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Amelie Nobel

Manfred Thoden erfindet einen norddeutschen Pater Brown

Selsingen/Worpswede. Im ersten Kriminalroman des Selsinger Pastors spielen das Künstlerdorf Worpswede und das ehemalige Lager Sandbostel eine zentrale Rolle. Im Interview verrät der Autor aus Ölkershusen unter anderem, woher seine Ideen kommen.
Manfred Thoden plant insgesamt vier Bücher, die jeweils eine Jahreszeit in den Fokus rücken.

Manfred Thoden plant insgesamt vier Bücher, die jeweils eine Jahreszeit in den Fokus rücken.

Eigentlich sehnt sich Thees Thoden, als er nach Worpswede zieht, vor allem nach Ruhe, doch dann wird in der Galerie seiner Freundin plötzlich eingebrochen und die Ereignisse in Worpswede überschlagen sich. So beginnt der erste Krimi „Sommerabend in Worpswede- ein Krimi voller Kunst“, von Pastor Manfred Thoden.
In seinem Krimi wirft er einen neuen Blick auf die Worpsweder Kunstgeschichte und schafft mithilfe von verschiedenen Formaten, die immer wieder die klassische Romanform brechen, ein abwechslungsreiches Leseerlebnis. Mit seinem Krimi möchte Manfred Thoden die Lesenden nicht überfordern, ihnen aber die Möglichkeit geben, sich intensiv mit Worpswede zu beschäftigen, dem Ort, der Thoden schon lange fasziniert.
 
Wie viel Zeit ist seit der ersten Idee für das Buch „Ein Sommerabend“ vergangen?
 
Die erste Idee entstand im Sommer 2018, in meinem Sommerurlaub. Da habe ich Ideen gesammelt, was ich nochmal schreiben möchte. Und da hatte ich auch die zaghafte Idee, dass es mal etwas mit Kunst und Worpswede sein könnte. Ich habe hin und her überlegt und es hat damit angefangen, dass ich dachte, 4 Bücher über Worpswede, die jeweils sich an einer Jahreszeit orientieren, könnten interessant sein.
 
Welche Bedeutung hat das Schreiben denn für Sie und wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
 
Ich bin in eine kleine Volksschule gegangen und dort hatten wir einen Lehrer, der mit uns Schreiben geübt hat. Wir durften die ganze Zeit Themen beackern und er hat dann eine Druckerei gekauft, wo wir jedes Jahr ein Jahrbuch gemacht habt. Wir konnten also von der ersten Klasse an Geschichten veröffentlichen. Von da an war es mein Traum, Bücher zu schreiben und zu veröffentlichen.
 
Woher kommen die Ideen für Ihre Bücher?
 
Manchmal habe ich einen kreativen Schub, bei dem mir der Plot einfällt. Vieles, was ich höre, wie z.B. interessante Anekdoten findet Einzug. Für das Buch „Sommerabend in Worpswede“ habe ich mir vor allem meinen Freundeskreis als Vorbild für die Figuren genommen und ihnen ganz viel angedichtet.
 
Ein Sommerabend in Worpswede ist Ihr erster Krimi. Wie kam es dazu, dass Sie sich in diesem Genre ausprobiert haben?
 
Meine Frau liest sehr viele Krimis und im Sommer 2020 hat mir mein Kollege die Krimis von Martin Walker ausgeliehen. Als ich die durchgelesen habe, meinte meine Frau zu mir: Nimm keinen einsamen Helden als Hauptfigur, sondern der muss einen Freundeskreis haben, mit dem er die Geschichte zusammen erlebt. Mein Verleger hat schon länger zu mir gesagt, dass ich einen Krimi schreiben soll, am besten mit einem norddeutschen Pater Brown.
 
Die Hauptfigur Ihres Romans heißt Thees Thoden. Wie viel von Ihnen steckt in ihm und den anderen Figuren?
 
In meinem ersten Buch habe ich mich genommen und aus mir Kai Duwe gemacht (Pastor und einer der Hauptfiguren in Sommerabend in Worpswede). Natürlich ist Einiges trotzdem erfunden. Ich habe mir dann überlegt, was noch aus mir hätte werden können. Und so ist die Figur Thees Thoden entstanden. Normalerweise vermeide ich meinen eigenen Namen zu nehmen, aber weil die Thodens aus Worpswede stammen, habe ich da mal eine Ausnahme gemacht.
 
In ihrem Buch spielt auch die Worpsweder Kunst eine große Rolle, ist das ein Thema, das sie persönlich interessiert?
 
Mein Volksschullehrer hat damals auch schon Fahrten mit uns nach Worpswede gemacht und mit uns Grundschülern eine richtige Kunstbetrachtung eingeübt. Seitdem haben mich Worpswede und die Kunst immer begleitet.
 
Neben der Kunst finden auch noch andere Interessen von Ihnen Einzug in das Buch, z.B. die Literatur, die Religion, das Plattdeutsche, die deutsche Geschichte...
 
Wer das Buch gelesen hat, weiß am Ende, was den Thoden interessiert. Ich lese eben wahnsinnig gerne, am allerliebsten die großen deutschen Romane von Fontane und Thomas Mann.
 
Was lesen Sie denn gerade?
 
Ich habe eigentlich überall im Haus Bücherstapel herumliegen, die ich lese. Aktuell lese ich gerade die Matzbach-Krimis von Gisbert Haefs, die Biografie „Hope Street“ von Campino und eine Kafka-Biografie.
 
Ihr Buch spielt an vielen bekannten Orten in Worpswede, wie z.B. dem Niedersachsenstein. Haben Sie auch an den Orten direkt geschrieben?
 
Direkt geschrieben habe ich in Worpswede nicht. Ich habe erstmal viel gelesen, z.B. die Tagebücher von Paula Modersohn. Ende April sind meine Frau und ich mit dem Rad nach Worpswede gefahren und da sind wir dann alle Stellen abgefahren, damit es möglichst faktensicher ist, auch wenn manche Schauplätze im Buch erfunden sind.
 
An wen richtet sich Ihrer Meinung nach ihr neues Buch? Hatten Sie schon eine Zielgruppe beim Schreiben im Kopf?
 
Ich schreibe erstmal so, dass es mir gut gefällt. Meine ganzen Interessen fließen in die Geschichte hinein. Das Buch richtet sich vor allem an die Leute, die sich intensiv mit Worpswede beschäftigen wollen. Denen wollte ich nochmal, vor allem kunstgeschichtlich etwas Neues bieten. In erster Linie wollte ich ja einen Krimi mit Finale schreiben, der norddeutsch humorvoll ist und die deutsche Geschichte und die Geschichte unserer Region auslotet, damit man auch die Untiefen unserer Geschichte weiter ernst nimmt.
 
Insgesamt sind erstmal 4 Bücher geplant, die jeweils eine Jahreszeit in den Fokus rücken…
 
Der erste Band „Sommerabend in Worpswede“ hört ja auf mit dem Satz „das riecht nach Herbstluft in Worpswede“ Da setzt jetzt der zweite Band an, an dem ich gerade schreibe. Die Ideen für die Folgebände sind aber schon gesammelt.
 
Sie haben auch eine Lesung geplant…
 Die Lesung findet als 2G Plus Variante am 12. Dezember um 17 Uhr im Melkhus in Deinstedt statt. Anmelden kann man sich beim Melkhus direkt unter der Telefonnummer 04284/328 oder bei mir unter 04284/528. Die Plätze sind allerdings begrenzt. Ich hoffe, bald auch eine Lesung in Worpswede machen zu können. Herr Thoden, vielen Dank für das Gespräch.


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