Wandel der Bestattungskultur

Katja Hofmann 15
Mit einer neuen Bestattungsart soll trauernden Menschen eine Alternative zur Grabbestattung geboten werden.
Die Initiatoren wollen sich mit dem Projekt an die neue Trauerkultur anpassen und mehr Möglichkeiten der Bestattung anbieten.

Die Initiatoren wollen sich mit dem Projekt an die neue Trauerkultur anpassen und mehr Möglichkeiten der Bestattung anbieten.

Bild: Kaho

Ritterhude. Der Friedhof in Werschenrege, gelegen an der Ecke Werschenreger Straße und Kirchweg, hat ein neues Herzstück erhalten. Nach rund fünf Wochen Bauzeit wurde dort nun ein Baumgrab fertiggestellt, das nicht nur das Friedhofsbild prägt, sondern vor allem dem geänderten Bedarf in der Bestattungskultur gerecht werden soll.

Der Antrag für das Projekt wurde vom CDU Gemeindeverband erstmals bereits 2021 gestellt. Hintergrund ist ein spürbarer Wandel im Umgang mit Trauer und Gedenken. Die Tendenz zu klassischen Erdbestattungen geht immer weiter zurück. Nur noch etwa 20 Prozent aller Bestattungen finden auf diesem Wege statt.

Auch in der Gemeinde Ritterhude lässt sich dieses Phänomen beobachten. „Die Friedhöfe werden oft als zu groß empfunden“, so Bürgermeister Jürgen Kuck. Dabei spiele besonders der Pflegebedarf eine entscheidende Rolle. Auch die Kosten für eine Sargbestattung im Vergleich zu Alternativen seien nicht zu unterschätzen. „Die jüngere Generation geht anders mit dem Thema Bestattung und Grabpflege um, weshalb alternative Bestattungsformen zunehmend in den Fokus rücken“, führt Kuck aus.

 

Naturnah und barrierefrei

Der zunächst geplante Standort für das Baumgrab um eine alte Eiche herum, die schon lange auf dem Friedhof steht, musste noch einmal überdacht werden. Das umfangreiche Wurzelwerk wäre beschädigt worden. Im Mittelpunkt der neuen Anlage steht nun ein frisch gepflanzter Feldahorn. Um den Baum herum ist in einem gemauerten Halbkreis die Grabstätte angelegt. Die obere Schicht besteht aus Rindenmulch, darunter befindet sich ein Gemisch aus Muttererde und Sand. Obenauf werden die Grabplatten liegen.

Ein weiterer Vorteil der neuen Grabstätte: „Durch den befestigten Boden zwischen dem Baum und der Bestattungsfläche ist das Areal barrierefrei und beispielsweise auch mit einem Rollator gut erreichbar“, betont Michael Keßler, Leiter des Sachgebiets Bau, Planung und Umwelt der Gemeinde Ritterhude. Alle Beteiligten zeigen sich mit dem fertigen Projekt zufrieden. „Ich bin begeistert“, freut sich Jürgen Kuck. Ziel sei es gewesen, alternative Bestattungsarten in der Gemeinde Ritterhude bieten zu können. Ein erster Schritt ist nun getan. Weitere Ideen für Alternativen wie Kolumbarien sind bereits am Entstehen.

 

45.000 Euro für 50 Plätze

Die Gemeinde investierte rund 45.000 Euro in die Maßnahme. Obwohl die Bauarbeiten nun abgeschlossen sind, braucht die Natur noch etwas Zeit. „Die Erde muss jetzt noch etwa ein halbes Jahr sacken“, gibt Keßler eine technische Einschätzung zum Erdreich rund um den Baum. Insgesamt bietet das Baumgrab Platz für 48 bis 50 Urnen.

Wer sich bereits jetzt einen Platz sichern möchte, steht vorerst noch vor verschlossenen Türen. An dem formalen Prozess, damit Bürger:innen ihr Interesse bei der Friedhofsverwaltung offiziell anmelden können, wird aktuell noch gearbeitet.