Extremismus im Klassenzimmer

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An drei Tagen drehte sich an der Bremervörder Findorff-Realschule alles um die Frage, ob die Demokratie in Gefahr ist – und warum der Verfassungsschutz in Deutschland eine zentrale Rolle spielt.

Frank Ziemann sorgten für einen Unterricht, der über den regulären Politik- und Geschichtsunterricht hinaus ging.

Frank Ziemann sorgten für einen Unterricht, der über den regulären Politik- und Geschichtsunterricht hinaus ging.

Bild: Rgp

Auf Einladung von Irene Köster, Diplom-Sozialpädagogin und Schulsozialarbeiterin am Schulzentrum Birkenweg, war Frank Ziemann vom Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport, bzw. vom Verfassungsschutz Niedersachsen, an drei aufeinanderfolgenden Tagen zu Gast an der Realschule.

„Mit der Terminfindung hatten wir Glück, denn Herr Ziemann ist in Sachen Präventionsarbeit viel unterwegs“, sagte Köster mit einem freudigen Lächeln. „Besonders in diesen Zeiten erschien es mir – bzw. uns als Schule – wichtiger denn je, das Thema über den regulären Politik- und Geschichtsunterricht hinaus verständlich zu vermitteln. Unsere drei zehnten Klassen konnten vom Angebot des Niedersächsischen Verfassungsschutzes profitieren“, so Köster weiter.

Um die Präventionsarbeit nachhaltiger zu gestalten, sei auch die Fortbildung der Lehrkräfte entscheidend. Denn sie sind es, die täglich mit den Schüler:innen in Kontakt stehen – darauf habe Ziemann bereits bei der Terminvereinbarung hingewiesen.

 

Grundrechte, Staatsformen und ein Film über Hass

Einen Tag lang fand eine dreieinhalbstündige Lehrerfortbildung statt. An den folgenden beiden Tagen wurde jeweils in drei Unterrichtsstunden pro 10. Klasse gearbeitet – stets mit Anwesenheit einer Lehrkraft.

„Egal ob bei den Erwachsenen oder den Schüler:innen – Herr Ziemann hat eine lockere Art, die es seinen Zuhörenden leicht macht, sich mit Wortbeiträgen oder Fragen einzubringen. Die nötige Ernsthaftigkeit bei diesem oft bewegenden Thema lässt er dabei aber nicht vermissen.“

Mit zahlreichen Filmausschnitten, gemeinsamen Analysen und lebendiger Diskussion führte Ziemann in die Thematik ein. Zu Beginn stand die Frage: „Warum Verfassungsschutz?“ – daraufhin erläuterte der Referent seine eigene und die generelle Aufgabe des Verfassungsschutzes.

Es folgte eine Auseinandersetzung mit den Artikeln 1 bis 19 und Artikel 20 des Grundgesetzes. Im Gespräch über Grundrechte stellte Ziemann u.a. die Frage, wo die Teilnehmenden zuletzt Urlaub gemacht hätten. Sein Fazit: In Deutschland haben wir das Recht, frei zu entscheiden, wohin, ob überhaupt oder wie lange wir verreisen – was in vielen anderen Ländern keine Selbstverständlichkeit ist.

 

Extremismus erkennen – und Demokratie verteidigen

Mit Hilfe von Folien und Filmsequenzen wurden gemeinsam die Begriffe Islamismus und Extremismus (sowohl rechter als auch linker Ausprägung) erarbeitet. Im Fokus stand der Vergleich zwischen der „Alten Rechten“ und der „Neuen Rechten“.

Im Film Radikal wurde anhand dreier Protagonisten dargestellt, wie sich unterschiedliche Formen von Extremismus ausdrücken – und welche persönlichen wie gesellschaftlichen Folgen daraus entstehen können.

Ein weiterer Filmbeitrag widmete sich dem Thema Hate Speech („Hassrede“). Er machte deutlich, welche Wirkung Sprache haben kann, wie man mit Hassrede umgehen kann – und welche Möglichkeiten der Gegenwehr existieren.

 

Demokratie braucht Schutz und Haltung

Am Ende der Veranstaltungen wurde allen Beteiligten deutlich: Jede Form von Extremismus ist ein Angriff auf die Demokratie – und es ist essentiell, die Grundrechte und das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland zu schützen.

Die Lehrkräfte, die die Klassen begleiteten, berichteten anschließend, wie sehr die Schüler:innen interessiert waren, wie stark sie die Filmszenen berührten – und wie nachdenklich sie diese Erfahrung gemacht hat.