Gegen das Wasser
Worpswede. Bürgermeister Stefan Schwenke hatte ins Dorfgemeinschaftshaus Heudorf eingeladen. Rund 100 Frauen und Männer der sieben Ortsfeuerwehren aus Worpswede waren seinem Ruf gefolgt. Viele legten ihre schweren Jacken ab, nachdem Schwenke Marscherleichterung angeordnet hatte. Gemeinsam mit Katrin Kehlert aus der Verwaltung und Gemeindebrandmeister Timo Kück überreichte der Bürgermeister an diesem Abend den Kameradinnen und Kameraden die „Hochwasser-Ehrennadel 2023 des Landes Niedersachsen“.
Ehrung für Hochwasser Einsatz zum Jahreswechsel
Das Jahr 2023 neigte sich dem Ende. In den Familien liefen die Weihnachtsvorbereitungen auf Hochtouren. Gemeindebrandmeister Timo Kück sprach in seiner kurzen Ansprache an seine Feuerwehrleute davon, dass dies normalerweise eine Zeit der Entspannung und Erholung von den vielen Einsätzen im Jahresverlauf sei und sich alle auf eine ruhige Phase freuten. Doch es sollte anders kommen.
In der Nachbargemeinde Lilienthal stiegen die Pegel von Wümme und Wörpe bedrohlich an, Wasser trat über die Ufer, Keller liefen voll und erste kleine Löcher im Deich mussten geflickt werden. Nachdem die Gemeinde Lilienthal über den Kreisbrandmeister um Unterstützung gebeten hatte, starteten auch die ersten freiwilligen Helfer mit ihren Fahrzeugen aus Worpswede ins Krisengebiet. Letztlich waren es 94 Einsatzkräfte aus allen sieben Ortsfeuerwehren des Künstlerortes, die rund um die Uhr im Schichtdienst bis zum 7. Januar vor Ort beschäftigt waren. Unter anderem waren die Kameradinnen und Kameraden für die Deichsicherung eingeteilt und erhielten Aufträge wie „Schadensbegrenzung am Schießstand“ oder „Sicherung einer Doppelhaushälfte“. Auch die Drohne der Ortsfeuerwehr Neu Sankt Jürgen kam zum Einsatz. Der Ortsbrandmeister Martin Schulz-Hoesen erinnert sich: „Die Kameraden haben einen tollen Job gemacht. Jeder hat alles gegeben.“
„Ihr seid Vorbilder“
Bürgermeister Stefan Schwenke wollte die „Hochwasser-Ehrennadel 2023 des Landes Niedersachsen“ eigentlich bereits früher im Jahr verleihen. Es sei aber durch eine europaweite Ausschreibung zu Verzögerungen gekommen, die eine Auslieferung ins Rathaus der Gemeinde jetzt erst möglich machte. Nach seiner Aussage werden rund 55.000 haupt- und ehrenamtliche Einsatzkräfte, die mindestens einen ganzen Tag im Einsatz waren, mit der Auszeichnung geehrt. Er zeigte großen Respekt für die Worpsweder Feuerwehrfrauen und -männer: „Während viele Menschen sich an Weihnachten und Silvester auf Sofas lümmelten, Plätzchen knabberten oder Raketen sortierten, habt Ihr Gummistiefel angezogen, Sandsäcke geschleppt und Eure Freizeit geopfert, um in Lilienthal zu helfen.“ Und weiter: “In einer Zeit, in der sich vieles so rasant verändert, in der manche an vielem zweifeln, ist Euer Einsatz eine hoffnungsvolle Erfahrung. Dass auf Euch Verlass ist. Dass Gemeinschaft funktioniert. Dass Hilfe nicht an Gemeindegrenzen endet. Ihr seid nicht nur Feuerwehr. Ihr seid Vorbilder.“