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Janine Girth

Ein Leben für die Musik - Peter Schwalbe brachte unzähligen Menschen Kultur näher

Peter Schwalbes Büro ist voll mit Ordnern und Dias. An der Wand hängen Erinnerungen älterer und jüngerer Veranstaltungen.  Foto: ui

Peter Schwalbes Büro ist voll mit Ordnern und Dias. An der Wand hängen Erinnerungen älterer und jüngerer Veranstaltungen. Foto: ui

Lilienthal. Peter Schwalbe ist ohne Frage ein Musikkenner und -liebhaber. Der Lilienthaler, der 1940 in Bremerhaven geboren wurde, hat in über 45 Jahren vielen Menschen von nah und fern die Musik näher gebracht. Als schöpferischer Unruhegeist hat er mehrere Jahrzehnte Theaterfahrten und Konzerte verschiedener Genres organisiert. Doch nun ist Schluss.
„Peter, du musst loslassen“, rieten ihm nicht nur seine Freunde, sondern auch seine Frau Ilona, die ihn in allem Schriftlichen unterstützt, redete ihm gut zu. Und es war nicht zuletzt sein Kardiologe, der ihm dringend ans Herz legte, kürzerzutreten. Dann könne man immer noch schauen.
Zahlreiche Aktivitäten
Es fällt dem umtriebigen Mann nicht leicht, das, was er aufgebaut hat, nicht mehr ausüben zu können. Überaus beliebt und über die Grenzen hinaus bekannt, sind seine Amtsgartenkonzerte und die musikalischen Veranstaltungen im Schroetersaal in Murkens Hof. Die Regale in seinem Büro sind voll mit Ordnern, Unterlagen, Zeitungsartikeln. Sie zeugen von den zahlreichen Aktivitäten, von den Opern- und Operettenkonzerten, den Theaterfahrten ... „Ich hatte 15.000 Dias“, sagt Peter Schwalbe, „jetzt sind es nur noch 7.000.“ Er mistet nämlich gerade aus.
Das letzte Konzert für das Kulturamt war das mit Andrea Kathrin Loewig vor drei Wochen. Mit ihr verbindet ihn mittlerweile eine gute Freundschaft. Und er gesteht: „Der Abend war einer der Höhepunkte in Murkens Hof.“ Das allerletzte Konzert, in dem er dann für den Amtsgarten e.V. noch mitmischt, findet am 2. und 3. November statt. Unter dem Motto „Lieder - Schätze“ werden „The Threemotions“ eine kleine Schatztruhe voller Musik aus den Bereichen Musical, Operette, Pop, Jazz und Chanson öffnen.
Musik in die Wiege gelegt
Eigentlich ist Peter Schwalbe gelernter Speditionskaufmann, später, das war im Jahr 1967, „siedelte“ er in das Reisebüro Wolters als Berater für Gruppenreisen um, in dem er in ganz Europa Reisen vermittelte. Aber mit Musik kam er schon sehr früh in Berührung. „Sie wurde mir praktisch in die Wiege gelegt.“ Sein Vater war in den 50er Jahren Pianist und Chefdirigent beim damaligen Norddeutschen Sinfonieorchester in Hamburg.
Schon als Berufsschüler besuchte Peter Schwalbe mit einem Interessentenkreis Konzerte in der Bremer Glocke. Er schmunzelt beim Aufzählen der Stars Benny Goodman, Chris Barber und Louis Armstrong. Damals lebte er noch in Bremerhaven (später zog er nach Bremen). Niemals hat er den Kontakt zu seiner Heimatstadt abgebrochen, im Gegenteil: „Ich habe Leute gesucht, die mit mir dort einen Musikkreis bilden.“ Das waren dann seine musikalischen Anfänge.
Peter Schwalbe organisierte Jazzkonzerte und konnte unter anderem The Old Merry Tale Jazzband verpflichten. Die Jazzband aus Hamburg ist vielen aus Funk und Fernsehen bekannt („Am Sonntag will mein Süßer mit mir Segeln geh‘n“).
Hobby und Beruf ausleben
„Ich bin nie stehen geblieben, habe immer etwas Neues gesucht“, sagt Peter Schwalbe. In seinem Job im Reisebüro hatte er das große Glück, Beruf und Hobby, nämlich Reisen und Musik, auszuleben. So unternahm er ab 1968 regelmäßig Musicalfahrten nach Hamburg. Er erinnert sich noch ganz genau an die erste Veranstaltung. Das war „Hair“ - und „eine wunderbare Erfahrung“. Das war auch ganz im Sinne seines Chefs, denn statt mit einem Bus war Peter Schwalbe nun mit elf Bussen unterwegs.
Liebe zum Stadttheater
Eine ganz besondere Verbindung bestand mit dem Stadttheater Bremerhaven, das die Idee hatte, ganze Vorstellungen an Peter Schwalbe zu verkaufen. Seine ersten Kunden waren die St.-Willehadi-Kirche in Osterholz-Scharmbeck, die AWO Worpswede und die Gemeinde Lilienthal. Die Theaterfahrten waren der Renner, und schon bald kamen weitere Vereine hinzu. „Im Laufe der Jahre waren das 160, die mit mir nach Bremerhaven gefahren sind.“ Das war natürlich nur dank dem Engagement Peter Schwalbes möglich. „Pro Spielzeit habe ich dem Stadttheater zwischen 16.000 und 18.000 Karten abgenommen.“ Für ihn selbst war es eine große Freude, dass er so viele Menschen für Schauspiel, Oper, Operette, Ballett begeistern konnte. Insgesamt habe er in der Zeit von 1974 bis 1999 500.000 Menschen nach Bremerhaven bewegt. Dafür bedankte sich das Ensemble bei ihm mit einem Galakonzert, zu dem er 450 Gäste mitbringen durfte. Im Jahr 1999 erkrankte Peter Schwalbe, sodass er in den Ruhestand geschickt wurde. Die Theaterfahrten durfte er allerdings weiter organisierten, auf 450-Euro-Basis. So blieb er dem Stadttheater bis 2006 weiterhin treu.
Besondere Begebenheiten
Ein ganz besonderes Erlebnis für ihn war die Begegnung mit dem Operntenor Apcar Minas. Mit ihm hat er 1985 eine Langspielplatte mit Opern und Operettenliedern produziert. Das war im Studio Nord von Ronny in Bremen, der eines der schönsten und größten Studios in Norddeutschland hatte. Hier nahmen Heintje, Nena, Costa Cordalis und Anneliese Rothenberger - um nur einige zu nennen - ihre Alben auf.
Es gab aber noch eine weitere Begebenheit, an die er gern zurückdenkt. Mit dem von ihm gegründeten Musikkreis „Freunde von Peter Schwalbe“ reiste er nicht nur durch ganz Europa, sondern auch nach New York, wo seine Halbschwester Conne lebt. Sie war die rechte Hand des Intendanten der Metropolitan Opera und hat es tatsächlich ermöglicht, dass ihr Bruder mit 120 Musikfreunden als VIPs die Premiere von La Traviata mit Placido Domingo erleben durfte.
Konzerte auf dem Bauernhof
Seinem guten Draht zu den Landfrauenvereinen sind ebenso die Hofkonzerte bei Annelore Holsten in Waffensen zu verdanken. Als Veranstalter hat sich das Niedersächsische Landvolk zur Verfügung gestellt und als Sponsoren die Volksbanken. „Oper und Operetten auf dem Bauernhof“ - im Kuhstall mit 280 Plätzen - kamen immer sehr gut an.
Der letzte Mohikaner
2005 war Peter Schwalbe der Mitbegründer des Amtsgartenvereins. Hier hatte er das Amt für Öffentlichkeit und Marketing inne, was er heute immer noch macht. Ich bin der letzte Mohikaner, der vom alten Vorstand noch übrig geblieben ist, sagt er mit leiser Stimme. Vor der Gründung des Amtsgartenvereins fand im Juli 2005 bereits das erste Amtsgartenkonzert statt, und inzwischen gibt es diese Konzerte alle zwei Jahre. Rund 4.500 Musikbegeisterte strömen dann an zwei Tagen in den Amtsgarten, um sich mit berühmten Opern- und Operettenmelodien berieseln zu lassen. Neben den Amtsgartenkonzerten ist er dann von 2007 bis 2010 für den Kunstverein Lilienthal und ab 2015 für das Lilienthaler Kulturamt aktiv geworden mit wunderbaren Konzerten in Murkens Hof im Schroetersaal. Auch vom Amtsgartenverein werden inzwischen zwei Konzerte jährlich im Schroetersaal angeboten, die Peter Schwalbe maßgeblich mitorganisiert.
Sein letzter Part für das Kulturamt waren Ende Mai zwei Jacques-Brel-Konzerte mit Andrea Kathrin Loewig. „Ich habe jetzt etwas mehr Zeit für meine Familie und Enkelkinder“, freut er sich.


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