„Kitas sind am Limit“
Was passiere denn mit den Kindern, die heute schon auf einer Warteliste stehen, fragt die Landeselternvertetung der Niedersächsischen Kindertagesstätten. und wie würden die Erzieher:innen reagieren, wenn sie gerade in der aktuellen Streiksituation und dem ohnehin schon ziemlich überlasteten Bereich Kita nun weiteren Aufwand bei gleich bleibendem Personalschlüssel ausgesetzt seien?
Man begrüße es sehr, dass das Anerkennungsverfahren für die ukrainischen Fachkräfte beschleunigt wird. Seit Jahren mangele es in Deutschland an Kitaplätzen und Fachpersonal. Die Eltern in Niedersachsen hatten schon vor den schrecklichen Ereignissen in der Ukraine massive Probleme einen Kitaplatz zu finden. Der geplante Kitaausbau scheitere immer wieder am fehlenden Fachpersonal. Dass man jetzt die Gruppengrößen - bei gleichem Personalschlüssel - einfach erhöhe, um geflüchteten Kindern Plätze anzubieten, sei weder im Sinne der frühkindlichen Bildung sinnvoll, es belaste die ohnehin schon sehr angespannte Lage in den Kitas zusätzlich.
Schon heute seien die Kitas am Limit und hätten große Probleme, Vertretungen für erkranktes Personal zu finden.
Kita als Aufbewahrungsort
Eine Gruppengröße von über 25 Kindern ermögliche kein pädagogisches Arbeiten mehr, schon gar nicht bei traumatisierten Kindern. Spätestens seit Corona und den diversen Kitaschließungen und Notbetreuungen wüsste man, dass die Qualität mehr und mehr leide und Kitas sich zu schlichten
Aufbewahrungsorten entwickeln. Die Leidtragenden seien hierbei die Kinder, die spätestens mit Eintritt in die Schule Defizite mitbringen, die in der Kita nicht aufgefangen werden konnten.
Eine Erhöhung von Gruppenkapazitäten zugunsten der geflüchteten Kinder bedeute auch, dass die Entscheidung, welches Kind diesen zusätzlichen Platz nötiger hat, bei der Kitaleitung liege. Diese Gewissensfrage sei niemandem zuzumuten.
Dass Kinder, die z. B. unter einem Kriegstrauma leiden, die die Sprache nicht sprechen und keinerlei Vertrauensperson in einer Kita haben, einfach in eine Gruppe von bis zu 26 Kindern integriert werden sollen, sei eine Zumutung für alle Beteiligten. Statt die Gruppen einfach zu erhöhen, müsse es jetzt speziell für die Flüchtlingskinder eher kleine Gruppen mit muttersprachlichem Personal geben, die sich die Zeit nehmen, auf jedes Kind einzugehen.
Wo ist die Langzeitstrategie?
Es sei unbestritten, dass das Grundproblem nicht mit einem zusätzlichem Platz je Gruppe gelöst sei. Die Situation in den Kitas verschärfe sich zunehmend, der Fachkräftemangel bleibe ungelöst und die Kita werde zu einem Aufbewahrungsort.
Mit Blick auf die anstehenden Landtagswahlen fordert die Landeselternvertretung von der Politik, sich endlich für mehr Qualität in den Kitas, einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel und bessere Bedingungen für die Fachkräfte einzusetzen.