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Patrick Viol

Wie zusammenleben?: Neue Austellung in Worpsweder Museen

Worpswede (pvio). Im Barkenhoff und in der Großen Kunstschau ist ab Sonntag die lohnenswerte Gemeinschaftsausstellung „WIR. Bilder für eine neue Kunst des Zusammenlebens“ zu sehen.

Bei dem ganzen falschen Gemeinschaftsgeplänkel, das den Anfang der Pandemie begleitete, ist es erfreulich, dass diese Ausstellung bereits 2019 von Beate C. Arnold und Jörg van den Berg konzipiert und nur wegen Corona verschoben wurde.
Nicht, dass Arnold und van den Berg, hätten sie die Ausstellung 2020 konzipiert, auf der Gemeinschaftskitschwelle geschwommen wären. Aber gerade weil das Konzept älter ist als die Pandemie, hat die Ausstellung etwas Erfrischendes, auch wenn einige Werke sich den Betrachter:innen durch die Pandemieerfahrung und dem, was sie uns an Schlaglöchern in der gesellschaftlichen Struktur offenlegte, nun anders darstellen.
Aber man bleibt hier von einem angedrehten Versuch, die Pandemie künstlerisch zu reflektieren, verschont und kommt daher an und mit dem, was es zu sehen gibt, zu etwas Grundsätzlichem; zu etwas grundsätzlich Problematischem, das eine Beschäftigung mit der Pandemie vielleicht nur angekratzt, gar verdeckt hätte. In der Ausstellung gelangt man zu den in unserer Gesellschaft herrschenden und in ihr unauflösbaren Widersprüchen und Konflikten im Verhältnis von Ich und Wir, Du und Ich, Subjekt und Gesellschaft, letztlich: von Allgemeinem und Besonderem. Das Wir, auch wenn der Titel der Ausstellung das etwas nahe legt, wird hier nicht als das Richtige gegenüber dem Ich affimiert, wie es alle Krisenideologien von links bis nach rechts tun, sondern in all seiner Ambivalenz dargestellt. Das dialektische Verhältnis: dass es ohne Ich kein Wir und kein Wir ohne ein Ich gibt; dass das Vereinzelte aber immer vom Allgemeinen bedroht wird und doch ohne es nicht sein kann - dieses Verhältnis gelangt im Barkenhoff und der Großen Kunstschau sowohl in den verschiedenen Werken von Heinrich Vogeler und Paula Modersohn-Becker über Alexej Meschtschanow, Wolfgang Laib und Jost Wischnewski bis hin zu Sandra Boeschenstein und Young-Jae Lee als auch in der Ausstellungsdramaturgie eindrucksvoll zu seinem künstlerischen Ausdruck.
Dazu kann man nur sagen: Hingehen und angucken. Was ab dem 21. Juni auch täglich geht. In der Zeit von 10 bis 18 Uhr.


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