„Dieser Planet braucht uns nicht...“
Osterholz-Scharmbeck. An einem nasskalten Novemberabend sprach Sven Plöger darüber, dass man sich metaphorisch warm anziehen müsse, da es buchstäblich heißer werde.
Plöger nahm seine Zuhörer mit auf eine spannende Reise durch die Welt des Wetters und die Herausforderungen des Klimawandels. Volksbank Vorstandsmitglied Jan Mackenberg freute sich über das rege Interesse für das Umweltthema und begrüßte die über 1.000 Besucher mit den Worten: „Wenn Sven Plöger spricht, dann geht es vielleicht auch um Regen und Sonnenschein, aber vor allen Dingen geht es um große Zusammenhänge, die unser Klima, unsere Gesellschaft und unsere Zukunft betreffen.“
Schwere Kost, leicht verständlich
Sven Plöger, begeisterter Segel- und Gleitschirmflieger, ist vielen Menschen bekannt als „Wetterfrosch“ der ARD und in Fernsehsendungen wie den „Tagesthemen“ und „Wetter vor acht„ zu sehen. Mit seinem Vortrag in der Osterholzer Stadthalle gelang es dem wortgewandten Meteorologen, die komplexen naturwissenschaftlichen Zusammenhänge des Klimawandels mit Ernsthaftigkeit und einer gehörigen Prise Humor zu vermitteln. Er sprach über den bekannten Ausstoß des Kohlenstoffdioxid, der heute rund 80 Prozent höher sei als 1992. Damals war man sich auf der ersten großen Klimakonferenz einig gewesen, das Einbringen des Treibhausgases in die Atmosphäre deutlich zu begrenzen. Auch hätte der Wissenschaftler Hoimar von Ditfurth bereits vor 47 Jahren in einer Fernsehsendung die verhängnisvollen Auswirkungen von Klimagasen auf die Umwelt geschildert. Getan wurde dennoch nicht ausreichend. Die Folgen dieser menschlichen “kognitiven Dissonanz“ seien auf der gesamten Welt unübersehbar. Plöger zeigte in Bildern und kurzen Videos anschauliche Beispiele von schwindenden Gletschern in der Schweiz, dem Schwund des Meereises auf Grönland, von massiven Felsabbrüchen in den deutschen Alpen und von dramatischen Überschwemmungen in Europa.
Kleine Seitenhiebe
Sven Plöger ließe es sich nicht nehmen, bei seinem Vortrag kleine Seitenhiebe auf Politiker zu verteilen. So sprach er das Thema „Tempo 130 auf Autobahnen“ an. Es gäbe genügend Gründe für die Einführung dieser Maßnahme, entsprechend nur zwölf Länder, die keine Geschwindigkeitsbeschränkung hätten. Die meisten davon lägen irgendwo in Afrika, obwohl man sich dort schon bei Tempo 70 das Auto kaputt fahren würde, und in Deutschland. Weil man hier nicht genügend Schilder hätte, wie der ehemalige Verkehrsminister der FDP Volker Wissing seine Ablehnung des Tempolimits behauptete.
Auch gegen den Bundeskanzler wurde gestichelt, hatte der doch behauptet, wir in Deutschland würden nur 2 Prozent der schädlichen Stoffe emittieren und könnten die Welt alleine nicht retten. Die Chinesen würden dagegen die Umwelt wesentlich mehr schädigen. Plöger zeigte sich enttäuscht über diese Aussage von Friedrich Merz. Schließlich sei dieser doch auch in einem seiner Vorträge gewesen. Dann rechnete er vor, dass jeder einzelne Chinese die Umwelt nicht mehr schädigt, als ein deutscher Mitbürger und nur die weitaus größere Bevölkerung in China zu den höheren Werten führe.
Am Ende der rund 90 Minuten sprach Sven Plöger von Respekt. „Aus meiner Sicht gehört der Respekt dazu, zu erkennen, dass es nicht besonders vernünftig ist, alles was man hat, einfach zu zerstören.“ Seine letzten Worte, „Dieser Planet braucht uns nicht, wir aber ihn!“, ging beinahe in großem Applaus unter.

