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Käte Heins

Auf der Abschussliste

Beverstedt. In Kirchwistedt sind sieben Schafe mit großer Wahrscheinlichkeit von einem Wolf getötet worden. Weil dies nicht der erste Vorfall dieser Art in der Region ist, wurde eine Ausnahmegenehmigung zum Abschuss des Wolfes beantragt.

Bild: Dennis Wachtel

Ob es richtig ist, den Wolf ins Jagdgesetz aufzunehmen, spaltet die Gemüter. Während unter anderem der BUND immer wieder darauf hinweist, dass es sich beim Wolf um eine nach europäischem Recht streng geschützte Art handelt, die zu Recht nur mit Ausnahmegenehmigungen bejagt werden dürfe, fühlen sich vor allem Tierhalter:innen in der Region zunehmend durch den Wolf bedroht.
„Die Politik muss dringend eine Lösung finden, so kann es nicht weitergehen“, sagt Hermann Kück, Wolfsberater im Kreis Cuxhaven. Er hat es in der Vergangenheit immer häufiger mit Fällen zu tun gehabt, bei denen Pferde oder Schafe dem Wolf zum Opfer gefallen sind.
Erst kürzlich lagen sieben Schafen morgens tot auf einer Weide in Kirchwistedt. „Das war eindeutig ein Wolf“, so der Wolfsberater. Acht Tage vorher hatte der Einzelwolf schon einmal ein Schaf gerissen. Für den Schafhalter sei so ein Verlust nur schwer zu verkraften.
 
Zunehmend Wolfssichtungen in Wohngebieten
 
Kück registriere auch eine zunehmende Besorgnis bei den Bürger:innen. Fast täglich bekomme er Anrufe von Menschen, die Wölfe tagsüber in Wohnsiedlungen gesehen haben. Die Zunahme der gefährlichen Wolfsrisse in den vergangenen Wochen und Tagen hätten das Fass nun zum Überlaufen gebracht. Die Politik habe das Thema verschlafen und müsse sich den Herausforderungen stellen, die die Rückkehr der Wölfe mit sich gebracht habe. Werde kein Konsens zwischen denen gefunden, die dem Wolf mit berechtigter Skepsis begegnen und denen, die in der Verbreitung des Wolfs keinerlei Gefahren sehen, werde es weiter zu illegalen Abschüssen kommen, ist Kück sicher.
Er weist zudem darauf hin, dass es finanzielle Einbußen in den Gemeinden geben werde, da sich in näherer Zukunft die Wiederverpachtung der Jagden - durch immer mehr dezimierte Wildbestände - wesentlich verändern werde. Das habe zur Folge, dass die Jagdgenossenschaften den Kommunen weniger oder keine Gelder mehr für die Erhaltung der Wirtschaftswege zur Verfügung stellen könnten, was wiederum zu Mehrausgaben im Gemeindehaushalt führe.
In Beverstedt trafen sich kürzlich Wolfsberater Hermann Kück, Ortsvorsteher Wilfried Windhorst (CDU) und Bürgermeister Guido Dieckmann (parteilos) mit dem Landtagsabgeordneten Oliver Lottke (SPD). Dieckmann forderte eine klare Regelung darüber, wie in Zukunft mit dem Wolf verfahren werden könne und sicherte Tierhalter:innen seine Unterstützung zu.
 
Über Wolfsabschüsse entscheidet der Bund
 
Wann und wie eine „Entnahme“ - also der Abschuss eines Wolfes - erfolgen dürfe, entscheide der Bund“, so Lottke. In einem Gespräch mit Umweltminister Olaf Lies (SPD) wolle er auf den Ernst der Lage hinweisen. Des weiteren machte Lottke darauf aufmerksam, dass das Land bereits ein Gutachten über die Entwicklung der Wolfspopulation und ihre notwendigen Obergrenzen in Auftrag gegeben habe. Die finanzielle Entschädigung an die Schafhalter:innen greife indes erst, wenn die DNA bestätigt, dass es ein Wolf war und die Weide mit einem „wolfssicheren“ Zaun gesichert war - was bei den meisten Hobbyhalter:innen übrigens nicht der Fall ist.
Für den Wolf im Beverstedter Raum haben die CDU-Kreistagsabgeordneten Dr. Dennis Ugurcu, Bernd Beckmann und Claus Seebeck nun eine Ausnahmegenehmigung zum Abschuss des Tieres beantragt. Dennis Ugurcu hat zudem einen offenen Brief an Umweltminster Olaf Lies geschrieben, in dem er unter anderem von einer „massiven Gefahr für die Bevölkerung“ spricht.
 
39 Rudel in Niedersachsen
 
In Niedersachen gibt es derzeit 350 Wölfe, verteilt auf 39 Rudel. Im Landkreis Cuxhaven gibt es 30 Wölfe und etwa zwei bis drei Rudel. Sie haben keine natürlichen Feinde, werden schnell geschlechtsreif und sind sehr intelligent.
„Dass die Probleme zunehmen, war abzusehen“, sagt Tierarzt Dr. Heinz-Christian Steiner. Es sei zu erwarten, dass der Wolfs-Bestand sich noch vervielfache. Dass die Wölfe sich hier wohlfühlen, liege auch daran, dass sie hier einen reich gedeckten Tisch mit leichter Beute vorfinden. Zudem würden sie zunehmend ihre Scheu vor dem Menschen verlieren.
 
Verhalten bei einer Begegnung mit dem Wolf
 
Wer einem Wolf begegnet, sollte Ruhe bewahren, Abstand halten und nicht weglaufen, sondern sich langsam zurückziehen. Wer sich unwohl fühlt, sollte sich durch Klatschen laut bemerkbar machen. Zudem sollte die Sichtung einer örtlichen Naturschutzbehörde gemeldet werden. Hunde sollten im Wald angeleint bleiben.


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