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Hilfe für Mazedonier gesucht

Schwanewede (jm). Die Ökumenische Initiative für Flüchtlinge sucht dringend Hilfe für Uzeir Betjula.
Uzeir Betjula mit seiner Familie in Schwanede. Die Ökumenische Initiative für Flüchtlinge möchte Betjula bei seiner Suche nach einem Arbeitsplatz unterstützen.  Foto: Das BLV/Nadine Döring

Uzeir Betjula mit seiner Familie in Schwanede. Die Ökumenische Initiative für Flüchtlinge möchte Betjula bei seiner Suche nach einem Arbeitsplatz unterstützen. Foto: Das BLV/Nadine Döring

Der 36-jährige aus Nordmazedonien ist seit Februar zu Besuch bei seiner Familie in Schwanewede und muss das Land jetzt wieder verlassen. Betjula möchte zurückkommen und legal in Deutschland leben. Ein Arbeitsvertrag könnte helfen.
Uzeir Betjula stammt aus der Stadt Skopje in Nordmazedonien. Ursprünglich wollte der 36-jährige seine Lebensgefährtin und ihre drei Kinder besuchen - das macht er seit einigen Jahren in regelmäßigen Abständen. Diesmal wurde die Rückreise, die er nach 90 Tagen antreten sollte, von Corona verzögert.
Betjulas Lebensgefährtin Djansever Mustava lebt seit 2015 in Deutschland, das Paar kam zunächst gemeinsam nach Warburg. Zuvor hatten die beiden bereits in Frankreich gelebt, wo auch ihre beiden Kinder geboren wurden. Zwischenzeitlich gab es Probleme in der Beziehung, das dritte Kind der Familie stammt von einem deutschen Vater. Mustava durfte deshalb in Deutschland bleiben, Betjula musste wieder zurück nach Nordmazedonien.
 
Belastung für die Kinder
 
Inzwischen hat sich das Paar ausgesprochen, möchte zusammenleben und auch heiraten. Uzeir Betjula lebt im Haus seiner Eltern in Skopje und kommt regelmäßig zu Besuch nach Deutschland. Immer wieder von ihrem Vater Abschied nehmen zu müssen, belaste vor allem die Kinder, berichtet er. Seitdem er das Land im Februar Richtung Deutschland verlassen hat, hat sich die Corona-Pandemie weltweit verschlimmert, Nordmazedonien ist besonders stark betroffen. Betjulas Rückreisetermin verzögerte sich und er beschloss, vorerst nicht nach Nordmazedonien zurückzukehren - auch, weil er dort keine Arbeit findet.
Bei einem Rechtsanwalt in Bremen erkundigte er sich, ob es eine Möglichkeit gäbe, in Deutschland zu bleiben. Zu den Gesprächen lud Betjulas Lebensgefährtin auch Gudrun Chopin von der Ökumenischen Initiative für Flüchtlinge ein, die ihr bereits beim Umzug nach Schwanewede geholfen hatte. Vom besagten Anwalt gab es leider keine guten Nachrichten. „Er muss das Land jetzt verlassen“, berichtet Chopin von den Gesprächen.
 
Neues Gesetz macht Hoffnung
 
Angesichts der Corona-Situation in Mazedonien mache sie sich Sorgen um Betjula, sagt Chopin. „Die Quarantäne-Bedingungen dort sind ein Graus. In der Nachbarschaft, wo seine Eltern leben, sind gerade zwei Menschen verstorben.“ Dennoch gebe es nach Gesprächen mit der Ausländerbehörde des Landkreises Osterholz Hoffnung für die Familie. Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das seit März gilt, ermöglicht ein beschleunigtes Antragsverfahren für Menschen, die einen Arbeitsplatz in Deutschland haben. „Die Ausländerbehörde hat uns mehrere Wege aufgezeigt. Das neue Gesetz bringt Erleichterungen, die ich nicht für möglich gehalten hätte“, sagt Chopin. Nun hoffe sie, bald einen Arbeitgeber für Betjula zu finden. Mit einem Arbeitsvertrag in der Tasche könne die Einreise nach Deutschland innerhalb weniger Monate gelingen, habe sie von der Ausländerbehörde erfahren.
 
Diskriminierungs- und Gewalterfahrung
 
Betjula hat in seiner Heimat eine dreijährige Ausbildung zum Sanitärinstallateur absolviert, besitzt einen Gabelstaplerführerschein und den Führerschein der Klasse B. Dass er nach seiner Lehre in diesem Beruf keine Anstellung fand, hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass Betjula zur Minderheit der Roma gehört, die in Nordmazedonien Diskriminierungen und Gewalt ausgesetzt sind. Da gehört es noch zu den kleineren Problemen, wenn der Chef einer Firma im Bewerbungsgespräch nach der ethnischen Zugehörigkeit fragt. Seine Lebensgefährtin habe beispielsweise - wie viele Romni - gar nicht erst die Schule besucht. „Ich bin nur einen Tag zur Schule gegangen. Ich wurde gleich geschlagen. Dann blieb ich zu Hause“, erzählt Djansever Mustava. Ähnlich ging es Uzeir Betjula und seinem Zwillingsbruder: „„Sie nennen uns Zigeuner, wir sind nichts wert. Am ersten Tag, als ich mit meinem Zwillingsbruder zur Lehre fuhr, hat man mich im Bus geschlagen und meine Schuhe geklaut.“
 
Nur einen Arbeitgeber finden
 
Nach der Ausbildung arbeitete Betjula unter anderem als Taxifahrer, in einer Möbelspedition, als Gebäudereiniger, Lagerarbeiter und Stapelfahrer. Er spricht Mazedonisch, Serbisch, Kroatisch und hat Grundkenntnisse in Russisch, Französisch, Englisch und Deutsch. „Ich habe den Eindruck, dass Herr Betjula sehr gut in unseren Arbeitsmarkt passen würde“, sagt Gudrun Chopin, die ihm nun helfen möchte, einen Arbeitsplatz zu finden. Interessierte Arbeitgeber*innen können sich unter 042 09/2400 oder gchopin@gmx.de melden.


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