Komplexer Verkehr erhöht Führerscheinkosten

Leon Kazemi 76

Die Führerscheinprüfung kostet bis zu 4.500 Euro. - Warum Fahrschüler:innen öfter durchfallen und wie die Union den Führerschein billiger machen will.

Professionelles Fahrtraining und ausreichend theoretische Vorbereitung halten die gestiegenen Preise im komplexen Verkehr geringer.

Professionelles Fahrtraining und ausreichend theoretische Vorbereitung halten die gestiegenen Preise im komplexen Verkehr geringer.

Die Zahl der Personen, die die Führerscheinprüfung nicht bestehen, steigt seit Jahren an. So lag die Durchfallquote bei der theoretischen Prüfung der Klassen B und BF17 im Jahr 2022 bundesweit bei 47,44 Prozent, bei der praktischen Prüfung waren es im Durchschnitt 45,04 Prozent.

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Zum einen ist der Straßenverkehr heute dichter und komplexer als früher. Es gibt einfach viel mehr Autos als früher. Waren es im Jahr 2000 noch 532 Autos pro 1.000 Einwohner, so sind es 2020 bereits 580 Autos pro 1.000 Einwohner. Das resultiert in immer größer werdenden Verkehr.

 

Wenig Verkehrerfahrungen

 

Neben der Zunahme des Verkehrsaufkommens ist auch die Verkehrsführung komplexer geworden. Hinzu kommt, dass in den letzten Jahren sowohl die Menge der Vorschriften als auch die Anforderungen an die Fahrschüler zugenommen haben. So wurden die Prüfungszeiten verlängert und es gibt vorgegebene Fahraufgaben bzw. genau vorgeschriebene Situationen, die geprüft werden müssen. Ein weiterer Grund ist, dass Kinder heute weniger eigene Verkehrserfahrungen machen als früher. Sie beobachten nicht mehr als Beifahrer den Verkehr, sondern schauen lieber auf ihr Handy. Ein weiterer Trend ist, dass sich die Jugendlichen nicht mehr so gut auf die Prüfungen vorbereiten wie früher. Das heißt, sie machen eine Prüfung, obwohl sie nicht genug gelernt haben und das obwohl die Kosten für den Führerschein in den letzten Jahren immens gestiegen sind.

 

Kosten bis zu 4.500 Euro

 

Auch 2024 werden die Kosten weiter steigen. So sieht eine Änderung der Gebührenordnung eine Erhöhung um 11 Prozent vor. Das bedeutet, dass die Gebühren für die theoretische Prüfung auf knapp 25 Euro steigen. Die Gebühren für die praktische Prüfung der Klasse B steigen dann von 117 Euro auf 130 Euro. Insgesamt muss man heute mit Kosten von bis zu 4.500 Euro für den Führerschein rechnen, plus minus 500 Euro, je nachdem, wo man wohnt. In der Region liegt der Führerschein bei 2.500 bis 3.500 Euro.

Im Durchschnitt zahlt heute ein Fahrschüler 3.312 Euro für seinen Führerschein. Zum Vergleich: 2014 lagen die durchschnittlichen Kosten bei 1.445 Euro.

Damit die Kosten wieder sinken, legt die Union nun ein Konzept vor, damit der Führerschein wieder günstiger wird. Die Fahrausbildung soll digitaler und moderner werden. Dadurch soll der Preis sinken, und zwar um 25 Prozent, also um rund 1.000 Euro. Dabei schlägt die Unionsfraktion vor, bei der Fahrausbildung verstärkt auf Fahrsimulatoren zu setzen, um die Zahl der praktischen Fahrstunden reduzieren zu können. Damit sollen gleichzeitig die Betriebskosten der Fahrschulen gesenkt werden. Außerdem könnten die zwölf vorgeschriebenen Sonderfahrten teilweise mit den Fahrsimulatoren absolviert werden.

 

Neue Richtlinien

 

Ebenso sieht die Ampel vor, dass das begleitete Fahren bereits ab 16 Jahren möglich sein soll. Neben der Ampel-Regierung plant auch der Verkehrsausschuss des Europäischen Parlaments für dieses Jahr die Einführung neuer Führerscheinrichtlinien. Eine dieser neuen Richtlinien sieht vor, dass Inhaber des Führerscheins der Klasse B künftig nicht nur Fahrzeuge bis zu einer Gesamtmasse von 3,5 Tonnen, sondern auch Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse von 4,25 Tonnen fahren dürfen. Allerdings nur unter zwei Voraussetzungen. Das Fahrzeug wird mit einem alternativen Kraftstoff betrieben und man ist seit mindestens zwei Jahren im Besitz des Führerscheins der Klasse B. Außerdem soll es eine europaweit einheitliche Probezeit geben und der BF17-Führerschein soll in allen EU-Ländern anerkannt werden. Darüber hinaus wird über ein Nachtfahrverbot diskutiert. Konkret geht es um ein Nachtfahrverbot für Fahranfänger zwischen Mitternacht und 6 Uhr. Damit soll vor allem das Fahren unter Alkoholeinfluss reduziert werden.