Rückgrat der Zivilgesellschaft
Niedersachsen. Über 60 Jahre Freiwilligendienste in Deutschland standen im Mittelpunkt des parlamentarischen Fachgesprächs „Freiwilligendienste als Rückgrat der Zivilgesellschaft – seit 60 Jahren und mehr“, zu dem der LandesSportBund Niedersachsen und die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Niedersachsen am 17. November im Turn-Klubb zu Hannover eingeladen hatten. Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Zivilgesellschaft und Praxis kamen zusammen, um die Bedeutung der Freiwilligendienste zu würdigen und über deren Zukunft zu diskutieren.
Dank und Reformwille aus der Politik
Ministerpräsident Olaf Lies betonte in seinem Grußwort die unverzichtbare Rolle freiwilligen Engagements: „Ein Freiwilligendienst ist nur möglich, weil es Verbände und Vereine gibt, die ihn anbieten. Ihnen gilt mein größter Dank. Aber wir können nicht 60 Jahre Freiwilligendienst feiern und sagen, dass er so gut ist, wie er ist. Wir feiern heute zusammen, um ihn besser zu machen.“ Es brauche genügend Angebote, um junge Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft zu erreichen, „nicht, weil sie es müssen, sondern weil sie es dürfen. Und zwar von der Hauptschule bis zum Gymnasium“.
Demokratischer Motor
Kerstin Tack, Vorsitzende der LAG Freie Wohlfahrtspflege Niedersachsen, erinnerte daran, dass Freiwilligendienste weit mehr seien als ein gesellschaftliches Angebot: „Freiwilligendienste sind – und das sage ich mit Überzeugung – ein Motor für Demokratie und Teilhabe. Sie fördern Zusammenhalt, stärken gesellschaftliches Miteinander und schaffen Perspektiven.“ Sie sprach sich für bessere Rahmenbedingungen aus: einen Rechtsanspruch auf einen Freiwilligendienst, ein Freiwilligengeld auf BAföG-Niveau sowie eine verstärkte Informations- und Beratungsoffensive.
Bedeutung für den Sport
Auch der LandesSportBund hob die besondere Rolle der Freiwilligendienste für den organisierten Sport hervor: „Gemeinsam mit der LAG FW unterstreichen wir die gesellschaftliche Bedeutung von Freiwilligendiensten, deren Wert für unser Zusammenleben nicht hoch genug angesetzt werden kann. Insbesondere in Zeiten, in denen die Demokratie mit klarer Ansage bedroht wird, brauchen wir eine starke Zivilgesellschaft.“
Debatte um Pflichtjahr
Mit Blick auf die Diskussion über eine mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht verdeutlichten beide Verbände, dass ein Pflichtjahr deutlich teurer und bürokratischer sei als ein echter Rechtsanspruch auf Freiwilligendienste. Sollte die Politik dennoch ein Pflichtjahr anvisieren, müsse die Expertise der Träger zwingend einbezogen werden, um Fehler des früheren Zivildienstes nicht zu wiederholen.
