nicht mehr in den 50er/60er Jahren!“ Nur weil es an einem Ort Flächen zu erwerben gebe, müsse man dort nicht zwangsläufig auch ein Baugebiet ausweisen. Weiterhin äußerte Hüchting Gedanken, die CDU würde lediglich in Richtung Neubau denken, sich jedoch um den „Rest“ nicht kümmern. Stadträtin Dr. Silke Fricke merkte an, dass sie erstmals an einer Sitzung dieses Ausschusses teilgenommen, und in der Wortwahl doch sehr deutliche Unterschiede zu den Umgangsformen der anderen Ausschüsse wahrgenommen habe. Die abschließende Abstimmung brachte das erwartete Ergebnis: Mit den vier Stimmen der CDU-Fraktion (inklusive des parteilosen Fridtjof Schröter), bei Gegenstimmen von Nießen-Hohmeyer und Hüchting, wurde die Beschlussempfehlung an den Verwaltungsausschuss übermittelt, einen Bebauungsplan für das Vörder Feld aufstellen zu lassen. Niedergang der Innenstädte? Ein weiterer Tagesordnungspunkt war ein Antrag von Lothar Tabery im Namen der Arbeitsgruppe BauKulturLand zum Thema „Stoppt den Niedergang unserer Innenstädte“. Die Verfasser schlagen u.a. lokale Aktionsgruppen vor, die alle relevanten Innenstadtakteure einbeziehen und miteinander geeignete Aktivitäten zur Stärkung der Innenstädte aushandeln und auf den Weg bringen. Die ebenfalls im Statement geforderte städtebauliche und architektonische Aufwertung durch attraktive und qualitätsvolle Architektur bzw. öffentliche Räume sollte in Bremervörde deutlich stärker als bisher in den Fokus gerückt und in einer lokalen Aktionsgruppe lösungsorientiert thematisiert werden, so Tabery.


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