Tügel in Stade
Stade. Nach mehreren Vorträgen im Bremervörder Museum Hein Meyer hat Manfred Thoden, Pastor der St. Lamberti Kirche Selsingen, nun für die Stader Gesellschaft für Wissenschaft, Wirtschaft und Politik e. V. in den Räumen der IHK Elbe-Weser die Worte des Malerpoeten Otto Tetjus Tügel wieder zum Leben erweckt.
Sehr kurzweilig und vor allem humorvoll schaffte es Thoden, den rund vierzig Gästen seines Vortrags Arbeiten und Wesen des „Bremervörder Malerpoeten“ Tetjus Tügel († 1973 in Bremervörde) näher zu bringen. Neben seiner Berufung als Pastor ist Thoden leidenschaftlicher Leser und Autor. „Lesen ist für mich wie Sauerstoff für mein Gehirn“, sagt er – und auch das Schreiben ist ihm ein inneres Bedürfnis. In seinem Roman „Duwensee – Ein Leben in Weltmeisterschaften“ verbindet er zum Beispiel autobiografische Erlebnisse mit der Regionalgeschichte des Vörder Landes.
Poesie und Malerei
Unter dem Titel „Tetjus Tügel: Poesie und Malerei im Gleichklang“ hob der Theologe in Stade hervor, wie Tügel verbal landstreichelnd Worte zu Bildern im Kopfe werden ließ. Mit seinen Worten habe Tügel selbst das Wort „Landstreicher“ noch positiv konnotieren können. Tügel, 1892 in Hamburg geboren, war ein vielseitiger Künstler, der Malerei, Dichtung und Musik auf besondere Weise verband. Als Mitbegründer der Hamburgischen Sezession prägte er die Kulturszene seiner Zeit. Seine Werke spiegeln eine tiefe Verbundenheit zur Region und eine leidenschaftliche Liebe zur Kunst wider. Den Begriff „Malerpoet“ wählte er selbst – und traf damit den Kern seines schöpferischen Wesens. Thoden, Literaturkenner mit feinem Gespür für Sprache und Geschichten, las und interpretierte Gedichte wie „Evas Frucht“. Textpassagen daraus, wie beispielsweise (aus den 1920er Jahren) „Die Frau kommt hoch. Der Mann vergißt ihr netter Kavalier zu sein. Das Ofenreisig brennt nicht an, die Frau kniet schwangerschwer davor und wie sie nichts erreichen kann, schmiert sie sich auch noch Ruß ums Ohr. Unausgeschlafen bleibt der Mann zubett, bis sie den Kaffee mahlt…“ hätten nichts an Aktualität eingebüßt, so Thoden. Nach gut 60 Minuten war sein Vortrag beendet. Dem schloss sich eine intensive Diskussion über das Leben Tügels an, aus der selbst die zahlreich aus dem Vörder Land angereisten Gäste noch Fakten entnehmen konnten, die sie zuvor nicht gekannt hatten.

