Ein Zeichen der Solidarität
Schwanewede. Seit dem 20. Juni 2002 erinnert der von den Vereinten Nationen initiierte Weltflüchtlingstag jährlich daran, dass Millionen Menschen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen – wegen kriegerischer Konflikte, ethnischer Verfolgung oder politischer Unterdrückung. Der Gedenktag ist ein Aufruf zur Menschlichkeit und zur Solidarität mit Frauen, Kindern und Männern auf der Flucht.
In Schwanewede lud die Ökumenische Initiative für Flüchtlinge aus diesem Anlass zu einer Lesung mit Musik in die örtliche Begegnungsstätte ein. Die Initiative wird getragen von zahlreichen Ehrenamtlichen, die Geflüchteten bei der Integration helfen.
Fluchtgeschichte trifft musikalische Einstimmung
Der Abend begann stimmungsvoll, als Reinhard Vitrikus mit einer eigens getexteten Friedenshymne zur Melodie von „One Way Wind“ einstimmte. Anschließend berichtete der kurdische Journalist Issa Hassan Alkhalaf von seiner Flucht aus Syrien.
„Ich spreche heute zu Ihnen nicht als Politiker oder Schriftsteller, sondern als Mensch, als Kurde und als Flüchtling, der endlich einen Ort gefunden hat, an dem er sich sicher fühlt.“
Der 27-Jährige, seit zehn Monaten in Deutschland, hat sich rasch integriert – nicht zuletzt dank Iris Petersen, die ihn während seines Kirchenasyls begleitete. Mit ihrer Hilfe erreichte Alkhalaf bereits das Sprachniveau B1.
Eine Geschichte über Gewalt, Flucht und Mut
Gemeinsam mit Petersen las Alkhalaf einen Auszug aus dem Buch „Du stellst meine Füße auf weiten Raum – Geschichten aus dem Kirchenasy“ von Gudrun Chopin, in dem ihre gemeinsame Geschichte dokumentiert ist. Die Zuhörer erfuhren von seiner Entführung durch Bewaffnete, der Folter, den Todesdrohungen und den lebensgefährlichen Etappen seiner Flucht.
Tief besorgt äußerte sich Alkhalaf über die Lage in seiner Heimat: „In meinem Heimatland löste im vergangenen Dezember ein Diktator den nächsten ab. Der neue selbsternannte Übergangspräsident Ahmad al Shar`a muss sich laut eigener Aussage nur vor Gott verantworten.“
Er sprach von Massakern an Alawiten, dem Fehlen einer unabhängigen Presse, wirtschaftlicher Not, mangelhafter Gesundheitsversorgung sowie alltäglichem Hunger und Elend.
Dankbare Worte und ein stilles Lied
Zum Schluss richtete Alkhalaf einen bewegenden Appell an die Zuhörenden: „Danke Deutschland, Danke, dass ihr uns Schutz vor Verfolgung gewährt habt. Viele von uns streben nach Wissen. Wir wollen schnell Deutsch lernen und arbeiten. Wir wollen keine Almosen, sondern uns selber ein Leben hier aufbauen. Wir sind Flüchtlinge, aber vor allem sind wir Menschen.“
Erneut griff Reinhard Vitrikus zur Gitarre und sang „The Sound of Silence“ – ein Lied, das den Wunsch nach echter Kommunikation inmitten einer lauten Welt ausdrückt.
Bücherbasar für die Ukraine und Afghanistan
Zum Abschluss verwies Gudrun Chopin noch auf den Bücherbasar der Waldschule Schwanewede, der am Montag, 30. Juni von 16 bis 18 Uhr stattfindet. Der Erlös geht zur Hälfte an Hilfstransporte des Vereins „Osterholz hilft“ in die Ukraine und zur anderen Hälfte an den Hamburger Verein „Afghanistan-Schulen“.